sechsundsechzig

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An den beiden darauffolgenden Tagen verbrachten Lena und Samu die Zeit in der Waldhütte mit vielen tiefgründigen Gesprächen, viel Kuschelei, einigen Spaziergängen und einfach nur miteinander. Abseits vom Alltag in Helsinki konnten sie sich nur auf sich konzentrieren, den anderen noch besser kennenlernen. Am Sonntagnachmittag entschieden die beiden sich noch einmal durch den angrenzenden Wald zu spazieren und Lena wusste, dass sie das mit Mats jetzt wohl langsam aber sich einmal erzählen sollte. Hand in Hand gingen sie gerade auf eine Lichtung zu. „Samu?", fragte Lena zaghaft. „Oh Gott, Du sprichst mich mit meinem Namen kann. Das kann bestimmt nichts Gutes bedeuten, oder?" Lena zuckte mit den Schultern. „Es ist einfach eine komische Situation und ich möchte, dass Du es weißt." Samu blieb stehen und drehte sich zu Lena. „Was ist denn los?" Lena schaute auf den Boden und Samu hob ihren Kopf leicht hoch. „Ich bin kein Fan von all dem, aber ich kann nichts daran ändern. Mats fängt am Montag, also morgen im Verlag an zu arbeiten." Lena stockte, aber Samu lächelte sie nur an. „Und das ist es, was Du mir sagen willst?" Mehr als ein Nicken verbunden mit einem Schulterzucken konnte Lena nicht antworten. „Ja, ich dachte Dir könnte das was ausmachen oder so." Sanft legte Samu seine Hände auf Lenas Wangen. „Kleine, natürlich macht mir das etwas aus, wenn Dich dieser Typ jeden Tag mit Dir arbeitet und in Deiner Nähe ist, aber es ist doch nicht Dein Fehler. Du kannst da nichts für und Du hast mir Eure Situation erklärt. Du bist damals zu mir gekommen und nicht bei ihm geblieben. Es ist alles gut, ich vertraue Dir. Ihm vielleicht nicht, aber Dir dafür um so mehr." Dass Samu gerade jetzt über Vertrauen sprach, machte Lena unendlich glücklich. Für Lena gehörte Vertrauen zu einem der Grundpfeiler einer jeden Beziehung, egal ob privat oder geschäftlich. Und dass gerade Samu als erster wirklich über Vertrauen sprach, ließ ihr die Tränen in die Augen steigen. „Du bist einfach perfekt. Warum habe ich Dich nicht schon viel früher getroffen?"

Lächelnd umarmte sie Samu. „Von perfekt kann bei mir wirklich keine Rede sein." Samu lachte und drückte Lena an sich. „Wir sollten jetzt langsam wieder zurück zur Hütte laufen. Die Sonne ist schon fast untergegangen.", sagte Samu nach einiger Zeit „Können wir nicht einfach hier bleiben. Du und ich?" „Ach Kleine. Am liebsten würde ich hierher ziehen, aber ich glaube, dass das nicht funktioniert. Morgen musst Du wieder zur Arbeit und Mikko hat auch ein Treffen im Studio anberaumt. Was auch immer er jetzt wohl von uns allen will." „Warum musst Du immer Recht haben?" Lena schnappte sich ein wenig Schnee und warf ihn in Samus Richtung. „Wenn Du meinst, dass wir fahren müssen, dann musst Du erstmal schaffen mich zu fangen." Das ließ sich Samu nicht zweimal sagen. Schneller als Lena weglaufen konnte, packte er sie und warf sie über seine Schulter. Jeder Widerstand war zwecklos. „Nichts leichter als das. Du solltest Dich nicht mit Superman anlegen." Samu trug Lena den ganzen Weg zurück zur Hütte, auch wenn sie sich dagegen wehrte. „Du sollst Dich doch schonen." „Ach, das bisschen Training wird mich schon nicht umbringen." An der Hütte angekommen, schloss Samu auf und setzte Lena sanft auf ihre Füße. „Du sag mal, willst Du heute vielleicht ausnahmsweise mal mit zu mir kommen?" Samu lächelte Lena an und küsste sie auf die Wange. „Klar, gerne. Es sei denn ich finde mal wieder keinen Parkplatz bei Dir." „Vielleicht solltest Du Deinen Wagen besser nicht vor meine Tür stellen, oder?" „Es ist mir echt egal, was die Journalisten dann wieder schreiben. Am liebsten würde ich das alles hier in die Welt hinausschreien, aber dann müsste ich mir morgen vermutlich sonst was von Mikko anhören." Samu kontrollierte noch einmal alle Fenster und Türen, schnappte sich die beiden Taschen und verlud alles in seinen Wagen.

Während der gesamten Fahrt hatte Samu seine Hand auf Lenas Oberschenkel liegen und diese Geste machte Lena einfach nur unendlich glücklich. In Helsinki angekommen, parkte Samu seinen Wagen eine Straße von Lenas Wohnung entfernt und die beiden gingen herein. Es war schon stockdunkel und zum Glück hatte niemand aus dem Haus etwas mitbekommen. „Hereinspaziert in mein kleines, aber feines zu Hause." Lenas Wohnung war wirklich nicht groß. Eigentlich bestand sie nur aus zwei Räumen, einem Wohn-Ess-Koch-Bereich und ihrem Schlaf-Arbeits-Zimmer. Für sie reichte es und ihr gefiel es genau so wie es war. Samu schaute sich im Wohnbereich um. „Es ist schön hier. Gemütlich. Manchmal habe ich mir gewünscht auch eine kleine Wohnung zu haben. Wenn niemand bei mir ist, dann ist es bei mir so leer und kalt." „Also ich habe es noch nie bei Dir als kalt empfunden." Samu drückte Lena einen Kuss auf die Stirn. „Das lag dann vermutlich an Dir, Kleine." „Das glaube ich zwar nicht, aber lassen wir das einfach mal so stehen." „Und was machen wir zwei jetzt noch mit dem angebrochenen Abend?" „Ich wäre für einen Film, einen richtig kitschigen Film." Lena lächelte Samu an. Dieser Frau konnte er nichts abschlagen. „Dann schauen wir einen Film." Die beiden kuschelten sich auf das Sofa, Lena holte noch ein paar zusätzliche Kissen und eine größere Decke. Sie legte sich in Samus Arme und die beiden schauten den Film. Um ehrlich zu sein, schaute am Ende nur Samu den Film bis zum Abspann. Lena war nach der Hälfte seelenruhig in seinen Armen eingeschlafen. Ganz vorsichtig, sich so wenig wie möglich bewegend, schaltete er den Fernseher aus, nahm Lena auf den Arm und trug sie ins Bett. Irgendwas murmelte sie vor sich hin im Schlaf, aber das konnte er beim besten Willen nicht verstehen.

Samu legte sich zu Lena, nachdem er im Wohnzimmer die Kerzen ausgepustet und das Licht gelöscht hatte. Sofort drückte sich Lena näher an ihn, schlief aber weiter. Er streichelte sanft über ihre Haare. Alles war gerade perfekt. Samu ging es gut und er zweifelte gerade an all dem nicht mehr. Leise murmelte er Lena ins Ohr. „Ich habe Dich so unfassbar lieb!" Kurz darauf schlief Samu ein. Am nächsten Morgen frühstückten die beiden zusammen. „Zieh die Tür einfach zu, wenn Du gehst. Ich muss jetzt los zur Arbeit. Bis später." Liebevoll küsste Lena Samu und machte sich dann auf den Weg zur Arbeit.

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