Dass Lena vor lauter Grübelei irgendwann dann doch noch ein paar Stunden Schlaf bekommen hatte, grenzte an ein Wunder. Sie wurde tatsächlich von ihrem Wecker geweckt. Die drei Stunden, die sie geschlafen hatte, waren definitiv nicht genug, aber sie hatte keine Wahl. Also quälte sie sich aus dem Bett, schnappte sich ein paar Klamotten und ging Richtung Bad. Ihre Augen konnte sie kaum aufhalten und so passierte, was passieren musste. Sie drückte die Türklinke herunter und wer stand so wie Gott ihn erschaffen hatte vor ihr? Natürlich, Mats! „UM GOTTES WILLEN!" Sofort hielt sie sich die Augen zu. „Schließ doch ab, wenn Du duschen gehst." Lena drehte um und zog die Tür wieder zu, während Mats ihr hinterher rief, was sie aber bewusst ignorierte. Das war natürlich ein wunderbarer Start in den Morgen: zu wenig Schlaf, ein nackter Ex-Freund in der Wohnung und dann konnte sie sich noch auf einen schlecht gelaunten und potentiell eifersüchtigen Chef auf der Arbeit einstellen. Als Mats dann mit einem Handtuch um die Hüften gelegt aus dem Bad ins Wohnzimmer kam, spukte Lena fast ihren Kaffee wieder in die Tasse. „Du kannst es nicht lassen, oder?" „Ach komm schon. Als hättest Du das hier nicht schon oft genug gesehen." Mats grinste sie an, änderte dann aber schlagartig seinen Gesichtsausdruck, als er Lenas abfälliges Augendrehen sah. Ohne auch nur noch einen Mucks von sich zu geben, verschwand Lena im Bad, machte sich fertig und kam nach einiger Zeit wieder zurück in den Wohnbereich. „Was auch immer Du mit mir klären willst, lass es uns bitte heute Abend besprechen und such Dir ein Hotelzimmer oder sonstiges. Hier kannst Du nicht bleiben. Das funktioniert einfach nicht und ich will es auch nicht, verstanden?" „Okay, ich komm Dich heute Abend bei der Arbeit abholen und dann können wir in Ruhe über alles reden." „Meinetwegen." Lena zog sich die Jacke an und warf ihre Tasche auf die Schulter. „Bis später und wage es nicht hier irgendetwas anzufassen!" Sie hatte gar kein gutes Gefühl Mats in ihrer Wohnung zu lassen.
Im Büro angekommen, stürzte sie sich in die Arbeit. Sie versuchte an nichts anderes zu denken als an das Schreiben der Artikel, die alle verteilt in den nächsten zwei Wochen fertig werden mussten. Bis zur Mittagspause hatte sie schon einiges geschafft, doch die Pause tat ihr gar nicht gut. Sofort schweiften ihre Gedanken ab. „Warum kann in meinem Leben nicht einmal alles nach Plan laufen? Warum taucht Mats jetzt hier in Helsinki auf, während ich gerade dabei bin mich in den Frontmann von Sunrise Avenue zu verlieben? Oh fuck, ich verliebe mich gerade. Aber das geht doch nicht... Ich kann doch nicht... Als ob das jemals funktionieren könnte. Am besten steigere ich mich da nicht rein." Plötzlich spürte Lena eine Hand auf ihrer Schulter. Sie zuckte zusammen. „Kann ich Dich kurz sprechen?" Wenn man schon mit zwei Männern gleichzeitig seine Problemchen hat, dann kann natürlich auch noch ein dritter hinzukommen. Taavi sah sie mit einem nicht wirklich zu deutenden Blick an. „Na klar. Ich wollte sowieso gerade Pause machen." „Dann lass uns doch eine Runde um den Block drehen. Frische Luft schadet nie." Mit einem Lächeln schaute Taavi sie an. „Mhh, vermutlich hast Du Recht." Lena zog sich die Jacke an und die beiden traten vor die Tür. Stumm liefen sie ein paar Meter nebeneinander her ehe Taavi das Wort ergriff. „Ich wollte mich einfach nur bei Dir entschuldigen, dass ich mich schon wieder in Dein Privatleben eingemischt habe. Du bist meine Mitarbeiterin und es geht mich nun wirklich nichts an, mit wem Du nach Feierabend was unternimmst. Es tut mir Leid und es wird nicht wieder vorkommen." Mit dieser Entschuldigung hätte Lena wirklich nicht gerechnet. „Wie Recht Du hast. Es geht Dich absolut nichts an, Taavi. Aber okay, lass es uns einfach vergessen. Auf beruflicher Ebene haben wir uns doch immer gut verstanden und das sollten wir jetzt einfach wieder fokussieren." In diesem Moment klingelte Lenas Handy. Sie sah Samus Namen auf dem Bildschirm drückte ihn aber weg, weil sie es für wichtiger in diesem Moment hielt das Gespräch mit Taavi vernünftig zu Ende zu bringen. „Du kannst auch ruhig rangehen." „Zu spät, ich rufe später zurück! Also wo waren wir stehen geblieben?"
„Bei unserer beruflichen Beziehung...", murmelte Taavi ein wenig bedröppelt. „Ach ja, genau! Das sollten wir einfach wieder so weiterführen. Keine privaten Fragen, nichts." Taavi willigte in diese doch absurde Vereinbarung ein. „Auch wenn es mir schwer fällt Dich nicht danach zu fragen, wie es Dir geht, ist es vermutlich das Beste."Die beiden bogen wieder in die Straße ein, in der der Verlag ansässig war. „Ich muss Dir übrigens noch etwas sagen, Lena. Ab nächster Woche haben wir einen neuen Kollegen aus Deutschland. Ein Freund von mir hat ihn mir empfohlen und ich habe ihn für die freie Stelle eingestellt. Ein Herr Bergmann." „Bitte?" Der Schock stand Lena ins Gesicht geschrieben, aber innerlich versuchte sie sich zu beruhigen. „Bergmann ist ein verbreiteter Name. Mats ist nicht deshalb hier in Helsinki, sondern weil er über irgendwelche Gefühle mit Dir sprechen will, die er scheinbar noch für Dich hegt. Es ist alles gut. Er wird nicht ab Montag mit Dir im Büro sitzen." „Kennst Du einen Herrn Bergmann? Er hat wohl in den USA studiert und war jetzt in einer renommierten Presseagentur in Berlin tätig. Ungefähr Dein Alter..." Lena reagierte gar nicht mehr, denn jetzt schien der Name Bergmann plötzlich doch nicht mehr so weit verbreitet zu sein. „Bergmann, das sagt mir nichts. Nein." Auf eine Diskussion mit Taavi darüber, wer Mats ist und warum Lena ihn kannte und womöglich noch mehr, hatte sie jetzt nun wirklich keinen Lust. „Gut, dass wir uns ausgesprochen haben, Taavi. Das hat mir einige neue Erkenntnisse gebracht Ich setzte mich dann wieder an die Artikel." Lena ging vor ins Büro und setzte sich an ihren Schreibtisch. Dass sie Samu eben weggedrückt hatte und ihn eigentlich zurückrufen wollte, hatte sie vergessen.
Mit der Tatsache, dass sie bald mit ihrem Exfreund in einem Büro sitzen würde, musste sie erst einmal fertig werden. Wenn es doch einfach nur ein Exfreund wäre, der mittlerweile eine neue Freundin und sich ein neues Leben aufgebaut hatte, wäre vermutlich alles einfacher. Aber nein, bei Lena musste es natürlich wieder alles komplizierter sein. Mit dem Exfreund in einem Büro sitzen, der ihr heute Abend vermutlich sagen will, dass er immer noch Gefühle für sie hat. „Na klasse, das konnte ja heiter werden." Lena meldete sich wieder an ihrem Laptop an und schrieb ihre Artikel weiter.
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#afterglowfeelings
FanfictionEine Story, die sich um die Zeit der Jungs und vor allen Dingen Samu nach dem letzten Konzert der Heartbreak Century Tour dreht ♥️