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Beverly

Eine Woche.

Ich hatte beschlossen, Chase eine Woche zu geben, um seine Meinung zu ändern. Jeden Tag hatte ich darauf gewartet, seinen Wagen in meine Einfahrt rollen zu hören. Aber er hatte sich nicht blicken und auch nichts von sich hören lassen. Und heute war diese Woche um.

Ich hatte mich in den Bus gesetzt und war fest entschlossen nach Fresno gefahren. Ich war auch noch recht sicher die Treppen nach oben bis zu Aidans Wohnung gegangen. Nur hatte Addie die Türe schon geöffnet, noch bevor ich bereit gewesen war, anzuklopfen, und stand nun fassungslos vor mir. Jetzt war ich nicht mehr so entschlossen und sicher.

Was für eine wahrlich dumme Idee war es gewesen, hier aufzutauchen? Monate hatte ich mir ausgemalt, wie ein Wiedersehen ablaufen würde. Was ich sagen und tun würde, damit keiner von ihnen einen Herzinfarkt bekommen oder mich hassen würde. Aber keiner meiner Gedanken kam an die Realität ran, die einfach nur unangenehm war. Am liebsten wäre ich wieder gegangen. Am liebsten hätte ich die Zeit umgekehrt. Wen scherte es, warum ich noch lebte? Die Antwort auf diese Frage war eine solche Situation nicht wert! Aber es war zu spät.

„So ein verdammter Scheißkerl!", knurrte Addie erneut. Ich konnte nur mutmaßen, dass sie Chase meinte. Sie schien eher wütend auf ihn, als schockiert darüber, dass ich soeben vor ihr stand. Ich war immerhin eine Untote... irgendwie. Aber ihre Reaktion war allemal besser, als wenn sie schreiend vor mir weggelaufen wäre. Denke ich...

Sie hatte sich verändert. Sie schien nicht mehr wie das kleine, zerbrechliche, zarte Seelchen, das ich krampfhaft zu schützen versucht hatte. Die Addie von vor acht Monaten hätte mich vermutlich mit großen Augen angesehen, verängstig, unsicher und hätte nicht gewusst, was sie sagen sollte. Aber in den Augen dieser Addie lagen Entschlossenheit und Wut. Sie stand kerzengerade vor mir und musterte mich abschätzig.

Waren es ihre Haare? Konnte eine Typveränderung ein solches Selbstbewusstsein herbeiführen? Ich hoffte es, denn andernfalls wäre Vaya wohl dafür verantwortlich gewesen. 

„Das soll doch ein Scherz sein", zischte sie. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Gott, ich wusste nicht einmal, ob ich Addie direkt ansehen, oder auf den Boden schauen sollte. Ich konnte ja schlecht mit der Tür ins Haus fallen, wobei das jetzt wohl auch schon egal gewesen wäre.

Ich bin mir nicht sicher, ob mein Herz schon einmal so schnell vor Aufregung geklopft hatte. Es hämmerte buchstäblich gegen meine Brust und mir war heiß und kalt gleichzeitig. Vermutlich sagte ich nichts, weil meine Stimme gezittert hätte. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit gehabt, mich darauf vorzubereiten. Ich wünschte, Addie hätte mehr Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten, aber ich war mir ziemlich sicher, dass man niemanden auf die Auferstehung einer Toten hätte vorbereiten können.

„Hey."

„Hey?", fragte Addie schroff, woraufhin ich den Kopf einzog. Seit wann strahlte sie eine solche Kälte aus, die mich vor ihr Angst haben ließ?

„Heilige Mutter Gottes...", murmelte Trev, der mit großen Augen hinter Addie auftauchte. Ich konnte noch Trish erkennen, die überrascht, aber gleichzeitig auch gar nicht überrascht, im Wohnzimmer hinter der Couch stand und die Arme verschränkte, und mir wurde bewusst, dass ich mir wohl keinen ungünstigeren Zeitpunkt hätte suchen können, um hier aufzukreuzen.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Jesus war, der wieder auferstanden ist...", entgegnete ich fast zerknirscht -offenbar die falsche Antwort. Mein kleiner Witz führte lediglich dazu, dass Addie mich mit einer Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit ansah.

Ich dachte immer, du kommst in die Hölle. Aber selbst der Teufel würde dich nicht wollen. Das waren Vicky's Worte gewesen, als sie mich eines Abends damit konfrontiert hatte, dass ich ihr Anthony praktisch unter der Nase weggeschnappt hatte. Und genau das spiegelte sich in Addie's Augen wieder. War ich ein so schrecklicher Mensch, dass mich die Hölle wieder ausgespuckt hatte? Vielleicht.

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt