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Aidan

Man weiß wirklich nie, was einen erwartet. Heute Morgen hatte ich mich noch halb tot gefreut, weil ich mit dem tollsten Mädchen auf der ganzen Welt geschlafen hatte und jetzt war es fast neun Uhr abends, und ich stand am Flughafen in New York und kämpfte mich durch die Masse.

Meine Mutter hatte sich schon beschwert und gemeint, dass sie nur noch für meine und Addie's Flüge arbeiten ging.

Noch nie hatte ich so sehr darauf gewartet, dass meine Schwester aus ihrem Zimmer kommen würde, wie ich es heute Morgen getan hatte. Ich hatte auch nicht lange warten müssen. Als der Kaffee fertig gewesen war, hatte sich ihre Türe geöffnet.

„Guten Morgen, Schwesterherz!", hatte ich gut gelaunt gegrinst. „Das Wetter ist schön, wir erwarten Sonnenschein, leicht bewölkt am Nachmittag und eine sanfte Brise, die uns durch den Tag leitet. Kaffee?"

„Was ist denn mit dir los?", hatte sie belustigt nachgefragt. „Ist da jemand gestern Abend noch zum Stich gekommen?" Sie hatte es als Scherz gemeint, aber ich hatte nicht geantwortet, sondern einfach nur lächelnd den Kaffee in meine Tasse gegossen. Addie hatte ungläubig aufgeatmet. „Ist nicht wahr!" Ich hatte sie angegrinst und sie hatte begonnen auf und ab zu hüpfen, als habe sie vergessen, dass sie mich dafür hassen sollte, dass ich mit Beverly glücklich war, während sie mit Trev im Unglück festhing.

„Oh mein Gott, du hattest Sex! Du hattest Sex mit Beverly! War es gut?"

Ich hatte meine Kaffeetasse weggestellt. „Du hast keine Ahnung, wie gut. Ich fühle mich... elektrisiert. Ich könnte die ganze Welt umarmen, Ads!" Aber stattdessen hatte ich meine Schwester an mich gedrückt, die zu lachen begonnen hatte.

„Wer bist du, und was hast du mit meinem stillen, launischen Bruder gemacht?"

Sie hatte sich selbst einen Kaffee genommen und mit einem Teller Kekse vor den Fernseher gesetzt, während ich überlegt hatte, wo Beverly so plötzlich hinverschwunden war. Ich hätte sie gerne angerufen und gefragt, aber sie hatte ihr Handy zu Hause gelassen.

Ich kämpfte mich weiter durch die Massen am Flughafen, bis ich den Ausgang erreichte. Dann suchte ich mir ein Taxi, stieg ein und sagte dem Fahrer, er solle mich beim Central Park absetzen. Ich wusste Richard's Adresse nicht, aber ich wusste, wie ich vom Central Park aus zu seiner Wohnung kommen würde. Während ich aus dem Fenster starrte, musste ich daran denken, was Trish mir gesagt hatte, als ich sie angerufen und gefragt hatte, ob sie wusste, wo Beverly abgeblieben war.

Sie hatte lange herumgeredet, weil sie nicht wusste, ob Beverly wollte, dass ich davon erfuhr, aber schließlich hatte sie mir doch von ihrer Panikattacke erzählt. Ich hatte mich augenblicklich unfassbar schlecht gefühlt, aber ich hatte es nicht verstanden. An keinem Punkt hatte ich das Gefühl gehabt, dass es ihr nicht gefallen hätte. Ich hatte auch immer wieder nachgefragt, ob sie noch wollte und sie hatte jedes Mal Ja gesagt.

Das hatte ich auch Trish gesagt, weil ich das Gefühl gehabt hatte, mich verteidigen zu müssen.

„Okay, ich versuche, dir zu erklären, was in ihrem Kopf los ist", hatte Trish irgendwann gemeint. Ich hatte nur kurz auf weitere Ausführungen warten müssen, weil sie in einem Café Frühstück geholt und gerade bezahlt hatte. „Also... kennst du das Gefühl, wenn du eine ganze Packung Chips isst und es sich richtig gut anfühlt?"

„Ja."

„Du fühlst dich gesättigt und voll und bist bereit auf der Couch vor dem Fernseher einzuschlafen?"

„Ja?"

„Du bereust nichts, außer die Marke, die du gewählt hast? Okay, nein, streich das mit der Marke, sonst kriegst du das noch in den falschen Hals."

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt