C•36 Rose

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Ich blinzelte ein paar Mal und stand langsam auf. Ich schaute auf die Uhr und bei dem Anblick wären meine Augen fast rausgefallen. Wir hatten schon 16 Uhr und ich zog mir schnell eine kurze Hose und ein langes Shirt an. Ich taumelte die Treppen hinunter, stolperte zur Tür und riss sie auf. Ein erleichteter David stand vor mir und ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus: „Ich dachte, du kommst nicht mehr.". „Habe geschlafen, sorry.", ich kratzte mich am Hinterkopf. „Wollen wir spazieren gehen?", er schaute mich immernoch an. Ich nickte: „Warte, ich schreibe kurz Dad.". Ich ging ins Wohnzimmer, was einen Anschluss zur Küche hatte und nahm einen kleinen Zettel und einen Kugelschreiber aus der Schublade.

Lieber Dad,
Ich bin mit David draußen. Melde dich  einfach, wenn du da bist. Ich will mit dir heute Abendessen. :)
Stegi

Ich ließ ihn so auf den Tisch liegen, legte aber noch die Vase halb drauf, damit der nicht weg flog. Ich schloss die Tür und ging mit David die Straßen entlang. „Wie geht es dir?", unterbrach er die Stille. „Gut, dir?", log ich und lächelte. Er blieb abrupt stehen und zog eine Augenbraue hoch: „Nicht mit mir, du kannst mich nicht anlügen.". Ich seufzte einmal und versuchte ihm die ganze Situation zu erklären. Er hörte mir aufmerksam zu und nickte verständnisvoll. „Ich mag es nicht, darüber zu reden.", sagte ich zuletzt. „Kann ich verstehen.", er nickte. Wir waren an dem Spielplatz in unserer Gegend angekommen und setzten uns auf die Bank. Ich zog mein rechtes Bein an und schaute auf das Klettergerüst. „Was willst du tun? Bzw. Was hast du jetzt vor?", unterbrach er die kurze Stille, die kurz zwischen uns herrschte. Ich antwortete nicht darauf, sondern horchte dem Wind, der an meinen Ohren rauschte und die Blätter mit sich zog. „Ich habe absolut keine Ahnung.", sagte ich nach einer Weile.

Nach einer langen Zeit, in der wir schwiegen, hörten wir Musik und Stimmen, die immer lauter wurden. Anna, Joel, Timo, Lena, Nick, Lucas und ein Mädchen, was ich nicht kannte, betraten den Spielplatz. Als sie uns bemerkten, lächelten sie. Wie sehr ich diese doofen Menschen vermisst habe. Ich habe sie alle nur durch David kennengelernt, seitdem waren wir gut befreundet. „Stegi, was ein Wunder, dich hier wieder zu sehen.", Joel gab mir einen High Five. „Wie läuft's im Leben?", fragte Lena und umarmte mich. „Siehst gut aus.", lächelte Lucas und gab mir ebenfalls einen High Five. Ich umarmte noch die anderen und dann war da dieses Mädchen, was ich noch nie gesehen habe. „Das ist Rose. Sie ist seit 6 Wochen hier in Petershagen und neu auf unserer Schule.", er stellte sie mir vor. „Rose, das ist Stegi. Er ist ein alter Kumpel von uns, der leider nicht mehr hier lebt.", er haute mir leicht gegen die Schulter. „Oh, ich habe schon vieles von dir gehört.", lächelte Rose mich an und zugegeben, Rose war ein echt hübsches Mädchen. Braune, aber kurze Haare, die ihr bis zu den Schultern gingen, blaue, strahlende Augen, wenige Sommersprossen, ein süßes Lächeln und ein gut gebauter Körper. Wenn ich nicht schwul wäre, hätte ich mich wahrscheinlich in sie verliebt. „Ich hoffe nur gutes.", lachte ich und sah Lucas an, der ebenfalls lachte. Sie reichte mir die Hand: „Es freut mich, dich kennen zu lernen.". Ich nahm die Geste freundlich an: „Die Freude ist ganz meinerseits.", lächelte ich.

Ehrlich gesagt hatte ich mir den Nachmittag anders vorgestellt, aber das hier war besser. Die anderen ließen mich meine Sorgen vergessen und für einen Augenblick war ich dermaßen glücklich wie nie zuvor.

Wir spielten ein paar Spiele, lachten, hörten Musik oder redeten einfach. Immer, als ich lachte, konnte ich die Blicke von Rose auf mir spüren und als ich sie anschaute, guckte sie entweder weg, oder wurde rot und starrte vor sich hin. Irgendwie komisch....
Dann kam ein Einfall von Anna: „Lasst uns doch Wahrheit oder Pflicht spielen.". Wir tauschten die Blicke aus und nickten dann. „Und was benutzen wir als Flasche?", fragte aufeinmal Nick. „Auf dem Spielplatz gibt es immer was zu finden....", sie lief umher und fand dann schließlich etwas im Gebüsch. Als sie wieder kam, hielt sie eine Flasche Bier in der Luft. „Wer weiß, was damit alles passiert ist.", entgegnete Lena angeekelt. „Dann drehe ich sie halt immer.", stöhnte Anna genervt und rollte die Augen. Ein paar Runden vergingen und ich war froh, dass ich nie drangekommen war. Plötzlich und wie aus dem nichts blieb die Flasche zwischen mir und Rose stehen. „Ist egal wen ich nehme, weil die Aufgabe sich auf euch beide bezieht.", grinste Lucas. „Moment mal, was ist, wenn jemand von uns Wahrheit nimmt?", fragte ich. „Wenn du vorhin richtig zugehört hättest, wüsstest du, dass wir nurnoch mit Pflicht spielen.", lachte er. „Das ist dann aber langweilig.", zischte ich und schaute weg. „Oh, komm schon...", Lucas machte einen Schmollmund. „Na gut.", ich hoffte inständig, dass es nichts schlimmes war. „Rose, bitte küss doch mal den lieben Stegi.", er lächelte Rose an. Mein Blick verwandelte sich sofort in Panik um und ich schaute langsam zu ihr rüber. Sie war rot, wie eine Tomate. Ich schluckte einmal fest, was schon weh tat und sie erwiderte meinen Blick. Dann nickte ich langsam und sie näherte sich mir, wie in Zeitlupe. Sanft legte sie ihre Lippen auf meine und hielt mit ihrer Hand vorsichtig meine Wange fest und ich schloss meine Augen. Ich musste zugeben, dass der Kuss echt verführerisch und süchtig machte. Nach einer Weile lösten wir uns und schauten uns in die Augen. Ihre Augen glänzten in der Dunkelheit und sahen einfach fantastisch aus.

It hurts. | #stexpert ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt