Aidan
Wenn es eine Person gab, die mich jetzt noch aus der Scheiße ziehen konnte, dann war es Addie.
Sie verstand sich blendend mit Fabiana. Ein Rehblick von ihr würde reichen, damit Fabiana ihr verzeihen würde. Und dann hätte Addie mich aus dieser Scheiße reden können.
Addie war gut im Rausreden.
Gestresst lief ich in den dritten Stock -auf das Zimmer, auf das der kerngesunde Trev verlegt worden war- um mit Addie einen Plan auszuhecken, der mir Fabiana zurückbringen würde.
Addie's Mutter saß hinter dem Tresen, einige Meter von Trev's Zimmer entfernt, vor einem Stapel Papiere, und stützte ihren Kopf in die Hand. Außer ihr war niemand hier.
„Da würde ich jetzt nicht reingehen", meinte sie, als meine Hand bereits auf der Türklinke lag. Ich drehte mich zu ihr, aber sie sah nicht auf.
„Ach ja?"
„Du kannst es gerne tun, aber sobald du vorhin den Raum verlassen hast, hat deine Schwester die Türe geschlossen und die Jalousien heruntergezogen." Sie kritzelte etwas auf einen der Zettel, und ich zog meine Hand blitzschnell von der Türschnalle. So sehr ich Addie's Hilfe benötigte: So dringend dann auch wieder nicht.
Erschöpft ließ ich mich auf einem der Stühle, die immer im Doppelpack auf den Fluren verteilt herumstanden, nieder.
„Was machst du noch hier?", fragte sie.
„Keine Ahnung...", murmelte ich. Ich wusste es tatsächlich nicht. Ich wusste nicht, wo ich sein wollte, oder sein sollte.
Wollte ich tatsächlich hier warten und darauf hoffen, dass Addie mich aus der Scheiße zog? Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass Fabiana und ich jetzt zerstritten waren... Damit ich und Beverly-
Aber doch nicht so!
Nein, so konnte ich meine Beziehung mit Fabiana auf keinen Fall beenden. Wollte ich sie überhaupt beenden? Die Sache mit Beverly würde den Bach runter gehen, das wusste ich jetzt schon.
Aber sie würde mich glücklich machen, wenn auch nur für kurze Zeit und hatte ich das nicht verdient? Zumindest ein bisschen?
Und mit Fabiana konnte es nicht mehr funktionieren. Ich wollte nicht, dass es funktionierte. Aber ich würde Fabiana verletzen...
Sie ist schon verletzt, egal was du tust.
Sie hatte sich verheult in ihren Wagen gesetzt und mich auf dem Parkplatz stehen lassen. Wenn ich in zehn Jahren auf diese Situation zurückblicken würde, würde ich stolz auf mich sein?
Niemals! Und genau aus diesem Grund konnte ich Fabiana nicht auf so brutale Art aus meinem Leben streichen, das hatte sie nicht verdient! Aber ich wusste auch nicht, was ich sonst tun sollte.
Addie's Mom warf mir einen skeptischen Blick zu. Beinahe glaubte ich, sie hätte meine Gedanken gelesen. „Du solltest nach Hause fahren." Zuhause war der letzte Ort, an dem ich sein wollte. Auch wenn ich die Stille und Ruhe oft genoss, wusste ich, dass ich in meinem ruhigen Zimmer keinen Schlaf hätte finden können, sondern lediglich nachgedacht hätte. Über alles. „Du wirkst müde."
„Du auch."
„Nur weil ich hier sitze und versuche, dich und deine Schwester aus einer möglichen Anklage rauszuboxen, anstatt Löcher in einen Schädel zu bohren", entgegnete sie anschuldigend. Es war nun schon das zweite Mal, dass sie Addie als meine Schwester bezeichnete und es missfiel mir. Würde das jemals weggehen?
Ich stieß einen tiefen Seufzer aus und überlegte krampfhaft, was ich nun mit meinem Leben anfangen sollte. An allen Fronten schien etwas schief zu laufen und ich fühlte mich machtlos, obwohl ich augenscheinlich den Ausgang dieser Situation an unendlich vielen Stellen hätte ändern können. Ich konnte nur mir die Schuld geben. Und Beverly. Aber von ihr konnte ich keine Hilfe oder klugen Entscheidungen erwarten, das war ich bereits gewohnt.
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Cursed Boy (Band 2)
Paranormal„Wie soll ich sie vergessen, wenn ich ständig daran erinnert werde, dass ich sie vergessen soll?" *** Wann ist ein guter Zeitpunkt, um eine geliebte Person gehen zu lassen? Das fragt sich auch Aidan, als er, selbst nach vielen Monaten, Beverly nicht...