Aidan
Seit feststand, dass Trev nur noch drei Tage im Krankenhaus bleiben musste, verhielt Addie sich seltsam. Natürlich hatte sie ihm rein gar nichts von der Sache mit Vaya gesagt. Er glaubte, dass er unter die paar Prozent fiel, die Glück hatten. Die letzten Tage hatte ich ihn und Addie gemieden. In diese Sache wollte ich garantiert nicht hineingezogen werden.
Seit Beverly erfahren hatte, dass sie eine Hexe war, hatten wir einander nicht mehr gesehen. Was auch immer zwischen uns war, stand in der Schwebe. Chase hatte mir erzählt, dass sie sich in ihrem Haus eingesperrt und ihm nicht die Türe geöffnet hatte.
Ich hatte beschlossen, sie in Ruhe zu lassen. Als ich erfahren hatte, dass ich ein Hybrid war und eine Zwillingsschwester hatte, hatte ich auch meine Ruhe haben wollen. Schlimmer: Ich war einfach nach New York abgehauen. Jede ihrer Reaktionen hätte ich nachvollziehen können. Aber irgendwie fehlte sie mir. Vielleicht würde ich morgen zu ihr fahren und nach ihr sehen. Wenn ich Glück hatte, würde sie sogar die Türe öffnen.
Es hatte definitiv gut getan, wieder regelmäßig meine Kurse an der Uni zu besuchen. Dem normalen Alltag nachzugehen. Ohne Hexen, ohne Dämonen. Einfach das gewöhnliche Leben eines Einundzwanzigjährigen leben.
Am Wochenende fiel mir dann auf, dass Fabiana noch immer ein paar Sachen hier hatte. Ich fand es merkwürdig, dass sie diese nicht abgeholt hatte und noch merkwürdiger war, dass es mir nicht früher aufgefallen war. Aber da ich fand, dass sie nicht mehr hier her gehörten, nahm ich denselben Müllsack, den sie mir für meine Sachen gegeben hatte und durchkämmte mein Zimmer, das Bad und das Wohnzimmer nach ihrem Zeug. Kleidung, Schmuck, Make-up, Bücher, einige Medikamente.
Addie sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an, als ich den Müllsack aus meinem Zimmer schleifte. Als ich ihn von Fabiana abgeholt hatte, hatte er bestimmt nur halb so viel gewogen.
„Mistest du aus?", fragte Addie von der Couch aus und schaltete den Fernseher stumm.
„Könnte man so sagen." Aber das wäre gemein, ergänzte ich in Gedanken. „Das sind Fabiana's Sachen, ich bringe sie zurück."
„Weißt du, der Sinn vom Schlussmachen ist eigentlich, dass man sich in nächster Zeit nicht mehr sieht."
„Schon, aber es sind ihre Sachen. Glaubst du nicht, dass sie wenigstens ihre Bücher und Kleidung zurück will?"
Addie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wenn sie sie nicht geholt hat, dann vermisst sie das Zeug nicht. Ich bin übrigens wütend auf dich."
„Du auf mich?", fragte ich ungläubig. Sie hatte gedroht, Beverly umzubringen und behauptete nun, sauer auf mich zu sein? Gut, ihre Stimmungen hatten in den letzten Tagen ziemlich heftig geschwankt, was Chase auf die, noch nicht vollständig abgeschlossene, Verbindung mit Vaya zurückführte, aber ich wusste nicht, was ich jetzt schon wieder getan hatte. „Warum bist du sauer auf mich?"
„Weil Fabiana meine Freundin war." Beleidigt schob sie die Unterlippe vor und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Und?"
„Und? Du hast mit ihr Schluss gemacht. Jetzt können wir keine Freundinnen mehr sein."
„Also erstens, hat sie mit mir Schluss gemacht", stellte ich richtig. „Und zweitens, könnt ihr doch trotzdem befreundet sein. Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?"
„Sie ignoriert meine Anrufe. Und meine Nachrichten. Und als ich gestern Abend bei ihr war, hat sie mir nicht aufgemacht."
„Im Ernst?" Das klang nicht nach Fabiana. Glückwunsch! Konnte es sein, dass ich Fabiana gerade durch dieselbe Hölle schickte, durch die Beverly mich hatte laufen lassen? Ich kramte meine Schlüssel hervor und hielt sie hoch. „Naja, mich muss sie nicht reinlassen wollen, ich habe noch immer den Schlüssel."
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Cursed Boy (Band 2)
Paranormal„Wie soll ich sie vergessen, wenn ich ständig daran erinnert werde, dass ich sie vergessen soll?" *** Wann ist ein guter Zeitpunkt, um eine geliebte Person gehen zu lassen? Das fragt sich auch Aidan, als er, selbst nach vielen Monaten, Beverly nicht...