C•40 Enttäuscht und verletzt

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Stegi P.o.V

Nika hatte sich bei mir geduscht und ich richtete für sie ein Zimmer im 1. Obergeschoss ein. Sie war zu mir gekommen und hat mit mir geredet. Ich habe ihr aufmerksam zugehört und ihre Entschuldigungen angehört.

„Ich weiß, dass du sauer bist, aber...", ich fiel ihr ins Wort: „Ich bin nicht sauer. Ich bin enttäuscht und verletzt.", sagte ich kalt und verließ ihr Zimmer. Irgendetwas in mir wollte ihre Entschuldigungen nicht annehmen, obwohl ich mich nach ihr sehnte. Sie war alles für mich gewesen, jedoch hatte sie mich enttäuscht.

Ich saß an meinem Schreibtisch und hatte ein Zeichenblock vor mir liegen mit einem Bleistift in der Hand. Immer, wenn es mir schlecht ging, half das Zeichnen. Ich hatte lange nichts mehr gezeichnet, deswegen versuchte ich, meine Gefühle auf Papier zu bringen. David war gegangen, während Nika duschte. Er wollte bleiben, doch ich wollte es aus irgendwelchen Gründen nicht. Ich wollte meine Ruhe haben, die ich letztendlich auch bekam.

Ich setzte mit dem Bleistift auf das Papier an und drückte fest auf den Punkt, bis die Miene des Bleistiftes zerbrach. Wütend stand ich auf, biss die Zähne aufeinander, drehte mich, bis mein Blick wieder auf den Schreibtisch gerichtet war und warf mit voller Wucht den zerbrochenen Stift, den ich in meiner Hand hatte, an die Wand. Der Stift zerbrach wieder, fiel auf den Boden und hinterließ an der Wand einen grauen Fleck. Ich setzte mich auf mein Bett und legte mein Gesicht in meine Hände. Leise fing ich an, zu weinen.

Ich war für den Jungen, den ich über alles liebte, einfach nur eine Wette gewesen.

Noch mehr Tränen kullterten meine Wangen hinunter und machten Halt an meinem Kinn.

Ich war nichts für ihn.
Nichts.

Das stille Weinen verwandelte sich in ein lautes Schluchzen und mehr Tränen fanden die Wege, meine Wange runterzukullern. Ich hielt das Ganze nicht mehr aus. Der Streit mit Nika und die Wette von Tim.

Tim.

Ich hob meinen Kopf und schüttelte ihn sofort. An ihn zu denken, machte mich schwach. Er sollte nächste Woche nicht sehen, dass es mir wegen ihm schlecht ging. Im Gegenteil. Er sollte sehen, dass ich ihn verachtete und ohne ihn glücklicher lebte. Noch eine Träne lief meine Wange hinunter. In der Zeit, in der ich mit ihm zu tun hatte, war ich einer der glücklichsten Menschen der Welt. Ich konnte nicht verstehen, wie von heute auf morgen sich das schlagartig änderte.

Rose.

Oh mein Gott. Ich hatte sie völlig vergessen. Lucas meinte, dass sie auf mich stehen würde und sie sich gerne mit mir verabreden würde. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Wie konnte man sich in mich verlieben? Ich wiederhole...in mich? Ich wischte mir die Träne weg und schluchzte einmal. Wieso weinte ich überhaupt wegen Tim? Ich konnte mich auch schließlich in andere verlieben! Es gab nicht nur Tim!

Rose.

Irgendwie hatte ich das Verlangen nach ihr und ihren Lippen. Ich war schwul, trotzdem schaffte sie es, meine Gefühle durcheinander zu bringen. Wie? Wie schaffte sie das? Es gab nur eine einzige Lösung und die war, dass sie mit Tim verwandt war. Ich lachte laut auf, weil der Gedanke zu absurd war. Er wurde schließlich von seinem Vater misshandelt und er hat nie ein Wort über seine Geschwister fallen lassen. Ich hörte auf zu lachen, weil Tim mich vielleicht sogar angelogen hat. Vielleicht war seine Vergangenheit nur ausgedacht.

Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und sagte nichts mehr. „Alles ok?". Ich hob seinen Kopf an und schaute ihm in seine braunen Augen. Schweigend lief ihm eine Träne die Wange hinunter. War seine Vergangenheit wirklich so schlimm? Er schlang seine Arme um meinen Nacken und küsste mich.

War das Schauspielerei oder war das Ernst? Ich wusste es nicht. Irgendwie kam mir die Erinnerung an die Nacht, in der er mir seine Vergangenheit anvertraut hat, realistisch und nicht ausgedacht vor. Er hatte wirklich geweint.

Na und? Das hat nichts zu bedeuten!

Wirklich nicht.....?

Ich warf rasch die Erinnerung weg und dachte weiter nach. Sie waren nicht verwandt. Außerdem hatte auch Rose keine Ähnlichkeit mit Tim. Klar, sie war schön, aber das hieß noch lange nicht, dass sie mit ihm verwandt war.

Ich musste an sie denken. Sie war so ein wunderschönes Mädchen. Wie konnte so eine, wie sie, in mich verliebt sein? Ich hoffte inständig, dass Lucas mich verarschte. So eine wie sie stand eher auf welche wie Tim.

Tim.

Schon wieder. Schon wieder musste ich an ihn denken. Ich nahm mein Handy und hörte Musik. Das war ja schließlich die beste Ablenkung.

Been waiting for a lifetime for ya.
Been breaking for lifetime for ya.
Wasn't looking for love 'til I found you.
oh na na eh.
For love 'til I found you.
ohhhh.

Das Lied, was ich mit Tim in Verbindung brachte. Sofort schaltete ich um.

Burn me down 'til there's nothing left.
I would scream your name
with my last breath.

Schon wieder. Ich legte mein Handy ganz beiseite und schaute wortlos an die Wand. Wie kam es dazu, dass ich so einen Wutanfall hatte?, fragte ich mich, während ich den Fleck an der Wand betrachtete. Die Antwort war klar und deutlich: Tim. Warum war das alles eigentlich passiert? Warum musste außgerechnet ich ihn kennenlernen? Warum musste er außgerechnet mich enttäuschen und verletzten?
Warum?

It hurts. | #stexpert ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt