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Beverly

Ich wachte auf, weil ich nicht richtig atmen konnte.

Mein Herz raste und Aidan's Kleiderschrank verschwamm vor meinen Augen.

Ich streifte die Decke von meinem Körper und griff zitternd nach meinen Kleidern. So schnell ich konnte, zog ich mich an und verließ dann leise Aidan's Zimmer. Ich atmete ein paar Mal tief durch -zwang mich ruhig zu atmen, auch wenn mein Kopf mir sagte, dass ich erstickte- aber es half nichts. Ich konnte nur nach Luft schnappen. Mein Brustkorb schmerzte. Mir wurde schwindelig. Ich ging zur Türe, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken, schlüpfte in meine Schuhe, und verließ das Haus, ohne die Schnürsenkel zugebunden zu haben.

Ich hasste diese Art von Panikattacke. Die Art, die ich manchmal soweit unterdrücken konnte, dass fremde sie auf der Straße nicht wahrnahmen. Die Art, die mehrere Stunden anhalten konnte. Das Atmen wurde mit der Zeit leichter, aber das Unruhegefühl, die Angst, die Heulkrämpfe, die ich zu unterdrücken versuchte, konnten Stunden anhalten.

Zu meinem Glück kam der Bus gerade zum Stehen, als ich an der Haltestelle ankam. Ich setzte mich ganz nach hinten, dort waren die wenigsten Menschen. Ich wippte mit dem rechten Bein auf und ab und kaute an meinen Wangeninnenseiten herum, bis sie blutig waren.

Ich hatte gewusst, dass es eine dumme Idee war, mit Aidan zu schlafen. Ich hatte es in dem Moment gewusst, in dem ich die schwarze Spitzenunterwäsche angezogen und plötzlich Angst davor gehabt hatte, sexy auszusehen. Aber er war so traurig gewesen. Ich hatte seine Gedanken von Fabiana wegbringen wollen. Und von Addie und von Trev und von Jo und was sonst noch alles an ihm genagt hatte.

Und trotz allem musste ich zugeben, dass der Sex nicht scheiße gewesen war. Er war sogar ganz gut gewesen.

Ohne Panikattacke wäre er sicher noch ein Stückchen besser gewesen.

Ich wusste nicht, warum sich diese Panik, heiß und rauschend durch meine Adern schoss. Ich wusste nicht, wo sie so plötzlich hergekommen war, aber ich wusste, dass ich nicht wollte, dass Aidan es mitbekam.

Nach dreißig Minuten begann ich zu schwitzen, weil die immer wieder aufflammende Panik meinem Körper zu schaffen machte. Ich wollte etwas trinken. Ich hatte Durst.

Als ich endlich in Bakersfield war, ging ich so schnell wie möglich zu meinem Haus. Ich kramte in meinen Taschen nach dem Schlüssel, bis mir einfiel, dass ich den ja Chase gegeben hatte. Ich drückte die Türklinke herunter, aber es war abgeschlossen. Hoffentlich waren sie nicht gerade Frühstücken.

Ich begann gegen die Türe zu hämmern. Nach wenigen Sekunden öffnete Trish sie erschrocken.

„Was ist los?", fragte sie alarmiert.

„Panikattacke", keuchte ich nur.

„Was ist passiert?", fragte Trish noch einmal, während ich in die Küche stürzte und mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holte. Ich trank bestimmt mehr als die Hälfte herunter und merkte, dass sich meine Atmung dabei ein klein wenig normalisierte. Ich tigerte auf und ab, bemüht, meine Atmung weiterhin unter Kontrolle zu bringen. „Bev!"

Ich blieb stehen und sah Trish verzweifelt an. „Wir hatten Sex", flüsterte ich. Sie riss die Augen auf und ihr fiel die Kinnlade runter.

„Oh mein Gott." Sie sah mich verwirrt an. „Oh mein Gott. Oh mein Gott!"

„Ja, das haben Aidan und ich auch in Dauerschleife von uns gegeben." Ich ging zu dem Regal, in dem der Scotch stand. Alkohol war absolut keine Lösung, um eine Panikattacke loszuwerden, aber ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich wollte nicht Stunden so verbringen. Da trank ich mich lieber in die Ohnmacht.

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt