Den ganzen Abend hatte Lena immer wieder dieses „Danke" versucht zu interpretieren. Danke für was? Danke für den Brief? Danke für die Ehrlichkeit? Danke, aber eigentlich sehe ich das alles anderes. Sie fand keine Antwort auf ihre Fragen, ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Lena lag bereits im Bett und konnte nicht schlafen. In ihr kämpfte wieder einmal Kopf gegen Herz. Samu antworten oder ihm die Zeit geben, die er braucht. Wenn er sie sehen wollen würde, hätte er das doch bestimmt gesagt oder nicht? Aber woher sollte Samu überhaupt wissen, dass sie wieder in Helsinki ist. Genervt von ihrer eigenen Unentschlossenheit warf sie die Bettdecke weg und stand auf. Sie ging zum Fenster und starrte in den Himmel. Es war ein wunderbar klarer Himmel und die Sterne funkelten. Plötzlich sah sie eine Sternschnuppe den Horizont kreuzen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Lena schloss ihre Augen und wünschte sich etwas. Nachdem sie noch einige Zeit in den Nachthimmel gestarrt hatte, legte sie sich wieder ins Bett, nahm ihr Handy und schickte Samu eine Nachricht: „Ich habe gerade eine Sternschnuppe gesehen. Ich hoffe mein Wunsch für Dich geht in Erfüllung. Schlaf gut!" Bestimmt vergingen zehn Minuten, in denen sie nur auf das Display starrte. Sie legte jedes Wort auf die Waagschale und überlegte, wie er es wohl interpretieren würde. Irgendwann schickte sie die Nachricht dann tatsächlich ab. Es musste ja keiner wissen, dass sie eigentlich versehentlich auf den „Senden"-Knopf gekommen war. Lena drehte sich auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kissen. „Was habe ich da bloß gemacht. Am besten lege ich mein Handy ans andere Ende der Wohnung. Wie peinlich...." Einige Zeit lag Lena noch wach, doch auch ihre Augen fielen zu und sie träumte das erste Mal wirklich von Samu. Es war ein schöner Traum, Lena lächelte im Schlaf. Im Traum wünschte sie sich, dass sie sich an diese Momente mit Samu erinnern könnte.
Mitten in der Nacht, es war kurz vor drei Uhr, wurde Samu wach. Dieses Krankenhausbett machte ihm wirklich zu schaffen. Er sehnte sich so sehr nach seinem Bett, 140 mal 200 nur für ihn oder eben für noch jemand weiteres. Irgendwie versuchte er eine bequemere Position im Bett zu finden, aber egal, wie er sich hinlegte, es war einfach unbequem. Er zog das Handy vom Stromkabel und las die Nachricht von Lena. Warum es beim Lesen einer Nachricht kribbelte und er lächeln musste, konnte er selber nicht klären und warum er auf Anruf klickte und das Handy an sein Ohr hielt, war ihm auch ein Rätsel, aber scheinbar hatte sein Herz die Kontrolle übernommen. Lena wurde von dem Klingeln ihres Handys wach, verschlafen und ohne darauf zu achten, wer anrief, ging sie ran. „Ja?" Sie hörte nichts als ein ruhiges Atmen. „Hallo? Wer ist da?" Wieder nur ein ruhiges Atmen. Sie nahm das Handy vom Ohr und schaute auf ihr Display. Vor Schreck fiel ihr fast das Handy aus der Hand. Von einem Moment auf den anderen war sie hellwach. Sofort hielt sie das Handy ans Ohr. „Samu?" „Es tut mir leid, ich..." Schon ertönte das Piepen, was wohl ein klares Zeichen dafür war, dass der andere aufgelegt hatte. „Was war das denn?", Lena war komplett verwirrt, denn Samu sprach immer noch so leise und mehr als ein Nuscheln war bei ihr nicht angekommen. „Hat er mich versehentlich angerufen und dann wieder aufgelegt? Ich werde es wohl nicht herausfinden, wenn ich ihn nicht zurückrufe..." Lena atmete tief durch. Solche Situationen waren gar nicht ihr Ding. Sie hatte bereits den Kontakt geöffnet, als ihr Handy den Nachrichtenton abspielte. Sofort tippte sie drauf. „Ich habe meine Stimme noch nicht wirklich wieder. Es war dumm Dich anzurufen. Tut mir Leid." Lena atmete tief durch, denn diese Nachricht zeigte ihr, dass er sie zumindest nicht ausversehen angerufen hatte. „Kein Problem. Kannst Du ein Geheimnis für Dich behalten?"
Samu fielen einige Tonnen Steine vom Herzen. Er war so froh, dass Lena im antwortete. „Klar. Ich schweige wie ein Grab und selbst wenn ich es erzählen würde, würde mich niemand verstehen." Auch wenn die gesamte Situation alles andere als zum Lachen war, saßen gerade zwei Menschen einige Kilometer Luftlinie entfernt lächelnd in ihren Betten und hielten ihre Handys in der Hand. „Ich bin wieder in Helsinki und naja, ich glaube ich muss Dich sehen...". „Du bist in Helsinki?" „Keiner weiß davon und das sollte so bleiben. Ich will nicht, dass mir irgendwer reinredet. Immer noch Zimmer 156?" „Ja, aber was hast Du vor?". Lena stand aus ihrem Bett auf, ging ins Bad und schaute sich selber im Spiegel an. Scheinbar hatte ihr Herz gewonnen, es fühlte sich richtig an. Sie wollte und konnte es nicht mehr weiter aufschieben. Schnell zog sie sich irgendwelche Klamotten an, die sie im Schrank fand. Sie schnappte sich ihr Handy, ihr Portemonnaie und ihren Schlüssel und verstaute sie in ihrer Lederjacke, nachdem sie die Tür abgeschlossen hatte. Um diese Uhrzeit fuhren natürlich keine Busse mehr, aber zum Glück sperrte ihr Nachbar sein Rad nicht ab und bis der morgen früh zur Uni muss, war sie vermutlich lange wieder zurück. Darüber nachgedacht, dass es eventuell problematisch sein könnte nachts auf eine Intensivstation zu kommen, hatte Lena nicht. Erst als sie das Fahrrad vor der Klinik abstellte, kamen ihr erste Zweifel an ihrem Plan. Konnte man überhaupt von einem Plan sprechen oder war es nicht viel mehr eine Tat im Affekt gewesen? Irgendwie schlich sie sich auf die Intensivstation und stand dann schneller als erwartet vor Samus Tür. Lange bedenken konnte sie sich nicht, denn es näherten sich Stimmen auf dem Gang. Sie drückte die Klinke herunter, huschte ins Zimmer und schloss die Tür sofort wieder hinter sich. Mehr als das Licht von Samus Handydisplay gab es nicht im Raum. Lena sah die Silhouette, Samu konnte nichts erkennen, weil sie im kompletten Dunkel stand. Langsam ging sie auf Samu zu, der gerade die Taschenlampe in ihre Richtung hielt. Lena hielt ihren Zeigefinger vor den Mund: „Shhhh, das hier darf niemand erfahren!"
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#afterglowfeelings
FanficEine Story, die sich um die Zeit der Jungs und vor allen Dingen Samu nach dem letzten Konzert der Heartbreak Century Tour dreht ♥️