51

204 23 9
                                    

Aidan

Eier, Mehl, Zucker, Milch, Backpulver, Butter. Sie hatte wirklich alles da, um Pfannkuchen zu machen. Ich war überrascht.

Seit ich einmal fast Fabiana's Küche abgebrannt hatte, hatte sie mir beigebracht, wie man Pfannkuchen eigentlich machte. So, dass sie fluffig waren und nicht schwarz.

Beverly war eingeschlafen und ich hatte sie nicht wecken wollen. Es war mittlerweile fast elf Uhr nachts und bestimmt nicht die richtige Zeit, um Pfannkuchen zu machen, aber ich musste mich irgendwie ablenken.

Sie hätte nicht ehrlicher zu mir sein können, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.

Also kochte ich.

Sie hatte mir erzählt, was sie noch nie jemandem erzählt hatte. Ich wollte ihr helfen und konnte es nicht.

Also kochte ich.

Immer hatte ich ihre Geheimnisse erfahren wollen. Jetzt kannte ich ein weiteres und war überfordert.

Also kochte ich.

Ich erinnerte mich dunkel daran, einmal gehört zu haben, dass es eine ziemlich dumme Frage war, ob Vergewaltigungen oder Sex bei einer lang andauernden Entführung mit im Spiel waren. Zwei Menschen auf engem Raum, über so lange Zeit zusammen, wobei der eine die Macht über den anderen hat, konnte im Endeffekt nur darauf hinauslaufen. 

Menschen waren so krank.

Aber vielleicht war ich deshalb nicht überrascht gewesen. Aber das hieß nicht, dass es meine Nerven nicht strapazierte. Ich hätte Beverly gerne in die Arme genommen, aber nachdem sie mich von sich gestoßen hatte, hatte ich das als keine gute Lösung empfunden.

Während ich darüber nachdachte, wie ich mich ihr gegenüber jetzt verhalten musste, türmten sich nach und nach die Pfannkuchen auf zwei Teller. Als ich den ganzen Teig herausgebacken hatte, waren meine Gedanken noch nicht fertig damit, auf mich einzuschlagen, also rührte ich noch eine Schüssel an.

Magst du mich noch?, hatte sie allen Ernstes gefragt. Wie kam sie bloß darauf, dass ich sie nicht mehr mochte? Wenn, dann konnte ich sie doch nur noch mehr mögen, nachdem sie mir anvertraut hatte, was sonst keiner wusste.

Die Haustüre ging auf und ich drehte mich um. Chase und Trish kamen herein.

„Du kochst?", fragte Trish und zog sich die Jacke aus. Sie hatte eine rotgefrorene Nase. In Bakersfield konnte es Mitte November in der Nacht schon mal kalt sein. Ich deutete auf die Teller, auf denen sich die Pfannkuchen türmten.

„Bedient euch."

Beide ließen sich nicht lange bitten und setzten sich mit zwei Tellern, Butter und Ahornsirup an den Küchentisch.

„Wo ist Bev?", fragte Trish, während sie den Sirup großzügig über den Pfannkuchenturm laufen ließ.

„Sie schläft."

„Und du kochst?", nuschelte Chase und sah mich irritiert an. „Hast du nichts Besseres zu tun?" Darauf antwortete ich nicht.

„Du warst auf der Beerdigung, oder?", fragte Trish dann vorsichtig und betrachtete meine Kleidung. Trev's Kleidung. „Geht es dir gut?"

„Wunderbar", murmelte ich und hob den nächsten Pfannkuchen aus der Pfanne. Ich goss wieder Teig ein und stützte dann meine Hände auf der Küchenplatte ab und sah zu Trish. „Und wie geht's dir?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Sieht nicht so aus, als würde die Polizei in Fresno alle Hebel in Bewegung setzen, um mich zu finden. Hätte mich auch gewundert. Aber meine Fahndung ist jetzt landesweit." Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann mich jetzt für den Rest meines Lebens verstecken." Verbissen stach sie auf die Pfannkuchen ein.

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt