sechsundzwanzig

101 5 0
                                    

Es war bereits Nachmittag und Samu lag immer noch regungslos in diesem Bett. Er war bewusstlos, seitdem er gefunden wurde. Sein Gesicht sah aus wie nach einer wilden Schlägerei, alles war angeschwollen und blau unterlaufen. Auf seiner Stirn bildete sich immer wieder kalter Schweiß. Er lag dort alleine, nur ab und zu schaute die alte Dame nach ihm. Sie und ihr Mann hatten ihn im Park gefunden. In einem Moment, wo Samu bei Bewusstsein war, hatte er die Frau angefleht ihm zu helfen, aber bitte nicht den Krankenwagen zu rufen. Das alte Ehepaar hatte er irgendwie geschafft den großen blonden Finnen zu sich nach Hause zu schaffen und ihn in das Bett im Gästezimmer zu legen. Glücklicherweise war der Ehemann Arzt gewesen und er hielt die Verletzungen von Samu auf den ersten Blick für nicht so dramatisch, als dass er ihn hätte ins Krankenhaus schicken müsste. Ja fast schon väterlich hatte er die Wunden des Blonden versorgt. Sicher war er sich nicht, aber das Handgelenk schien ihm gebrochen zu sein. Gerade schaute er nach ihm und tupfte ihm den Schweiß von der Stirn, als Samu blinzelte. „Maria, ich glaube er wird wach!", rief er seine Frau. Sanft klatschte seine Hand auf die Wange von Samu: „Können Sie mich hören? Ich bin Leo. Wir haben Sie im Park gefunden, hier sind sie in Sicherheit?" Samu nahm die Worte des alten Herren war und versuchte mit aller Kraft seine Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nicht.

Er spürte das Pochen seines Blutes in der Hauptschlagader, sein Herz raste, seine Kehle war trocken. Samu versuchte sich irgendwie bemerkbar zu machen, aber mehr als ein Husten und Röcheln kamen nicht aus seiner Kehle. Maria stand nun auch am Bett und schaute besorgt auf den verletzten Mann mittleren Alters. Dann schaute sie ihren Mann an: „Meinst Du nicht wir sollten den Krankenwagen rufen oder vielleicht doch die Polizei? Wir wissen doch gar nicht, wer das ist. Vielleicht hat er auch was ausgefressen und er ist gar nicht das Opfer?" Jedes dieser Worte konnte Samu hören und er wehrte sich innerlich, er wollte nicht ins Krankenhaus. Er wollte einfach aus diesem Albtraum aufwachen. Noch glaubte er nämlich, dass er nur träumen würde. Es war als wäre seine Seele aus seinem Körper getreten und würde auf ihn herabschauen. Wieder hustete er und Leo wendete sich seiner Frau zu: „Ich habe irgendwie ein gutes Gefühl bei diesem Mann. Frag mich nicht warum, aber ich glaube er braucht wirklich unsere Hilfe." Wieder versuchte er Samu dazu zubringen seine Augen zu öffnen. „Ich glaube Sie können mich hören. Sie können nur nicht ihre Augen öffnen, habe ich Recht? Passen Sie auf, ich nehme jetzt Ihre rechte Hand, die linke scheint mir gebrochen zu sein, und wenn sie mich verstehen, versuchen Sie bitte meine Hand einmal zu drücken." Vorsichtig nahm Leo Samus rechte Hand in seine. Samu zuckte zusammen, woraufhin Leo seiner Frau leicht zunickte. „Können Sie mich hören?" Man konnte jetzt nicht davon sprechen, dass Samu die faltige Hand des alten Herren wirklich drückte, aber Leo spürte einen leicht stärkeren Druck als vorher.

„Sehr gut. Das macht es nun um einiges leichter. Einmal drücken heißt ja, zweimal nein. Ich muss Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen. Haben Sie Schmerzen?" Samu drückte die hand seines Retters einmal. Ihm tat gefühlt alles weh, aber am meisten der Kopf und die linke Hand. Da schien der alte Mann Recht zu haben, dass sie gebrochen sein könnte. „Meine Mittel sind hier limitiert. Ich war jedoch einmal Arzt, ich hoffe sie vertrauen mir. Ich muss Sie jetzt einmal abtasten, in Ordnung?" Dieses Mal drückte Samu die Hand viel fester als beim ersten Mal. Leo ging davon aus, dass es sich daher um ein eindeutiges „Ja" handelte und löste seine Hand aus der von Samu. Doch Samu drückte weiter zu. Er wäre natürlich damit einverstanden, weil sonst niemand ihm helfen könnte momentan, aber aus irgendeinem Grund hatte er es gerade genossen, dass er die Nähe eines anderen Menschen spürte. Maria kam einen Schritt auf Samus Bett zu, denn sie sah, wie sehr der Körper des Fremden zitterte: „Leo, er hat Angst. Er weiß nicht was mit ihm passiert." Sanft, ja fast schon mütterlich, strich sie sanft über Samus Haar. „Ich bin Maria, Leos Frau. Sie können meinem Mann vertrauen. Er war wirklich ein hervorragender Arzt und wir lassen Sie nicht allein." Samus Atem normalisierte sich wieder und Maria wusch ihm erneut den Schweiß von der Stirn. Wieder blinzelte Samu, dieses Mal aber vor Schmerzen, denn jede Berührung in seinem Gesicht tat einfach nur weh. „L...e...n...a?", flüsterte er leise und da das betagte Ehepaar nicht mehr gut hörte, verpuffte dieses Fragen in der Leere des Raumes.

#afterglowfeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt