Epilog

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„Ich bin deine Mutter", sagte die Frau und bewegte sich wieder auf den Tisch zu. „Mein Name ist Catriona Brooklynn. Ich bin eine Hexe. Und du bist auch eine."

Bestimmt war es langsam an der Zeit, diese Frau als verrückt abzustempeln, aber ich fühlte mich wie in einem Traum gefangen. Alles schien so logisch und plausibel. Ich mochte dieses Gefühl, vollkommener Klarheit, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wovon diese Frau sprach. Sie setzte sich wieder und legte ihre Hand auf meine. „Du bist meine Tochter, Maeve. Du bist nur nicht von mir auf die Welt gebracht oder großgezogen worden, das ist alles."

„Warum nicht?"

„Weil ich dich beschützen musste. Weil du..." Ihr Blick fiel auf ihre Hand, bevor sie mir wieder in die Augen sah. „Du bist etwas Besonderes. Du bist unsere Eine-aus-einer-Million."

Das klingt doch ganz gut, oder?

„Was ist denn so besonders an mir?"

„Du kannst etwas, das sonst fast keiner kann."

Tolle Antwort. „Und was wäre das?"

„Du kannst Zaubersprüche schreiben, Maeve."

„Kann das sonst keiner?"

Die Frau neigte den Kopf hin und her. „Ein paar. Wenige. Sehr, sehr wenige. Und nur acht wissen, dass sie es können. Du bist die Neunte."

Ich fand, dass das durchaus reizvoll klang. Es war doch toll, etwas zu können, was sonst kaum ein anderer kann. Aber dann fiel mir ein, was sie noch gesagt hatte.

„Und wovor musstest du mich beschützen?"

„Vor Cillian."

„Wer ist er?"

„Das ist eine sehr, sehr, lange Geschichte. Eine, die ich dir lieber erzähle, wenn du dich auch wirklich daran erinnern kannst."

Ich nickte einsichtig. „Okay. Aber warum musstest du mich vor ihm beschützen?"

„Weil..." Sie brach ab und überlegte wohl, ob sie weiterreden sollte. „Weil es nur neun Personen auf diesem Planeten gibt, die ihn töten könnten. Er weiß über alle acht Schreiber Bescheid und hat bereits alle gefangen. Ich weiß nicht, ob sie noch leben, aber keiner hat mehr etwas von ihnen gehört. Seit Jahren nicht." Das klang gar nicht gut. Sie sah mich eindringlich an. „Nur dich kennt er nicht. Er weiß nicht, dass du existierst. Um genau zu sein, wissen nur acht Leute, wer du bist."

„Wer sind diese acht?"

„Ich. Chase Kober, ein Freund von dir. Rosemary Lansbury, die Dame im Rollstuhl, die du am Gang vielleicht gesehen hast. Dr. Morris Kennedy, dein behandelnder Psychiater. Jennifer Modoc, eine direkte Nachfahrin von Federal Modoc, dem Gründer von Modoc und guten Freund von mir. Und drei deiner Geschwister."

„Habe ich viele Geschwister?"

Meine Mutter lachte amüsiert auf. „Wenn ich sie nicht alle selbst auf die Welt gebracht und großgezogen hätte, hätte ich den Überblick verloren." Sie beugte sich zu mir und wurde wieder ernst. „Aber verstehst du, was du für uns bedeutest? Praktisch niemand weiß, wer du bist und was du kannst. Du bist... unsere Geheimwaffe, wenn du so willst."

„Eine Geheimwaffe? Und wie... Ich meine..."

Sie seufzte wieder. „Okay, hör zu. Cillian ist einer der wenigen, die Phönixblut in sich tragen. Das bedeutet, dass sein Körper theoretisch auf ewig brennen könnte, ohne zu verbrennen."

„Dann muss man ihn eben anders töten", bemerkte ich. Dabei fiel mir auf, dass ich immer noch nicht wusste, warum man ihn überhaupt loswerden wollte.

„Das können wir nicht", erwiderte meine Mutter. „Er ist ein Zauberer. Hexenseelen -Zaubererseelen- sind unsterblich, solange ihre menschliche Hülle nicht verbrannt wird. Sein Geist könnte immer wieder von Hexen oder Zauberern, die auf seiner Seite stehen, zurückgeholt werden."

Ich dachte kurz darüber nach, aber für mich ergab es Sinn.

Blöde Situation.

Langsam nickte ich. „Und was hab ich mit der ganzen Sache zu tun?"

Sie sah mich ernst an, und ich hatte das Gefühl, dass sie mir mit ihren folgenden Worten eine Bürde auferlegen, die ich so schnell nicht loswerden würde. „Wir wollen, dass du einen Zauberspruch schreibst, der Cillian töten kann."

Ende von Buch zwei

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt