Beverly
„Du bist die Krätze."
„Und du eine Kakerlake."
„Du bist ein Laborunfall."
„Und du eine Laune der Natur."
Nach allem, was gestern passiert war, hatte ich den unbändigen Drang, etwas Gutes zu tun. Etwas, das einer Person Freude bereiten würde und ein Lächeln ins Gesicht zaubern könnte, wenn ich denn selbst nicht glücklich war.
Und die Person, die mir dabei als erstes in den Sinn gekommen war, war Trish.
Ich wollte irgendetwas tun, das sie glücklich machen würde. Ich wusste nur nicht, was, denn ich kannte sie nicht gut genug. Schließlich war ich so verzweifelt, dass ich beschlossen hatte, über meinen Schatten zu springen und Chase mit ins Boot zu holen. Denn aus irgendeinem Grund schwächte meine Wut auf ihn Tag für Tag ab.
Ich konnte diesem Scheißkerl offenbar nicht lange böse sein.
Er hat ja auch nur versucht, dich umzubringen... Schon wieder.
An Samstagen trainierte er für gewöhnlich nur bis zwölf. Er hatte mich in den letzten paar Monaten manchmal in der Stadt vor dem Sportverein, in dem er trainierte, abgesetzt, wenn ich Rose hatte besuchen wollen. Ich wusste also, wo sein Basketballtraining stattfand. Ich hatte mich fünf vor zwölf vor das Trainingscenter gestellt und nach schätzungsweise zehn Minuten war Chase mit ein paar anderen Typen durch die Glastüre ins Freie getreten. Er hatte seine Sporttasche geschultert gehabt und mich im herbstlichen Nieselregen auf dem leeren Platz natürlich sofort entdeckt und war zu mir herübergekommen, wobei er das anzügliche Pfeifen und Gejaule seiner Freunde ignoriert hatte.
Eine Weile hatten wir einander einfach nur gegenüber gestanden und kein Wort gesagt. Schließlich hatte Chase zu seinem Wagen genickt und ich war ihm wortlos hinterher getrottet.
„Wohin?", hatte er nur gefragt und stur nach vorne geblickt, sobald ich angeschnallt gewesen war.
Und hier befanden wir uns nun. In der Mitte eines riesigen Musikladens und waren dabei, unsere Konflikte auf primitive Art zu lösen.
„Du bist ein Misthaufen auf zwei Füßen", meinte Chase und inspizierte einen weiß lackierten Flügel, der vermutlich so viel kostete, wie meine Einrichtung.
„Ich bin dran, du Armleuchter." Ich rollte abschätzig mit den Augen und suchte nach einem passenden Wort mit M. „Du bist ein... Mörder. Nein, Mistkerl!"
„Niete."
„Narzisst!"
„Püppchen."
Ich verdrehte die Augen. „Wir sind bei O, du Otter." Wie hatte dieser Junge nur seinen Schulabschluss haben können, während ich theoretisch noch auf dem Stand einer Neuntklässlerin war? Das war nicht fair, er beherrschte ja offensichtlich nicht einmal das Alphabet!
„Hier hast du dein O, du Opossum!"
Ich stieß den Atem aus und stemmte die Hände in die Hüften. Das Geschäft war riesig und sah edel aus. Von der Decke hingen gläserne Kronleuchter, die den gesamten Laden in helles, weißes Licht tauchten. An den Wänden hingen alte, riesige Gemälde. Der Boden war schwarz gefliest und kein Staubkorn war zu sehen. Die Instrumente waren frei ausgestellt oder in Vitrinen in rotem Samt gebettet. Chase hatte gemeint, dass Trish immer durch dieses Geschäft schlenderte, wenn ihre Sehnsucht nach Musik zu groß wurde. Offenbar hatte sie Chase schon einmal mitgeschleppt. Er hatte sich vermutlich zu Tode gelangweilt.
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Cursed Boy (Band 2)
Paranormale„Wie soll ich sie vergessen, wenn ich ständig daran erinnert werde, dass ich sie vergessen soll?" *** Wann ist ein guter Zeitpunkt, um eine geliebte Person gehen zu lassen? Das fragt sich auch Aidan, als er, selbst nach vielen Monaten, Beverly nicht...