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Beverly

Wir beschlossen aus Sicherheitsgründen ein paar Minuten zu warten, bevor wir ebenfalls die Wohnung verließen. Vielleicht war es unverantwortlich, Addie gehen zu lassen.

In der Nacht.

Mit einem Messer.

Ich war mir nicht sicher, ob es Aidan aufgefallen war, aber ich hatte gesehen, dass es kein normales Küchenmesser, sondern eines aus Dämonenglas gewesen war.

Hatte mich das beruhigt? Absolut nicht!

Aber ich war es leid, ständig hinter ihr herzurennen, als wäre sie Chucky. Ich wollte nicht noch höher auf ihrer schwarzen Liste rutschen, und im Endeffekt bekam sie ohnehin immer was sie wollte.

Hoch lebe der Egoismus, was Beverly?

Trotzdem hatte ich das ungute Gefühl nicht ignorieren können. Also hatte ich Aidan's Handy aus seiner Tasche stibitzt, als er auf die Toilette verschwunden war und hatte Chase angerufen. Ich glaubte zwar nicht, dass Addie vorhatte, Trish abzustechen, aber ich wollte mir nicht mehr anmaßen, dieses Mädchen einzuschätzen. Nachdem ich aufgelegt hatte, ließ ich sein Handy wieder in seine Jackentasche gleiten und nahm den Taco in beide Hände, um einen großen Bissen zu nehmen. Es kam mir vor, als hätte ich seit Tagen nichts mehr gegessen.

„Okay, ich hab's versucht." Ich sah auf und Aidan glitt wieder neben mich auf die Holzbank. „Aber ich bin zu neugierig. Was zum Teufel ist in den Tüten vor meinem Schrank?" Ein spielerisches Lächeln tanzte um seine Lippen und ich hasste und liebte es gleichzeitig. Ich wandte mich ab und biss nochmal in meinen Taco.

„Komm schon, gib mir einen Tipp." Er stieß mich mit der Schulter an und setzte seinen Hundeblick auf.

Ich mochte das kleine Restaurant, das wir gefunden hatten. Die Musik war nicht zu laut und vermittelte durch die Gitarre eine mexikanische Atmosphäre. Wir hatten einen Platz recht weit hinten, ziemlich abgeschirmt bekommen, was mir ganz recht war. Ich hatte es irgendwie schon immer komisch gefunden, dass sich viele fremde Menschen in einem Raum zusammenfanden, auf Tischen nebeneinander saßen und aßen.

Ich seufzte tief und schluckte den Bissen hinunter. „Na gut. Ein Tipp: Man kann es anziehen."

„Kleidung. Was für Kleidung?"

Ich blinzelte ihn ausdruckslos an. „Ein Clownskostüm, inklusive Hut und roter Nase."

Ihm entfuhr ein amüsiertes Schnauben. „Du machst dich gerne über mich lustig, oder?"

Jetzt musste ich lächeln. „Niemals." Nachdem er mich noch einige Sekunden lang halb verärgert, halb belustigt betrachtet hatte, griff er selbst nach seinem Taco.

„Wenn ich dir was sage, kann ich mich drauf verlassen, dass du es keinem weiter erzählst?", fragte er plötzlich.

„Also, was Geheimnisse angeht, bin ich eigentlich ganz gut aufgestellt. Worum geht es?"

„Trev will Addie heiraten."

Ich hätte mich beinahe an dem Taco verschluckt. Schockiert zwang ich mich dazu, zu kauen und zu schlucken, bevor ich mich fassungslos zu Aidan drehte.

Er nickte. „Ja, ich weiß. Er will sie an Weihnachten fragen, ob sie ihn heiraten will."

„Ist er lebensmüde? Er will Addie heiraten? Jetzt?" In einer Zeit, in der sie unberechenbarer war, als ein instabiles Atomkraftwerk? In einer Zeit, in der sie nachts mit Messern auf die Straße ging?

„Naja, laut ihm ist es nur eine Verlobung." Aidan zuckte mit den Schultern. Das machte für mich keinen Unterschied. Wenn ich an Heirat dachte, dachte ich an ein Haus und ein junges, frischverheiratetes Pärchen. Alleine. Ohne Zeugen. 

Cursed Boy (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt