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Aidan

Ich atmete tief durch und klopfte an die Türe mit der goldenen vierzehn. Kurz darauf konnte ich Schritte hören, die sich der anderen Seite näherten.

Dann wurde die Türe so weit geöffnet, wie das Vorhängeschloss es zuließ und ein Paar blaue Augen blickte mir entgegen.

„Was willst du?", fragte Fabiana kühl.

„Kann ich reinkommen?", fragte ich.

„Was willst du?"

„Reinkommen."

Sie stieß den Atem aus, sah mich feindselig an und schloss die Türe. Kurz dachte ich, sie würde mich hier einfach stehen lassen, aber dann hörte ich, wie sie das Vorhängeschloss zurückzog. Als sie die Türe schließlich weit öffnete, um mich in ihre Wohnung zu lassen, war ich mir plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob ich das noch wollte. An ihrem leeren Gesichtsausdruck erkannte ich, dass sie nicht mit einer Versöhnung rechnete. Dass sie gar keine Versöhnung wollte.

Dafür war ich auch nicht hergekommen.

Ich war hier, um dieses Trauerspiel endlich zu beenden.

Es fühlte sich an, als würde eine Axt in meinem Bein stecken. Tief genug, um ein erneutes annähen und das Zurückerlangen der vollen Funktionsfähigkeit unmöglich zu machen, aber noch weit genug draußen, um einen letzten Schlag unumstößlich zu machen, um es abzubekommen.

Wo diese abartige Metapher wohl her kam?...

Sobald Fabiana die Türe hinter mir geschlossen hatte, streifte die rotweiß gestreifte James um meine Beine, stupste mich mit dem Kopf an und wollte gekrault werden. Fast hätte ich ihr den Gefallen getan, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich das Recht dazu hatte. James war nicht mehr unsere Katze.

Sie war Fabiana's Katze.

„Was willst du?", fragte Fabiana abermals und zog sich den dunklen Cardigan um den Körper. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie jemals in T-Shirt und Jogginghose gesehen hatte. Eigentlich hatte ich eine ganze Rede vorbereitet gehabt. Die hatte ich mir während der Autofahrt hier her zurecht gelegt, aber erst jetzt merkte ich, dass viele Worte auch nicht reparieren konnten, was ich zerbrochen hatte. Und wenn ich all das ausschweifende Gerede um die Kernaussage wegstrich, blieb nur noch eines zu sagen.

„Es tut mir leid."

„Das kannst du dir sparen", entgegnete sie sofort. Sie ging an mir vorbei zum Esstisch, griff nach einem vollen, schwarzen Müllsack, der auf dem Stuhl stand und ließ ihn vor mir fallen. „Deine Sachen."

Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete ich erst den Müllsack und dann Fabiana's verschlossenen Gesichtsausdruck. „Soll ich mich auch gleich dazu legen, oder...?"

Wütend atmete sie aus. „Was genau erwartest du von mir? Ich versuche wirklich, mich wie ein zivilisierter Mensch zu verhalten und nicht herumzuschreien, nicht zickig zu sein und meine Heulkrämpfe zurückzuhalten, also was willst du?"

„Genau das. Dass du mich anschreist."

Irritiert sah sie mich an. „Ich soll dich anschreien?"

„Ja. Es kann nicht sein, dass du mich nicht hasst."

„Ich kann dich doch nicht dafür hassen, dass du in ein Mädchen verliebt bist, von dem du dachtest, es sei tot!"

„Aber du kannst mich dafür hassen, wie ich mit der Situation umgegangen bin."

„Das mach ich schon, keine Sorge", entgegnete sie kühl und ich biss mir auf die Zunge.

Streitend wollte ich unsere Beziehung wirklich nicht beenden. Aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie so ruhig war. Für Wutausbrüche hatte ich mich gewappnet, aber nicht für kalte Abweisung.

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt