„Was ist denn bloß passiert, dass Du so Hals über Kopf nach Berlin gekommen bist?", fragte Mats während er Lena immer noch an sich drückte. Für Lena war es ein Geschenk, dass Mats sie direkt aufgenommen hatte. Sie hatte ihn erst vor ein paar Stunden angerufen und sofort hatte Mats gesagt, dass sie kommen könnte. Mats wollte gerade die Umarmung lösen, doch Lena klammerte sich an ihn. Sie brauchte das gerade. „Lena, wollen wir nicht in die Wohnung gehen? Da kannst Du Dich doch auch an mich klammern." Mehr als ein Schluchzen bekam Mats nicht als Reaktion zurück, er nahm Lenas Tasche und schloss die Tür hinter sich. „Den Weg kennst Du ja noch – war schließlich lange Zeit Dein zu Hause." Lena lief schnurrstracks ins Wohnzimmer und sah sich mit Tränen in den Augen um. „Du hast hier aber auch nichts verändert, Mucki?" Mats schüttelte den Kopf und schmunzelte. „Warum hätte ich das tun sollen. Du hast doch damals Geschmack bewiesen und nicht nur bei der Wahl der Einrichtung." Dass Lena ihn immer noch Mucki nannte, löste bei Mats einen Flashback aus. Alles begann vor nun schon mehr als sechs Jahren. Damals hatten die beiden sich für einen Studiengang in einer Stadt eingeschrieben, die sie nicht kannten. Und wie der Zufall es wollte, saßen sie in der Einführungsveranstaltung damals nebeneinander. Sie kannten beide niemanden in Berlin und das war wohl der Grund, weshalb die beiden sich von Anfang irgendwie gut verstanden. Wenn zwei Menschen ein gemeinsames Schicksal teilen, verbindet das. Die beiden wurden sehr schnell gute Freunde und irgendwann wurde der Schalter umgelegt und es entwickelte sich Liebe. Dreieinhalb Jahre waren die beiden ein Paar, vielleicht sogar das Paar des Studiengangs. Jedenfalls wurden sie damals immer beneidet um ihre Beziehung. Nachdem sie ihren Bachelor bestanden hatten, ging Mats nach Amerika um seinen Master zu machen und die beiden gaben sich wirklich größte Mühe diese Fernbeziehung aufrecht zu erhalten, aber mehr als neun tausend Kilometer haben dann doch ihr Tribut gezollt. Die beiden trennten sich damals und gingen freundschaftlich auseinander. „Wie es wohl mit uns weitergegangen wäre?", murmelte Mats als er sich mit zwei Tassen Tee neben Lena setzte. „Aber darum soll es nicht gehen. Was ist denn jetzt passiert?"
Lena erzählte Mats alles und nachdem sie ihre Tränen wirklich die ganze Zeit zurückhalten konnte, kullerten sie am Ende doch über ihre Wangen. Mats zögerte keinen Moment und zog Lena in seine Arme. „Ach Kleine, das ist doch echt eine Scheißsituation. Und Du meinst wirklich, dass es jetzt das Beste war aus Helsinki abzuhauen?" Lenas Kopf lag auf der Brust von Mats und Mats strich über ihre Haare. „Mucki, ich bin echt nicht in der Stimmung darüber zu diskutieren. Ich würde jetzt auch lieber bei Samu sein, aber ehe ich mich alleine in den Schlaf weine, dachte ich mir, dass ich auch woanders schlecht gelaunt sein kann." Mats lachte vorsichtig. „Und da ist Dir niemand anderes eingefallen?" Lena boxte ihm vorsichtig in die Seite. Es war alles wieder so vertraut und es tat unfassbar gut aus dem Alltag der letzten Tage zu entfliehen. „Kann ich Dich was fragen, Mats?" Mats nickte. „Meins Du ich sollte vielleicht doch mal mein Handy anschalten. Die machen sich doch bestimmt alle Sorgen, oder?" „Das musst Du wissen, Lena. Ich für meinen Teil würde verrückt werden, wenn meine Freundin oder meine Schwester einfach abgehauen wäre und ich sie nicht erreichen könnte." Lena rappelte sich auf, schlurfte zu ihrer Jacke und griff nach ihrem Handy. Sie schlurfte wieder zurück zum Sofa, schaute Mats an und zog eine Augenbraue hoch. „Warte mal, hast Du gerade Freundin gesagt? Hast Du mir da etwa was verheimlicht?" Mats fing an zu lachen „Nein, es gibt niemanden." Nachdem ihr Handy wieder eingeschaltet war, las sie die ganzen Nachrichten und atmete tief durch. „Oh man, Riku scheint leicht angefressen zu sein Ich glaube ich rufe ihn mal an." Mats verabschiedete sich ins Bad und Lena rief ihren Bruder an. Nicht mal einmal ertönte das Freizeichen und Riku hob ab: „Lena, zum Glück meldest Du Dich endlich." Riku war mehr als erleichtert. „Hey! Ich bin gut in Berlin angekommen. Bevor Du jetzt ausrastest... Ich weiß nicht, warum ich es getan habe, aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Mir geht es gut."
Riku seufzte. „Hättest Du nicht vorher mit mir reden können? Aber wenigstens weiß ich jetzt, dass es Dir gut geht. Bist Du allein in Berlin?" „Das tut nichts zur Sache. Wie geht es Samu? Hat Eve meinen Brief gelesen?" Lena wollte jetzt nicht mit Riku darüber diskutieren, wo sie war und eigentlich hatte es ihn auch nichts anzugehen. „Ja, hat sie. Ohne sie würde ich nicht mal wissen, dass Du abgehauen bist, du Verrückte. Wie lange bleibst Du weg?" „Und wie geht es Samu?" „Ganz in Ordnung soweit. Die Blutung scheint tatsächlich gestillt zu sein und die Ärzte haben entschieden ihn jetzt langsam aufwachen zu lassen." Lena wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Ausgerechnet jetzt, wo sie nicht mehr in seiner Nähe war, wollten die Ärzte ihn aufwachen lassen. „Das sind doch mal gute Nachrichten. Kannst Du mir noch einen Gefallen tun? Du weißt ja, wo mein Ersatzschlüssel liegt für meine Wohnung. Bitte hol Samus Handy aus meiner Wohnung, ich wollte es nicht in seinen Umschlag packen, aber ich möchte, dass er die Chance hat mich anzurufen, wenn er dazu bereit ist. Würdest Du das machen?" „Klar, Schwesterherz." „Danke Dir. Sei mir nicht böse, aber ich brauche jetzt Zeit für mich." Riku wollte gerade ansetzten, um zu versuchen ihr auszureden weiter in Berlin zu bleiben, doch das ahnte Lena und gab ihm keine Chance etwas zu sagen. „Pass auf Dich und Samu auf. Bis bald, Riku!". Sie legte sofort auf, denn sie merkte, dass sich schon wieder ein Kloß in ihrem Hals bildete. Lena wollte nicht schon wieder anfangen zu weinen, stand auf und sah sich ein wenig in der Wohnung um. Hier hatte sich nicht nur im Wohnzimmer nichts verändert, es sah fast alles aus wie damals. Sie wagte einen Blick ins Schlafzimmer und staunte. Hier hatte Mats scheinbar doch etwas verändert und es sah nicht mal schlecht aus, alles schön in Grautönen eingerichtet. Mats stand plötzlich nur mit einem Handtuch umwickelt im Türrahmen, als Lena sich gerade wieder unbemerkt ins Wohnzimmer schleichen wollte. „Na, gefällt Dir das Schlafzimmer? Ich habe mich auch mal an Inneneinrichtung probiert." Mats schmunzelte und Lena fing an zu lachen. „Dabei hattest Du doch bestimmt Unterstützung, oder?" Sie legte ihre Hand auf seine Brust und drückte ihn zur Seite. „Zieh Dir erst einmal was an, Mucki!"
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#afterglowfeelings
FanfictionEine Story, die sich um die Zeit der Jungs und vor allen Dingen Samu nach dem letzten Konzert der Heartbreak Century Tour dreht ♥️