vierzehn

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„Die Nummer ist jetzt sowieso in der Mülltonne. Der Drops ist gelutscht. Du hast scheinbar gesehen, wie ich Lena angeschaut habe, aber viel wichtiger für mich war, wie Du Lena angeschaut hast. In Deinen Augen habe ich gesehen, dass Du für diese Frau alles tun würdest. Ich konnte diesen Blick in der Kneipe gestern nicht deuten, aber ich wusste, dass ich mir eigentlich nur die Finger verbrennen kann. Und jetzt, wo ich weiß, dass es Deine Schwester ist, bin ich froh, dass ich gestern besoffen nicht auf dumme Ideen gekommen bin. Ich will niemals in eine Situation kommen, in der ich mich zwischen Dir und ihr entscheiden muss. Ich weiß, dass das jetzt schon weit gedacht ist, obwohl ich Lena ja nicht mehr kennen, aber was Frauen angeht, habe ich bisher immer in Scheiße gepackt und Du bist mir da echt wichtiger." Nachdem Samu das alles aus sich raus gelassen hatte, musste er erst einmal tief durchatmen. Für ihn war das gerade auch nicht leicht gewesen, doch das wollte er seinem besten Freund nicht zeigen. Er sollte in dem Glauben bleiben, dass die Entscheidung schon vorher getroffen wurde. Dass Samu sich den Bierdeckel gestern Abend besoffen abfotografiert hatte, musste er Riku ganz sicher nicht sagen. Schließlich hatte sein bester Freund ihm auch etwas verheimlicht.

Für Riku kam Samus Reaktion unerwartet, er war nicht davon ausgegangen, dass Samu Lena so leicht abschreiben würde. So kannte er ihn gar nicht. Wenn eine Frau ihn beeindruckte, dann wollte er immer mehr über sie erfahren. Riku wusste nicht, wie er reagieren sollte. Auf der einen Seite war er ein wenig erleichtert, dass das Interesse scheinbar schon verschwunden war. Auf der anderen Seite wusste er von Lena, dass sie Samu schon gerne kennenlernen wollte. Die peinliche Stille gefiel Samu ganz und gar nicht. Deshalb stupste er Riku an: „Hallo? Bist Du noch da? Sag doch bitte mal was. Ich habe Dir gerade gesagt, dass ich mich nicht bei Deiner Schwester melden werde, weil Du mir wichtiger bist, als jede Frau und was machst Du? Du starrst Löcher in die Luft." „Sorry, Samu. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll. Das, was Du gesagt hast mit zwischen „uns" entscheiden schwirrt irgendwie in meinem Kopf. Und letztlich bin ich jetzt in genau der gleichen Situation. Ich will ehrlich mit Dir sein. Wenn ich das entscheiden könnte, dann würde ich nicht wollen, dass Du Dich mit Lena triffst. Das mit Euch wird nichts und sie hat wen Besseres...", abrupt stoppte Riku mitten im Satz. „Fuck man", spukte es durch seinen Kopf, „warum liegt mir das Herz auch auf der Zunge." Er schaute seinen besten Freund an, der einfach nur fassungslos zurückschaute. Keiner der beiden wusste mit der Situation umzugehen. Doch Samu wollte das nicht einfach auf sich sitzen lassen und ergriff nach einem schweren Atemzug das Wort.

„Würdest Du bitte weitersprechen? Du kannst nicht einfach so etwas in den Raum schmeißen und mich dann anschauen. Warum wolltest Du gerade sagen, dass ich nicht gut für Deine Schwester bin?" Riku merkte ihm an, dass Samu sich sehr zusammenreißen musste, um ihm nicht direkt an den Kragen zu gehen. „Ich wollte genau das sagen, was ich gesagt habe, aber ich meinte es anders." „Ach ja?", antwortete Samu gereizt. „Vielleicht ist es besser, wenn Du jetzt gehst. Ich bin Dir vermutlich auch nicht mehr gut genug, oder?"Für Samu war das gerade ein Schlag ins Gesicht gewesen. So etwas von seinem vermeintlich besten Freund gesagt zu bekommen, riss ihm den Boden unter den Füßen weg. „Es wäre wirklich besser, sonst sage ich auch Dinge, die ich vielleicht besser nicht sagen sollte." Riku, der einfach kein großer Redner war und so oft schon in solchen Situationen weggelaufen war, nahm diese Aufforderung dankend an und stand auf. „Samu, ich meinte es wirklich nicht so." Er schaute seinen besten Freund an und in seinen Augen sah er nichts als Enttäuschung und Wut. „Du weißt, wo die Tür ist. Ich wiederhole mich echt ungern, aber verschwinde einfach. Ich will ja nicht, dass es Dir wegen mir schlecht geht", sagte Samu ironisch. Der Gitarrist ging langsam Richtung Flur, drehte sich nochmal um und wollte gerade ansetzen, um sich zu entschuldigen. Doch alles, was er sah, war Samu, der ihm den Mittelfinger entgegenstreckte und sich dann seinen Blick von ihm abwendete. "Es war nicht so gemeint!", murmelte Riku und verließ Samus Wohnung.

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