neunzehn

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„Wo hast Du mich überhaupt hingebracht, Herr Haber?", fragte Lena schüchtern. „An einen Ort, von dem ich denke, dass es Dir gefallen könnte." Der Aufzug öffnete sich und die beiden stiegen ein. Samu drückte auf den Knopf mit der Nummer 21. Lena stand einfach da und schaute ihn an. Mit seiner Mütze, seinem Hoodie und der Jeans mit den Löchern stand Samu an die Wände des Aufzugs gelehnt. Er bemerkte natürlich, dass Lena ihn beobachte und witzelte: „Noch kannst Du es Dir überlegen und verschwinden, wenn Dir nicht gefällt, was Du siehst." Lena fing an zu lachen: „Spinner! Das gleiche könnte ich sagen. Ich meine, ich hatte wirklich mit dem Outfit zu kämpfen und schau mich an. Mehr als ein Hoodie und eine Jeans habe ich nicht hinbekommen. Du hast Dir doch bestimmt was anderes erwartet." Bevor Samu antworten konnte, öffneten sich die Türen des Aufzugs. Der Kellner und Samu schienen sich schon länger zu kennen, denn die Begrüßung war sehr herzlich und vertraut. Samu hatte Lena in eine Skybar gebracht mit einem wunderbaren Blick über Helsinki. Der Kellner nahm die Jacken der beiden und führte sie danach an einen Tisch am Fenster in einer geschützten Ecke. „Ich hoffe Dir gefällt es hier." „Es ist wunderschön. Etwas Besseres hätte ich mir nicht vorstellen können. Danke!" „Ich glaube eher, dass ich mich bei Dir bedanken muss, oder? Ich weiß, dass das jetzt vermutlich der absolute Stimmungskiller sein wird, aber Riku hat bestimmt mit Dir gesprochen oder?"

Samu hatte sich vorgenommen, dass er das Thema direkt ansprechen wollte. Er wollte Lena sagen, dass es ihm egal ist, was Riku ihr gesagt hatte. Es wollte einfach von Beginn an niemanden dazwischen funken lassen. Lena schaute ihn an und zuckte mit den Schultern: „Samu, es soll heute nicht um meinen Bruder gehen. Wir beide sind heute hier, um uns kennenzulernen und nicht, um darüber zu sprechen, was mein Bruder davon hält. Müssen wir das jetzt wirklich besprechen?" „Ich weiß, dass das jetzt nicht besonders passend ist, aber ich will Dir einfach sagen, dass egal was er sagt, ich hier mit Dir bin. Du gehst mir seit dem Konzert nicht mehr aus dem Kopf." Lena wurde rot und lächelte ihn verlegen an. „Und weißt Du, Riku und ich haben uns schon wegen Dir gestritten. Er, naja wie soll ich es sagen, er meinte, dass Du jemanden Besseres verdient hast. Du kannst ehrlich zu mir sein. Wenn Dich das, was auch immer Riku gesagt hat, verunsichert hat, dann müssen wir das hier heute nicht auf Teufel komm raus durchziehen." Zum Glück kam genau in diesem Moment der Kellner und fragte, was er den beiden zu trinken bringen könnte. Lena war mit der Situation komplett überfordert. Hatte Riku es wirklich geschafft, dass sie jetzt daran zweifelte, dieses Date zu genießen? Bei Samu schien er ja schon einmal Erfolg gehabt zu haben. Samu bestellte eine große Flasche Wasser und fragte nach einer Weinempfehlung. „Du trinkst doch ein Glas, oder?" Lena nickte nur und der Kellner empfahl einen Wein. Als der Kellner gerade gegangen war, drückte Lena Samu ihr Handy in die Hand: „Da siehst Du, was er mir geschrieben hat. Das war kurz bevor ich eben runtergekommen war." Samu merkte, dass sich Lena unwohl fühlte und für ihn war es auch unangenehm. „Samu, er weiß nicht, dass wir uns heute treffen und wenn es für Dich okay ist, dann sollte er es auch nicht wissen. Ich will nicht, dass er dazwischen funkt."

Er lächelte sie an: „Dann wird er von all dem auch nichts erfahren. Es geht ihn schließlich auch nichts an, dass ich seine Schwester deutlich hübscher finde als ihn." Der Kellner brachte die Getränke und beide bestellten sich etwas zu essen. „Auf Dich", nahm Samu das Glas Wein in die Hand. „Nein, ganz sicher nicht", erwiderte Lena. „Sagen wir einfach auf einen schönen Abend, nur wir zwei." Sie stießen an und unterhielten sich. Lena verlor sich immer wieder in den blauen Augen von Samu, die funkelten, wenn er über Musik sprach. Die beiden unterhielten sich und für beide wurde der Abend doch zu einem Erfolg. Riku war auch vergessen, was auch gut war, denn zwischen den beiden lag etwas in der Luft. Es waren die Blicke, die sie austauschten, die die Luft knistern ließen. „Und jetzt habe ich noch eine besondere Überraschung für Dich", sagte Samu irgendwann, stand auf und holte die Jacken. „Gehen wir? Ich würde gerne noch was bleiben.", fragte Lena verwundert als sie Samu mit den Jacken sah. „Lass Dich überraschen", zuvorkommend half Samu ihr in die Jacke. „Komm mit!" Er nahm Lenas Hand, es war nicht geplant, aber in dem Moment fühlte es sich richtig an.

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