sechsundachtzig

91 4 0
                                    

Nach ein paar Minuten Fahrt kamen die beiden an dem nahegelegenen Park an. Samu wollte sofort aussteigen, doch Lena griff nach seiner Hand. „Warte kurz." „Was ist denn, Kleine?" Samu drehte sich im Sitz zu Lena um und schaute ihr in die Augen. In diesen Augen sah er eine gewisse Unsicherheit, denn Lena konnte seinem Blick nicht standhalten. „Weißt Du, Samu. Ich muss mich wirklich für das entschuldigen, was da eben bei meinen Eltern passiert ist." Sofort unterbrach Samu sie, legte eine Hand an Lenas Kinn und hob ihren Kopf hoch, sodass er wieder in ihre Augen schaute. „Es ist doch nichts passiert, Kleine. Klar, ich hätte mir gewünscht, auch für Dich, dass das alles etwas positiver verlaufen wäre, aber so ist es nun einmal nicht passiert. Da kannst Du aber am wenigsten für. Ich hätte Dich einfach vorwarnen sollen. Ich war naiv und habe einfach gehofft, dass Deine Eltern vielleicht nicht so fit sind, was Medien betrifft. Du hast nichts falsch gemacht und auch Deine Eltern nicht." Samu sagte diese Worte mit einer unglaublichen Wärme in seiner Stimme und immer noch hatte er seine Hand an Lenas Gesicht liegen. „Aber Du bist nicht so, wie es in der Presse steht. Du warst keinen Tag zu mir so, wie mein Vater es dargestellt hat." „Kleine, er kann es nicht besser wissen. Er ist Dein Papa, er will Dich beschützen." „Er muss mich nicht beschützen, ich kann selber entscheiden, mit wem ich meine Zeit verbringe." Lena war immer noch motzig und Samu hätte vermutlich alles sagen können, aber nichts hätte sie beruhigt. Daher entschloss er sich sie am Reden zu hindern und berührte sanft mit seinen Lippen ihre. Es war wieder einmal ein Kuss, in den beide so unglaublich viel Gefühl legten. Ihre Seelen kommunizierten in diesem Moment miteinander. Samu löste sich und öffnete seine Augen. Über Lenas Wangen waren Tränen geflossen, die er sofort wegwischte. „Ich verspreche Dir, dass ich noch einmal mit Deinen Eltern sprechen werde. Ihnen zeige, wer ich bin. Das wird schon alles, Du musst Dich niemals zwischen ihnen und mir entscheiden." Lena schniefte ein wenig und schluckte einmal.

„Danke!" Samu lächelte Lena an. „Dieses „danke" hat bei uns wohl sehr viele Bedeutungen." Lena nickte. „Komm, lass uns aussteigen." Die beiden stiegen aus und gingen Hand in Hand durch den Park. Samu dachte gerade nicht darüber nach, dass sie potentiell jemand sehen könnte. Er wollte gerade bewusst dieses Risiko eingehen, denn er merkte, dass Lena gerade einmal diesen Halt von ihm brauchte. Sie brauchte gerade die Nähe und den Kontakt. „Woran denkst Du?", durchbrach Lena plötzlich die Stille. „Ach, eigentlich an nichts wirkliches. Habe gerade daran gedacht, wann ich das letzte Mal mit einer wunderschönen Frau durch einen Park gelaufen bin." Lena lächelte und boxte Samu in die Seite. „Spinner!" Samu legte seinen Arm um Lena und nach einigen Schritten kamen die beiden an eine Art Aussichtspunkt. Dort befand sich ein Kiosk. „Setz Dich doch schon mal da vorne auf die Mauer, Kleine." Samu ging zu dem Kiosk und besorgte zwei Kaffee. Danach kam er wieder zu Lena zurück und setzte sich direkt neben sie. „Hier, damit Dir nicht kalt wird." Während er ihr den Kaffee gab, legte er seinen anderen Arm um sie und zog Lena nahe an sich. Für einen Moment genossen die beiden einfach nur die langsam untergehende Sonne und tranken ihren Kaffee. Lena drehte dann ihren Kopf zu Samu und schaute in seine blauen Augen. „Du hattest gesagt, dass wir uns mehr Zeit für uns nehmen müssen und genau das machen wir gerade. Ich könnte mir in diesem Augenblick nichts Besseres vorstellen, als mit Dir in diesen Sonnenuntergang zu schauen." Samu schmunzelte. „Das hier ist einfach wertvoller, weil Du dabei bist. Du bist die Person, mit der ich einfach minutenlang in den Sonnenuntergang schauen kann ohne etwas zu sagen und diese Stille ist keineswegs peinlich oder unangenehm. Ich fühle mich wohl mit Dir. Du gibst mir einfach das Gefühl, dass ich sein kann, wie ich bin." Lena legte ihren Kopf auf Samus Schulter und griff nach seiner Hand.

„Du bist die Person, die den Unterschied macht, nicht ich. Du hast Dich so verändert, Du bist viel offener geworden. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon ein bisschen Sorge, dass wir es irgendwie nicht schaffen könnten, aber mittlerweile bin ich mir sicher, dass wir es hinbekommen." „Wir bekommen das hin. Das hier ist unser Ding und wir bestimmen, wie es weitergeht." Die Sonne verschwand langsam am Horizont und Samu sprang die Mauer runter. Er griff nach Lenas Hüften und hob sie sanft auf den Boden. Lena legte ihre Hände an Samus Wangen und lächelte ihn liebevoll an. „Ich liebe Dich, mein Spinner!" „Ich Dich auch, Kleine!" Die beiden schauten sich eine gefühlte Ewigkeit in die Augen. Jeder für sich konnte sich in den Augen des anderen verlieren, die Zeit vergessen, alles um sich herum ausblenden. So standen sie einfach da, eng aneinander gekuschelt und den Moment voll auskostend. Samu griff dann nach Lenas Hand. „Lass uns nach Hause fahren und einfach nur auf der Couch liegen mit einer Pizza und einem guten Wein. Ich glaube zu mehr bin ich heute nicht mehr bin der Lage." Lena schaute Samu an und schmunzelte. „Wo ist denn zu Hause?" „Wie Du magst oder besser gesagt: Hast Du einen guten Wein zu Hause?" Grinsend schüttelte Lena den Kopf. „Du kennst die Antwort auf diese Frage. Natürlich hast Du den besseren Wein. Können wir trotzdem noch kurz bei mir vorbeifahren, dann hol ich mir noch ein paar Klamotten für morgen und Montag für die Arbeit." „Ahhh, die Lady bleibt also das Wochenende bei mir?" „War es nicht das worauf Du hinaus wolltest?" Samu hob entschuldigend die Hände. „Nein, wie kommst Du denn darauf?" „Ich wiederhole mich echt ungern, aber Du bist und bleibst ein Spinner!" Sie schlenderten Hand in Hand wieder Richtung Auto und fuhren dann zuerst zu Lenas Wohnung und anschließend zu Samu. Die beiden hatten offensichtlich das, was an diesem Nachmittag passiert war, für den Moment verdrängt. In Samus Wohnung angekommen, schmissen sich die beiden in bequeme Klamotten. „Mach es Dir auf der Couch bequem, ich schiebe schon einmal die Pizza in den Ofen."

Samu öffnete den Wein und kam mit zwei Gläsern in den Wohnbereich. Er schaute Lena an. „Wieso siehst Du eigentlich immer so unfassbar gut aus?" „Charmeur. Ich sehe gerade bestimmt nicht gut aus mit Jogginghose, Oversizeshirt und einem Dutt auf dem Kopf." „Doch, das tust Du. Du siehst das glaube ich einfach nicht. Du siehst Dich anders, als ich Dich sehe. Du bist einfach unfassbar schön. Du hast so eine wunderbare Ausstrahlung. Du bist die Person, die den ganzen Raum zum Strahlen bringt. Du bist einfach nur echt und verstellst Dich nicht." Samu setzte sich neben Lena auf die Couch und schenkte Wein ein. „Auf Dich!" Mit einem Lächeln auf den Lippen reichte er Lena ein Glas und wollte mit ihr anstoßen. „Nein, nicht auf mich. Auf uns!" „Auf uns!"

#afterglowfeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt