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Aidan

„Addie hat Fabiana getötet." Noch während mir diese Worte über die Lippen kamen, wollte ich hinausstürmen und Addie umbringen. Ich wollte sie wirklich umbringen. Sie war viel, viel, viel zu weit gegangen. Sie war mehr als zu weit gegangen.

Beverly zu bedrohen war eine Sache.

Fabiana umzubringen, um mir Angst zu machen, lag jenseits allen akzeptablen Dingen.

She'll be the next, brother.

Eindeutiger ging es nicht.

Dich kontrolliere ich mit Angst.

Auch das war unmissverständlich.

Doch in diesem Augenblick hatte ich keine Angst mehr vor Addie. Ich spürte nur Zorn.

Weil sie dumm genug gewesen war, um auf den Deal mit Vaya einzugehen. Weil sie Trev schon wieder anlog. Weil sie mir und Beverly gedroht hatte. Weil sie den unschuldigsten Menschen dieser Welt zerfetzt hatte, so wie Vaya Jacob damals auseinandergenommen hatte.

Mir war bewusst, dass ich Beverly seit mehreren Sekunden schweigend anstarrte, aber ich sah durch sie hindurch. Ich nahm sie nicht wahr. „Ich bring sie um", knurrte ich.

Nie hätte ich gedacht, dass ich diese Worte einmal ernst meinen könnte. Nie hätte ich gedacht, mir so lebhaft ausmalen zu können, meine Hände so lange um Addie's Hals zu schließen, bis sie ersticken und ich die Sache dann mit Dämonenglas beenden würde. Aber Addie war nicht mehr Addie. Und Vaya zu töten, würde mir leicht fallen. Auch, wenn ich ihn mit dem Wissen, meine Schwester zu verlieren, umbringen musste.

Ich werde sie umbringen.

Ich werde sie umbringen.

Ich werde sie umbringen.

Innerlich bereitete ich mich darauf vor, nach Hause zu laufen und... Bevor ich es selbst bemerkte, stürmte ich aus der Wohnung.

„Aidan!", rief Beverly und rannte mir hinter her. Sie schlug die Türe zu Fabiana's Wohnung zu. „Aidan! Warte! Warte, warte, warte!" Hektisch kam sie vor mir zum Stehen, legte ihre Hände auf meine Brust und drückte mich zurück.

„Geh mir aus dem Weg!"

„Du weißt nicht, ob es Addie war!" Sie erkannte mich nicht wieder, das sah ich an der Angst in ihren Augen. Sie konnte mich nicht mehr einschätzen.

Ich konnte mich selbst nicht mehr einschätzen.

„Und ob ich das weiß!" Ich drängte mich an ihr vorbei und ging energisch weiter. Beverly hatte Mühe Schritt zu halten, aber sie hielt mich nicht mehr auf. „Sie hat Trev nichts von ihrer Verbindung mit Vaya gesagt. Er denkt, dass er Glück hatte und einfach so aufgewacht ist. Vielleicht glaubt er an ein Wunder." Fabiana hatte an Wunder geglaubt. An ausgleichende Gerechtigkeit. An Gott.

Sie hätte eher auf eine Alarmanlage vertrauen sollen.

„Und dann hat Addie gedroht, dich umzubringen, wenn ich meine Klappe nicht halte!" Ich blieb abrupt stehen. Beverly auch. Ich sah ihr fest in die Augen. „Sie hat damit gedroht, dich umzubringen. Heute, als ich das Haus verlassen habe, hat sie gemeint, dass sie gestern bei Fabiana war. Und sie hat gesagt, dass sie mich mit Angst kontrolliert. Hast du nicht gelesen, was an der Wand stand? Wie viele Beweise willst du noch?" Ich bewegte mich weiter und ließ die überforderte Beverly stehen, aber es dauerte nicht lange, bis sie mich wieder aufholte.

„Aber du kannst sie nicht wirklich umbringen!", sagte sie erschüttert.

„Wieso nicht?" Ich ignorierte eine rote Ampel und ging trotzdem über die Straße. Die Autofahrer hupten und schimpften über mich. Beverly wartete, bis es grün wurde und brauchte wieder ein Weilchen, um mich einzuholen.

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt