Eve hatte die ganze Nacht am Bett ihres Sohnes gesessen und seine Hand gehalten. Egal, wie sehr die Pfleger versuchten sie dazu zubewegen, dass sie sich auch ausruhen musste, schloss sie keinen Moment die Augen. Sie wollte für Samu da sein, auch wenn die Ärzte ihr in der Nacht gesagt hatten, dass er erst einmal nicht aufwachen würde. Sein Körper brauchte Ruhe, um sich von all dem zu erholen. Das Schlimmste für Eve war, dass ihr niemand sagen konnte, wie das alles passiert war und wann ihr Sohn wieder die Augen aufmachen würde. Das Piepen der Maschinen, das Blinken der Monitore taten ihr Übriges. So wie jetzt am Krankenbett ihres Sohnes hatte sich Eve noch nie gefühlt. Keine Mutter möchte erleben, dass das Leben ihres Kindes an einem seidenen Faden hängt. Es machte sie fertig, dass sie absolut nichts machen konnte. Mikko parkte den Wagen vor dem Krankenhaus und er ging mit Lena zur Anmeldung. Die nette Dame am Empfang wollte ihm erst einmal keine Auskunft darüber geben, wo Samu zu finden war, denn darum hatte seine Mutter in der Nacht gebeten. Sie wollte verhindern, dass auch hier wieder die Presse auftauchte. Eve hatte natürlich am gestrigen Tag die Schlagzeilen gelesen. Nachdem Mikko ein wenig mit der Dame diskutiert hatte und ihr glaubhaft versichern konnte, dass er der Manager ist, sagte sie ihm zu, dass gleich ein Pfleger kommen würde und ihn zu Samu bringen würde. Da Lena jedoch in keiner Beziehung zu Samu stand, jedenfalls keiner familiären oder partnerschaftlichen, machte sie Mikko klar, dass sie ihn nicht sehen dürfte. Lena hatte sich auf die Stühle neben der Anmeldung gesetzt und bekam von all dem noch gar nichts mit. Sie hatte die Kapuze von Mikkos viel zu großem Pullover tief ins Gesicht gezogen, das er ihr gesagt hatte, dass man sie besser nicht erkennen sollte.
Mikko seufzte und setzte sich neben Lena. „Ich darf gleich kurz zu Samu. Seine Mutter ist bei ihm." Lena schaute ihn sofort an. „Was meinst Du, wenn Du sagst, dass DU zu ihm darfst? Du meinst, dass wir zu ihm dürfen, oder?" „Lena, ich muss Dir leider sagen, dass Samu eigentlich gar keinen Besuch bekommen sollte und wenn dann nur von seiner Familie und engen Freunden." Tränen sammelten sich in Lenas Augen und sie schaute auf ihre Hände. „Das meinst Du gerade nicht ernst, oder? Wir haben ihn gefunden und ich darf ihn nicht sehen? Nicht mal kurz?" Mikko wollte seinen Arm, um sie legen, doch Lena drehte sich sofort von ihm weg. „LASS MICH! Ich möchte doch nur kurz sehen, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht. Ich möchte nur ganz kurz seine Hand halten, nur eine Minute. Bitte Mikko!" Ihre Stimme wurde immer wieder von Tränen erstickt. Mikko raufte sich die Haare. Wenn es nach ihm gehen würde, würde er sie sofort mit zu ihm nehmen, denn er hatte gemerkt, dass das alles war, was Lena sich in diesem Moment wünschte, aber ihm waren da die Hände gebunden. „Ich kann Dir Deinen sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen und glaube mir, ich würde gerade nichts liebe tun. Lass mich zu ihm gehen und ich spreche mit seiner Mutter. Vielleicht kann sie den Pflegern und Ärzten klar machen, dass es Euch beiden gut tun würde, wenn Du auch nur für einige Augenblicke bei ihm wärest." Lena nickte stumm und Tränen tropften auf die graue Jogginghose. Mikko kannte Lena jetzt nicht einmal vierundzwanzig Stunden, aber er wusste, dass er sie jetzt besser in Ruhe lassen sollte. Kurz darauf kam ein Pfleger und brachte ihn zu Samu auf die Intensivstation. „In zehn Minuten komme ich Sie wieder abholen. Herr Haber braucht wirklich seine Ruhe." Der Pfleger öffnete die Tür und Mikko murmelte „Danke!".
Eve drehte sich um und schaute Mikko an. Die beiden kannten sich jetzt gefühlt auch schon eine halbe Ewigkeit und Eve freute sich wirklich, dass endlich jemand Vertrautes das Zimmer betrat. Mikko näherte sich nur sehr langsam dem Bett und damit auch Eve. Er nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. „Hey! Wie geht es Dir?" Eve erwiderte diese Umarmung und sie dauerte länger als sonst, denn genau das war es, was sie gerade brauchte. „Ist doch nicht wichtig, wie es mir geht." Langsam löste Mikko die Umarmung und sprach flüsternd mit Eve darüber, was die Ärzte gesagt hatte und was überhaupt mit Samu los war. „Darf ich Dich etwas vielleicht Blödes fragen, Eve?" „Mikko, Du kannst mich alles fragen. Ich weiß nur nicht, ob ich Dir eine Antwort geben kann." „Draußen wartet jemand, der Samu gerade wirklich gerne sehen würde." Eve schaute Mikko skeptisch an. „Wer denn?" „Sie heißt Lena und..." „Das ist aber nicht die Frau, wegen der das alles passiert ist, oder?" Mit dieser Reaktion hatte Mikko definitiv nicht gerechnet. „Du hast das in der Zeitung gelesen?" „Natürlich Mikko, ich bin zwar schon was älter, aber ich lebe doch nicht hinter dem Mond. Und Du kannst ihr sagen, dass sie Samu auf keinen Fall sehen wird. Ich werde ihn beschützen, weil er gerade nicht für sich selber entscheiden kann und wer weiß, was ihm passiert ist." „Wie meinst Du das, Eve?"
Mikko war von der Antwort wirklich geschockt. Dachte Eve wirklich, dass Lena etwas damit zu tun haben würde? „Du hast mich schon verstanden Mikko. Ich lasse niemanden an meinen Sohn außer Dich und Riku. Ihr seid die wichtigsten Menschen in seinem Leben." In diesem Moment stand der Pfleger auch schon wieder im Zimmer. „Herr Saukkonen, die Zeit ist vorbei. Ich würde Sie jetzt bitten wieder zu gehen." „Kämpf weiter, Großer!", sagte er zu Samu während er seine Hand auf die Schulter seines Freundes legte. „Und Du Eve, bitte überlege Dir das noch einmal. Ich komme morgen wieder vorbei und wenn Du was brauchst, melde Dich jederzeit. Du hast ja meine Nummer!"
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#afterglowfeelings
FanfictionEine Story, die sich um die Zeit der Jungs und vor allen Dingen Samu nach dem letzten Konzert der Heartbreak Century Tour dreht ♥️