Beverly
4. Februar 1669
Heute ist ein schrecklicher Tag. Sie ist fort. Sie haben mir Odilia weggenommen. Das einzig Gute, das aus der Hochzeit mit Looïc resultierte. Sie haben sie nach Frankreich gebracht. Dort soll sie aufwachsen, und wenn ich einmal nicht mehr bin, soll sie im Consilium das Oberhaupt sein.
Ich habe sie nur ein Mal im Arm gehalten. Dabei bin ich doch ihre Mutter. Ich bin vielleicht jung, aber warum sagen sie, dass ich die mächtigste Hexe meines Alters bin, die je existiert hat, wenn sie mir nicht zutrauen, mein eigenes Kind großzuziehen? Looïc ist mit ihr nach Frankreich gereist. Wenn es nach ihm und meiner Mutter geht, sehe ich Odilia nie wieder.
9. Februar 1669
Ich dachte, es kann nicht schlimmer werden. Aber ich habe mich getäuscht. Sie wurden angegriffen, als sie nach Frankreich reisten. Mir wurde gesagt, dass es ein Anschlag auf Odilia gewesen ist, doch es geht ihr gut. Sie hat es überlebt. Sie ist vollkommen unbeschadet. Mittlerweile ist sie sicher in einem Konvent in Paris angekommen. Looïc hat es nicht überlebt. Odilia gehört nun Frankreich. Ich sehe sie nie wieder. Ich muss die trauernde Witwe spielen, aber ich bin froh, dass er weg ist. Das letzte Jahr war das schlimmste meines Lebens. Und jetzt ist er endlich tot.
11. Februar 1669
Es hätte mir klar sein müssen. Meine Mutter lässt eine starke, talentierte Hexe, wie mich, nicht einfach unverheiratet. Es muss starke Nachkommen für Irland geben. Sie sagen, dass ich perfekt für diese Aufgabe geschaffen bin. Mutter war die stärkste Hexe ihrer Zeit und Vater der stärkste Zauberer. Mutter sagt immer, wenn meine Schwester noch leben würde, dann würde ich nicht ihre Aufgaben erfüllen müssen. Sie erwarten von mir, viele Nachkommen zu gebären, die stark genug sind, um unseren Platz in dieser Welt zu sichern.
Mutter hat bereits jemanden für mich gefunden. Eine neue Hölle. Jemand, der mich in Ketten legt. Manchmal ist es schrecklich, die Stärkste und Beste zu sein. Ich wünschte, es gäbe einen Zauber, mit dem ich mich unsichtbar machen könnte.
20. Februar 1669
Heute lerne ich ihn kennen. Er kommt aus Schottland. Er ist älter als ich, aber nicht hundertfünfundsechzig, wie Looïc. Er ist siebenundzwanzig. Sie nennen ihn Jungspund. Sein Name ist Theodoric. Ich mag diesen Namen nicht, aber vielleicht verbirgt sich ein anständiger Mann dahinter. Er ist sehr mächtig, seine Familie hat viel Einfluss in unserer Welt und der, der Menschen. Vater sagt zwar, dass Menschen und Hexen sich in mehr Dingen ähneln, als sie unterscheidet, aber warum wollten uns die Menschen dann tot sehen? Theodoric hat vermutlich eine seltene Gabe, sonst hätten sie mich nie mit ihm verlobt.
Die Hochzeit ist in vier Tagen. Kaum genug Zeit, um
Um was? Ich wollte wissen, wie es weiter ging. Um davon zu laufen? Um einen Unsichtbarkeitszauber zu finden? Um meiner Mutter zu sagen, dass Theodoric ein schrecklicher Name ist?
Aber Trish hatte nicht mehr herausgeschrieben, dabei hätte das Ende dieses Satzes sie wohl auch nicht umgebracht, oder?
Ich war jedenfalls ziemlich überfordert und musste erst einmal meine Gedanken sortieren. Iona war bereits mit fünfzehn oder sechzehn verheiratet gewesen und hatte eine Tochter gehabt. Odilia. Irgendwie kam mir dieser Name unfassbar bekannt vor, aber gleichzeitig war ich mir sicher, ihn noch nie gehört zu haben. Odilia wurde Iona jedenfalls, aus welchen Gründen auch immer, weggenommen und nach Frankreich geschifft. Soweit, so klar. Auf der Reise dahin wurde Iona's Mann, Looïc, umgebracht, auf den sie offenbar ohnehin nicht sonderlich scharf gewesen war, vielleicht, weil er anderthalb Jahrhunderte älter gewesen war, als sie, aber was wusste ich schon? Pädophiler ging es doch gar nicht. Wie musste ich mir das vorstellen? Ich war dezent verstört. Iona's nächster Mann stand jedenfalls schon in den Startlöchern, um ein paar hübsche, mächtige, Hexenbabys mit ihr zu zeugen. Abartig. Wirklich weiter half mir dieses Bisschen jedoch noch nicht. Bis jetzt verstand ich nicht wirklich, was abging.
DU LIEST GERADE
Cursed Boy (Band 2)
Paranormal„Wie soll ich sie vergessen, wenn ich ständig daran erinnert werde, dass ich sie vergessen soll?" *** Wann ist ein guter Zeitpunkt, um eine geliebte Person gehen zu lassen? Das fragt sich auch Aidan, als er, selbst nach vielen Monaten, Beverly nicht...