C•61 die Entlassung

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Mittwoch, Tag der Entlassung

„Ich hasse Krankenhäuser.", seufzte ich, als Dad und ich das Krankenhaus verließen und zum Auto gingen. „Ich auch, aber was soll man machen? Die retten schließlich dein Leben.", sagte er, packte meine Tasche in den Kofferraum und stieg ein. Ich haute die Tür zu: „Ich weiß, aber ich fühle mich da immer so.....krank, allein und da herrscht immer so eine komische Stimmung.". Wir schnallten uns an und Dad fuhr los. „Na wenigstens gehts dir wieder besser.", sagte er und bog nach links auf die Hauptstraße ab.

„Ach ja und Stegi...", ich schaute ihn an, „Wenn du Schmerzen hast dann sag mir Bescheid, wir gehen sofort zum Arzt.". „Ich will aber nicht bei der kleinsten Sache zum Arzt. Es ist ja schon fast so, als wolle ich Aufmerksamkeit mit meinen Besuchen im Krankenhaus und beim Arzt.", zischte ich fast. „Und was ist, wenn die Sache lebensgefährlich ist?", er schaltete auf den dritten Gang. „Ach was. Wenn ich wirklich starke Schmerzen spüre, dann gehen wir.", grinste ich leicht. „Was definierst du unter stark?", er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Starke Schmerzen sind für mich die, dass wenn ich sie spüre, auf den Boden falle, mich nicht mehr bewegen kann und nicht mehr atmen kann. Das sind für mich starke Schmerzen. Sowas wie Knochenbrüche oder Kopfschmerzen sind dagegen nichts.", sagte ich und schaute aus dem Fenster. „Stegi...", fing er ernst an und bog rechts auf die Schnellstraße ab. „Dad, ich hasse diese aufmerksamkeitsgeilen Leute, die bei jeder Scheiße zum Arzt oder zum Krankenhaus laufen. Ich will nicht so sein wie die.", zischte ich. „Aber in deiner Lage musst du sowas machen. Das könnte sehr gefährlich werden und ich will dich nicht auch noch verlieren.", ich spürte, dass er sehr schnell fuhr für eine 70er Zone.

„Na gut.", flüsterte ich leise. „Ist das ein Versprechen?", er schenkte mir kurz seinen Blick. „Ja.", sagte ich lauter.

Wir hatten schon Nachmittag, als ich aufgewacht bin und wir zuhause angekommen waren. „Na, bist du wach?", fragte Dad und schaute mich an. Dann öffnete er die Tür und stieg aus. „Bin irgendwie immernoch müde.", seufzte ich, öffnete die Tür und plötzlich wurde ich von einer Menschenmenge überrumpelt. „Stegi!", riefen sie alle gemeinsam. „Gehts dir gut?", fragte David und umarmte mich als erster. Ich freute mich so sehr sie zu sehen. „David, du erdrückst mich.", stöhnte ich schmerzvoll und er ließ mich sofort los: „Tschuldige. Haben uns große Sorgen gemacht.". Die anderen umarmten mich auch noch, doch ich konnte Rose unter den anderen nicht entdecken.

Eigentlich war das sogar gut, weil ich nicht wusste, wie ich reagiert hätte, wenn ich sie gesehen hätte. „Kommt rein.", sagte Dad und öffnete die Haustür. Ich nickte und die anderen folgten mir. Wir gingen sofort in den Garten, weil es schönes Wetter war und wir draußen auf der Hollywoodschaukel und auf dem Trampolin chillen wollten. Anna, Lucas und Joel saßen auf der Schaukel und Nick, Lena, Timo und David sprangen auf dem Trampolin herum und Dad redete mit Anna und den anderen, als ich mit meinem Zeugnis kam. „Und?", fragte David und rannte zu mir. Ich gab ihm mein Zeugnis und er lächelte bis über beide Ohren. „Lass mal sehen.", Dad kam und schaute über David's Schulter. „1.7?", fragte Anna, die neben David stand. „1.6", korrigierte ich sie. „Sehr schön.", sagte Dad und wuschelte durch meine Haare, wobei ich verlegen lächelte. „Stegi, du bist der beste von uns allen.", sagte David und zeigte den anderen mein Zeugnis. „Ja, ok, jetzt gib her. Ich möchte nicht angeben.", sagte ich mit einem roten Gesicht und alle fingen an, zu lachen. Plötzlich klingelte Dad's Handy und er ging in Richtung Haus. Nach einer Minute kam er wieder: „Es gab schon wieder eine Entführung. Ich muss ins Büro. Wenn was ist rufst du mich an, ja?". „Schon wieder?", fragte ich mit Falten an der Stirn. „Erkläre ich dir später.", sagte er und verschwand.

„Kann mir das jemand erklären?", fragte ich und setzte mich auf das warme Gras. „Es gab in letzter Zeit sehr viele Entführungen von Mädchen und Jungen in unserem Alter.", sagte Lena und schaute auf ihre Füße. „Was?", fragte ich erschrocken. „Ein Mädchen aus meinem Kurs ist auch verschwunden.", sagte David und schaute mich ernst an. „Weiß schon jemand weshalb sie verschwunden sind?", ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Also die, die bis jetzt verschwunden sind, sind nie so auffällig in der Schule gewesen. Sie waren eher so zurückhaltend und nicht gerade die beliebtesten in der Schule.", sagte Lucas und schaute rüber zu Nick. „Was ist, wenn plötzlich jemand von euch entführt wird?", fragte ich laut und stand auf. „Es wird schon nichts passieren, weil wir immer in Gruppen unterwegs sind.", lächelte mich Anna an. „Na und? Es kann immer was passieren. Wer bestätigt denn mir, dass ihr nicht die nächsten Opfer seid?", fragte ich eine Oktave höher. „Stegi, beruhig dich.", sagte Joel und drückte mich leicht auf den Boden, wobei ich mich dann auch hinsetzte. „Ich meine es ernst. Ich habe jetzt Angst um euch.", sagte ich und schaute in die Runde.

„Wir hätten es ihm nicht sagen sollen.", flüsterte Timo. „Ja, danke.", lachte ich ironisch.  „Ja, sorry. Jetzt machst du dir Sorgen um uns, obwohl nichts passiert ist.", verteidigte er sich. „Aber er hat recht. Niemand kann uns bestätigen, dass wir nicht doch die nächsten Opfer sind.", David schaute mich ernst an. „Ok, reicht jetzt. Können wir bitte das Thema wechseln?", fragte Lena und schaute jeden abwechselnd an. Ich nickte und die anderen taten es mir gleich.

Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Ich hatte Angst um meine Freunde und Angst vor der Zukunft.

Stegi, bist du doof?
Was ist denn jetzt schon wieder?
Warum hast du Angst vor der Zukunft? Dir wird nichts passieren, schließlich ist dein Vater Polizist. Als ob ein Entführer sich an einem Sohn von einem Polizisten ran wagt!
Ich meine ja nicht mich. Die anderen sollen nicht in Gefahr geraten!
Ihnen wird schon nichts passieren.
Na hoffentlich.

Ich bekam langsam Bauchschmerzen. Die ganze Sache war mir nicht geheuer. Was würde als nächstes passieren und wer würde das nächste Opfer sein? Die Fragen drängten all meine Freude, hier zu sein weg und ließen mich zittern. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter und ich starrte das Gras an. Was wäre, wenn eines meiner besten Freunde das neue Opfer sein würde?

It hurts. | #stexpert ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt