C•75 Tim=Arschloch (?)

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Er schüttelte Dad's Hand und setzte sich neben seine Mutter. Immernoch mit einem erschrockenen Blick starrte ich Marc an, wobei er provozierend mit seiner Hand sich durch die Haare fuhr und lächelte.

Wenn das Tim erfuhr, war ich erledigt!

Tim.

Was hätte er getan, hätten wir uns nicht gestritten und säße hier neben mir? Das wollte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.

„Und? Werdet ihr beiden gemeinsam in Minden studieren?", lächelte mich Marc's Mutter an, die übrigens Maren hieß. „Mein Stegi wird aufjedenfall nach der Schule zurück nach Petershagen kommen.", hörte ich Dad sagen, nachdem er seinen Arm um meine Schultern schlang und mich zu sich zog. „Das ist ja toll. Marc wird auf die Kunstakademie in Minden gehen.", sagte Maren und stupste Marc an, wobei er breiter lächelte.

Bitte was?
Ich wollte auch auf die Kunstakademie gehen!

„Wir können ja zusammen auf die Akademie gehen.", konterte Marc zu meinem unausgesprochenen Satz. Mit einem finsteren Blick musterte ich ihn. Er wusste bescheid! Von Anfang an! Als Maren anfing, mit Marc zu reden, nutzte ich die Gelegenheit und stach mit dem Finger in Dad's Seite: „Wir müssen unter 4 Augen reden!". Mit einem verwirrten Blick nickte er und wir verschwanden auf der Toilette. „Warum sagst du nicht, dass Marc ihr Sohn ist?", fing ich sofort an, als die Tür hinter uns zu ging. „Ich wusste ja nicht, dass das der Marc ist, den du meintest.", sagte Dad und massierte sich die Schläfe. „Du hättest mir aber viel mehr über ihre Familie erzählen sollen!", schrie ich fast, hielt mich jedoch sofort zurück, noch etwas zu sagen, da eine Kabinentür aufging und der Typ zu uns kam, um sich die Hände zu waschen. Er trocknete sie und verschwand und sofort ergiff ich die Gelegenheit, um nochetwas zu kontern, jedoch kam mir Dad zuvor. „Hör zu, Stegi. Es tut mir leid. Wenn du willst, gehen wir.", mit einem traurigen Blick kam er auf mich zu. „Dir gefällt Maren, oder?", ich zog rasch eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Womöglich.". Jede andere Frau. Du kannst jede andere Frau ohne Sohn oder Tochter haben. Warum ausgerechnet Maren, die auch noch einen schwulen Sohn hat?! , wollte ich schreien, jedoch ließ ich es sein, atmete einmal tief ein und aus und nickte dann. „Na schön. Aber Marc bleibt von mir-.", ich stoppte, weil die Tür neben mir aufging und Marc hervortrat. „Tschuldige. Ich wollte nur fragen, ob es ein Problem gibt.", sagte er und blickte mich an. Mit einer Kopfbewegung deutete ich auf Marc, wobei Dad nickte und ich verschwand.

Dieser miese.....

Ich konnte Marc einfach nicht mehr ausstehen, obwohl ich ihn richtig heiss fand. Ich hasste mich selber dafür.

Ich zog mein Handy aus der Tasche und guckte, ob mir Tim geschrieben hatte oder angerufen hat. Nichts. Nicht mal ein kleines „Hey". Traurig und wütend zugleich steckte ich das Handy weg, verschränkte die Arme vor der Brust und ging wieder zu unserem Tisch. Nachdem ich mich hingesetzt habe kamen auch schon Marc und Dad angetrudelt. Mit dem Arm auf dem Tisch stützte ich meinen Kopf ab und schaute aus dem Fenster. Durch die Spiegelung von Marc konnte ich ihn in seiner vollen Pracht sehen, wobei er mich auch durch das Fenster hindurch anschaute, lächelte und die Augenbrauen wackelte.

Was ein Idiot.

Ich schaute weg und plötzlich kam der Kellner. Puhhh. Endlich! Ich hatte schließlich bärenhunger und mein Magen knurrte. „Was hätten sie gerne zu essen?", fragte er höflich und schaute dabei abwechselnd Dad und Maren an. „Für mich bitte Spaghetti Bolognese.", sagte Dad und legte die Speisekarte weg. „Ich hätte gerne Pasta mit Pesto alla genovese.", lächelte Maren. „Pizza Margherita, bitte.", entgegnte ich. „Für mich auch.", sagte dann Marc und lächelte mich an. Warum machte der Spast mir alles nach? Klar, es kann sein, dass er Pizza auch liebt....aber genauso wie ich bezweifle ich.

Nach einer Weile kam unser Essen, wobei es köstlich duftete. Am liebsten hätte ich jetzt reingehauen, aber hielt mich zurück.

Mit einem finsteren Blick musterte ich Marc und verfluchte ihn heimlich. Dad und Maren unterhielten sich, wobei Marc, der gegenüber von mir saß, mich immernoch anlächelte. „Und, wie ist es so auf dem Internat in Sunsetbeach?", fragte er und stützte sein Kinn auf seiner Hand ab. Sofort läuteten alle Alarmglocken in meinem Kopf. Woher wusste er, dass ich auf einem Internat war? Und dann noch auf das in Sunsetbeach! „Woher weißt du das?!", fragte ich sofort. „Ach, ich habe da so meine Kontakte.", lächelte er wieder, wobei mir schlecht wurde. Versuchte er gerade ernsthaft mich zu beeindrucken? „Marc?". „Hm?", gespannt wartete er auf meine Aussage. „Lass es einfach sein. Ich will nichts von dir.", sagte ich dann und wartete seine Reaktion ab.

„Ich will aber was von dir. Und wenn wir mehr Zeit miteinander verbringen, wirst du lernen, mich zu lieben, lieben und lieben.", er griff nach meiner Hand, wobei ich wie angewurzelt da saß. Reiß dich zusammen! Ich schüttelte meinen Kopf und zog schnell meine Hand weg. „Und dann wirst du diesen Typen vergessen!".

Welchen Typen?
Nein.
Das kann nicht wahr sein!
Meinte er wirklich Tim?

„Meinst du Tim?", verwirrt zog ich eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte meine Hände miteinander. „Ja. Dieser Bastard der dich heute begrabscht hat.", sagte er finster, „Stegi.", er beugte sich zu mir und versuchte, zu flüstern, „Dieser Tim ist ein Arschloch. Er fickt jede, die er nur kriegen kann und gauckelt dir seine Homosexualität vor. Ganz ehrlich, du hast jemanden besseres verdient! Jemanden, wie mich!".

Ohne mich zurückzuhalten, klatschte ich ihm eine. Das war so laut, dass alle um uns herum still waren und uns anstarrten. Dad und Maren waren anscheinend so geschockt, denn sie hielten sich die Hand vorm Mund und starrten uns ebenfalls an. Ich stand auf, nahm meine Jacke und rannte aus dem Restaurant. Ich hörte noch Dad nach mir rufen, jedoch ignorierte ich ihn und lief. Ich wusste zwar nicht, wohin, aber ich lief einfach geradeaus. Hauptsache weg vom Restaurant, weg von Maren und weg von Marc.

Nach ein paar Minuten, in denen ich gesprintet war, als ob es um Leben und Tod ging, versuchte ich, normal zu gehen. Mein Magen knurrte nun wie wild und ich bereute es innerlich, nichts von der Pizza gegessen zu haben. Sie roch so gut und sah so geil aus, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief. Oh fuck! Ich hatte so hunger, keine Kraft mehr zum Laufen und konnte mich auch nicht mehr konzentrieren. Also war ich jetzt meinen Gedanken ausgeliefert.

Warum bist du weggelaufen?
Dad ist jetzt bestimmt enttäuscht!
Wohin willst du jetzt gehen?
Du bist erbärmlich!
Marc ist besser als Tim!

Beim letzten Gedanken machte ich Halt. Nein. Marc war definitiv nicht besser als Tim. Tim ist mein Leben und ohne ihn fühlte ich mich, wie ein Schmetterling ohne Flügel.
Tim.
Ich liebe diesen Jungen so sehr!
Wie konnten wir uns nur wegen so einer lächerlichen Sache streiten?

Ich seufzte.
Ich musste unbedingt mit Tim reden!

Ich war da. Am Ende der Straße. An meinem Ziel. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust. Ich bekam einen heftigen Adrenalin-Schub und musste mich an einem Baum festhalten um nach Luft schnappen. Ok, alles, oder nichts. Mit großen Schritten ging ich voran und es fühlte sich so an, als würde mein Herz jeden Moment stehen bleiben. Ich stand nun vor der Haustür und schaute hoch ins 3. Obergeschoss. Es brannte kein Licht. Was ist, wenn er nicht da war? Oder wenn sie schliefen? Ich legte meinen Finger auf den Fingerabdruckscanner und war froh, als ich das Klicken der Tür hörte. Sehr gut! Mein Fingerabdruck war anscheinend noch gespeichert. Langsam und wie eine Katze schlich ich die Treppenstufen hinauf ins 3. Obergeschoss. Ich war da. Ich stand vor der Wohnungstür.

Jens Schwetter
Bastian Schwetter

Klingeln? Oder klopfen?

Gerade, als ich meine Faust hob und klopfen wollte, ging plötzlich die Tür auf und mein Herz blieb fast stehen. Tim.

It hurts. | #stexpert ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt