#afterglowfeelings

neun

Obwohl Samu am liebsten wieder aus dem Taxi ausgestiegen wäre, hatte er dazu keine Chance, denn der Taxifahrer nahm ihm diese Entscheidung ab, indem er einfach los gefahren war. "Woher kennt Riku Lena? Und vor allen Dingen, wieso konnte er mir nicht einfach sagen, wer die Frau ist? Wenn er mal was mit ihr hatte, soll er doch einfach mit der Sprache rausrücken und ich lasse meine Finger von ihr aber so?". All diese Gedanken schwirrten durch Samus Kopf. Mit dem Taxifahrer sprach er kein Wort und er wäre ihm auch vermutlich dumm gekommen, wenn er irgendeine Frage gestellt hätte. Eigentlich wollte er niemanden mehr sehen, er wollte einfach nur nach Hause. Als das Taxi in seine Straße einbog und endlich vor der Haustür parkte, bezahlte Samu den Taxifahrer großzüg, bedankte sich und verschwand sofort in seiner Wohnung. Nachdem er geduscht und sich bequeme Klamotten angezogen hatte, ließ er sich erschöpft aufs Bett fallen und versuchte irgendwie seine Gedanken zu ordnen. Den Bierdeckel mit Lenas Nummer hatte er auf seinen Nachttisch gelegt. "Wie machen Frauen das immer? Wie bekommen die das hin, dass wir Kerle von einem Moment auf den nächsten alles um uns herum vergessen und uns komplett auf sie konzentrieren? Ich raffe das nicht... Wenn Mikko und Riku das schon gemerkt haben, dann haben das bestimmt noch mehr Leute gemerkt." Irgendwann fielen ihm die Augen zu, doch seine Gedanken waren zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht geordnet.

Während Samu eingeschlafen war, verabschiedeten sich die Jungs auch aus Kaisas Kneipe und traten den Rückweg an. Ob sie sich vor ihren Urlauben noch einmal in entspannter Runde sehen werden, stand nicht fest. Riku stieg in sein Taxi ein und starrte auf die Straße: "Ich muss zu Lena, ich muss das jetzt klären. Das kann eigentlich nicht bis morgen warten". Während er diesen Gedanken zu Ende führte, griff er schon nach seinem Handy. Er scrollte durch seine Kontakte und klickte auf die Nummer. Es erklang ein Freizeichen, ein weiteres, ein weiteres. Plötzlich wie aus dem Nichts legte Riku auf "Fuck man, ich weiß doch gar nicht was ich ihr sagen soll... Ist es okay für mich, wenn sich Samu und sie treffen würde oder will ich sie weiterhin aus all dem raushalten?" Ihm blieb nicht viel Zeit sich zu bedenken, denn innerhalb weniger Sekunden klingelte sein Telefon und Lenas Name blinkte im Display auf. "Nicht rangehen, ist keine Option", witzelte der Taxifahrer und Riku warf ihm nur einen bösen Blick zu. "Hey Lena", ging Riku sehr zögerlich ans Handy. "Was gibt es so wichtiges, dass Du mich aus dem Schlaf reißt und dann doch wieder auflegst?", antwortete Lena leicht angefressen. "Ich weiß, dass es schon spät ist, aber kann ich vorbeikommen? Ich muss mit Dir sprechen, am liebsten jetzt sofort". Mehr als ein tiefes Durchatmen bekam Lena erstmal nicht raus. "Mensch Riku, hast Du mal auf die Uhr geguckt? Und jetzt sag mir nicht, dass es um Samu geht." "Doch", erwiderte Riku, "bitte ich muss mit Dir über das was passieren könnte oder vielleicht schon passiert ist, sprechen. Niemand weiß etwas von uns." Lena wusste, dass sie Riku nicht abwimmeln konnte: "Meinetwegen, aber beeil Dich und erwarte nicht, dass ich mich nochmal umziehe oder sonst was." "Danke, es ist mir wirklich wichtig, sonst hätte ich nicht versucht Dich zu erreichen und wie Du in Schlafklamotten aussiehst, weiß ich nun wirklich.", versuchte Riku die Situation ein wenig aufzulockern.

Der Taxifahrer, der natürlich alles gehört hatte, fragte Riku nach der neuen Adresse und setzte ihn einige Zeit später ab. "Danke", murmelte Riku beim Aussteigen und vom Taxifahrer folgte nur ein "Viel Erfolg, versauen Sie es nicht". Riku klingelte und Lena machte ihm auf. Auf dem Weg in den fünften Stock versuchte er sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, aber trotz der Autofahrt wusste er einfach immer noch nicht, was er eigentlich jetzt sagen wollte. Oben angekommen stand Lena in ihrem Morgenmantel verschlafen in der Tür. "Hey", umarmte sie Riku vertraut. Riku drückte sie an sich. Er genoss es, dass er Lena nach längerer Zeit endlich noch einmal in die Arme schließen konnte. Erst jetzt merkte er, wie sehr er sie doch vermisst hatte. Die ganze Tour über hatten die beiden keinen Kontakt mehr gehabt. "Na, komm erstmal rein Großer. Ich hoffe für Dich, dass Du jetzt hier keine Szene machst." Lächelnd löste Riku seine Umarmung und stiefelte hinter Lena in ihre Wohnung. "Das ist irgendwie immer wie nach Hause kommen. Wie geht es Dir, Kleine? Irgendwas spannendes seit letztem Sommer passiert?" Zielstrebig ging Riku ins Wohnzimmer und ließ sich dort auf die Couch fallen. Er kannte sich hier aus, wie oft er im Sommer wohl bei Lena gewesen ist und was sie alles von ihm wusste, was sonst niemand bisher erfahren hat.