C•35 Enttäuschung

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Nika P.o.V

Ich saß alleine auf der Bank und beobachtete die anderen aus der Schule. Aus dem Augenwinkel konnte ich Lucia und Tim erkennen. Er schubste sie weg, sie saß auf dem Boden und er verschwand. Er liebte Stegi wirklich. Er war wirklich schwul. Und er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Mir lief schweigend eine Träne die Wange hinunter. Ich hatte jeden enttäuscht. Vorallem hatte ich Marcel enttäuscht. Mit der Behauptung, dass Tim mich vergewaltigte und dass ich von der Wette wusste, zerbrach sein Herz. Er vertraute mir blind, aber ich enttäuschte ihn. Genau wie Stegi.
Stegi.
Er war immer in guten und in schlechten Zeiten für mich da gewesen. Wie konnte ich ihn nur so dermaßen hintergehen? Ich war ein Idiot! Wahrscheinlich dachte Stegi daran, die Freundschaft ganz aufzulösen. Würde mir eigentlich recht geschehen, aber er war mein bester Freund und ich wollte ihn auf keinen Fall verlieren. Ich schaute rauf und sah Lucia, die ihr Haar nach hinten warf und Tim und Luis einen Killerblick hinterherwarf. In dem Augenblick kam mir die Szene vor Augen, als ich von der Wette erfahren habe.

Wir hatten Freitag Vormittag. Das Thema, was wir in Sport hatten, war Basketball. Jedes Mädchen hasste Basketball. Ich tat so, als würde ich es auch hassen, aber innerlich schwärmte ich nur davon, weil Tim Basketball liebte. Die Stunde war vorbei und wir zogen uns in der Umkleide um. Lucia, Lia, Sofie, Laura und ich waren noch die einzigen, die sich umziehen mussten. Wir redeten über dies und das und dann, plötzlich, wie aus dem Nichts, haute Lucia raus, dass Stegie eine Wette sei und Tim ihn nur benutzen würde, um an ihr ran zu kommen. Ich konnte meine Gefühle nicht richtig deuten.
Wut.
Angst.
Erleichterung. (?)
Wut, weil ich wusste, dass Tim Stegi nur benutzen würde.
Angst, weil ich davon wusste und Stegi dermaßen sauer und enttäuscht sein würde.
Eleichterung, weil Stegi Tim wenig bedeutete und ich ihn für mich haben würde.

Ich verstand das nicht so genau. Ich war mit Marcel glücklich, trotzdem entwickelte ich in derselben Zeit Gefühle für Tim. Tim. Meine 1. große Liebe. Warum? Er hat mich schließlich auch benutzt.

Ungewollt lief mir eine Träne die Wange hinunter.

„Nika, Stegi ist doch dein bester Freund, oder?", Lucia lächelte mich an. Ich nickte und schaute hilfesuchend zu Sofie rüber. „Dann kannst du ihm das ja sagen.", die drei gackerten und ich fühlte mich sowasvon mies. Wenn Stegi erfahren würde, was ich wusste, wäre ich schon tot.

Ich habe ihn für immer verloren.
Stegi.
Wieder lief mir eine Träne die Wange hinunter und ich schluchzte.

Ich diskutierte mit Stegi und Tobi, dass Tim mich vergewaltigt hätte, was nicht stimmte, aber das wussten die anderen nicht. Dann kam Lucia und ich verlor die Kontrolle über meinen Körper. Ich lachte mit ihr Stegi aus und dann, wie aus dem Nichts sagte sie, dass Stegi eine Wette sei. Mir blieb das Lachen im Hals stecken und ich starrte ihn wortlos an. Stegi liefen Tränen die Wange hinunter und er schaute mich an: „Und du wusstest davon?". Ich nickte still und er rannte weg. Tobi schaute mich entsetzt an und rannte ihm hinterher. Dann wandte ich meinen Blick von meinen Schuhen ab und schaute hoch zu Marcel. Er schaute mich verletzt an.

Plötzlich spürte ich die Nähe eines Menschen. Marcel setzte sich zu mir und schaute mich gespannt an. Er war still und schwieg mit mir. Ich hasste es, wenn er schwieg. Ich konnte den Damm, der sich aufbaute, nicht mehr halten und brach in Tränen aus. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und er umarmte mich. Ich war so ein Trottel. Ich hatte meine besten Freunde verloren und habe meine Liebe enttäuscht.

Stegi P.o.V

Nachdem ich gefrühstückt habe, ging ich hoch in mein Zimmer und schaute mich um. Anscheinend hatte mein Dad das Zimmer renovieren lassen, denn vor einem Jahr sah es ganz anders aus. Dann fiel mir plötzlich etwas ein und ich schlug mir mit der Hand heftig gegen die Stirn. Ich hatte vergessen, meine Sachen einzupacken. Langsam ging ich auf den großen Kleiderschrank zu und öffnete ihn. Mein Mund klappte sich auf und meine Augen weiteten sich. Der Kleiderschrank war voll mit Markenklamotten. Ich ließ meine Hand die Tshirts und Pullover langgleiten und entdeckte einige Marken: Gucci, Puma, Nike, Louis Vitton....

Dad war zwar reich, aber ich gewöhnte mich immernoch nicht daran. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass meine Eltern reich wären. Aber es war nunmal so und ich konnte nichts daran ändern. Man sah Dad nicht an, dass er reich war, weil er nie damit angegeben hatte oder ähnliches. Man sah es nur, weil wir ein großes Haus hatten, ein schönes, teures Auto und eine Putzfrau, aber das hatte noch lange nichts zu bedeuten.

Seufzend schmiss ich mich rückwärst auf mein Bett und schloss langsam meine Augen. Mit dem Gedanken an eine Person schlief ich ein:
Tim.

It hurts. | #stexpert ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt