vierundvierzig

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„Guten Morgen.", sagten Eve und Riku wie aus einem Mund. Und Riku schob hinterher: „Du siehst ja schon viel besser aus als gestern!" Samu musste lachen, verfiel dann aber sofort in einen Hustenanfall. Ihm tat immer noch alles weh, aber sein allgemeiner Zustand war schon viel besser. Er tippte etwas auf sein Handy und hielt seiner Mutter das Handy hin. Sie schmunzelte, das war jetzt wohl der Weg, wie die beiden kommunizierten bis Samu endlich wieder sprechen konnte. „Ja, ich bringe Dir morgen gerne Deine Klamotten mit. Das Krankenhausoutfit steht Dir auch ehrlich gesagt nicht besonders gut." Wieder lächelte Samu seine Mutter an. Dieses Lächeln gab Eve so viel Kraft. Wieder tippte Samu etwas und hielt es diesmal Riku hin. Riku las die Nachricht und seufzte. „Ehrlich, Du schmeißt uns raus?" „Mhmmm", antwortete Samu. Riku und Eve zuckten fast zeitgleich zusammen und auch Samu war überrascht, dass da wohl so etwas wie seine Stimme zu hören war. Er tippte eine weitere Notiz in sein Handy. Eve las diese und schaute ihren Sohn an: „Ich brauch keinen Schlaf. Ich will hier bei Dir sein." Samu schüttelte den Kopf und hielt ihr erneut das Handy hin. „Sicher? Manchmal hilft es schon, wenn jemand Vertrautes einfach nur da ist. Aber wenn Du allein sein willst... Darf ich denn heute Nachmittag nochmal vorbeikommen?" Samu nickte und schaute seine Mutter dankbar an. Auch wenn er seine Mutter und Riku wirklich gerne um sich hatte, wollte er einfach nur diesen Brief weiterlesen. Er wollte wissen, was Lena ihm zu sagen hatte. Daraufhin zog sich Eve ihren Mantel wieder an, denn sie wusste, dass Samu sie sonst irgendwann komplett rausschmeißen würde. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand dann mit Riku aus dem Zimmer. Riku schaute Eve an. „Was ist bloß los mit ihm? Er sieht viel besser aus als gestern." „Ich kann es Dir nicht sagen, aber ich glaube es hat mit einer bestimmten Person zu tun. Lassen wir ihm seinen Freiraum." Eve lächelte, denn ihr mütterlicher Instinkt sagte ihr, dass Samu wohl Kontakt zu jemandem gehabt haben muss, der ihm viel bedeutete.

Nachdem die beiden Samus Zimmer verlassen hatten, kramte er sofort wieder den Brief unter der Bettdecke hervor und las weiter: „Die Stunden, in denen ich nicht wusste, wo Du steckst, haben mich so gestresst. Ich war unfassbar verzweifelt und konnte eigentlich mit niemandem über all das reden. Mikko wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wer ich war und hat mich das zu Beginn auch ganz klar fühlen lassen. Aber Du kannst wirklich froh sein, dass Du ihn hast. Er hat alles stehen und liegen gelassen und hat zusammen mit mir jedes Krankenhaus in Helsinki angefahren und überall nach Dir gefragt. Ohne ihn hätte ich das wohl alles nicht geschafft. Riku war zu dem Zeitpunkt nicht in Helsinki. Und naja, wie sollte ich meinen Freunden erklären, dass ich den Frontmann von Sunrise Avenue suche, weil er mir etwas bedeutet. Die hätten mich doch alle für verrückt erklärt. Ich habe mich so unfassbar allein und verletzlich gefühlt. Und das Schlimmste war, dass ich Schuld daran trage, was Dir zugestoßen ist. Mir sind so unendlich viele Steine vom Herzen gefallen, als endlich klar war, dass man (also meine Mama und mein Papa) Dich gefunden hatten. Dann begann die Zeit des Hoffens, des Bangens und dann wieder der Verzweiflung, weil ich nicht zu Dir durfte. Es klingt alles so unwirklich, aber es kam mir so vor, als ob ich Dich schon ewig kennen würde. Ich musste hier weg, ich habe es nicht mehr ausgehalten. Und ich glaube all das, was passiert ist, hat mir einfach so unendliche Angst gemacht. Angst davor, wie es wäre mich noch einmal mit Dir zu treffen. Ich weiß nicht, wie ich mein Gefühlschaos wieder geordnet bekomme und ich glaube, dass mir der Abstand gut tun wird. Jedenfalls sagt das mein Kopf, mein Herz aber will zu Dir, will Deine Stimme hören, will Dich einfach nur sehen. Oh man, ich mache mich hier gerade so zum Deppen, aber zur Not schiebe ich alles auf den Wein, der gerade aus mir spricht. Ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte, dass Du Dich einfach so in mein Herz geschlichen hast. Wie hast Du das bloß geschafft? So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich meine wir kennen uns nicht und naja, ich weiß ja auch nicht. Das geht mir irgendwie zu schnell. Liebe auf den ersten Blick? Das gibt es doch gar nicht, oder?

Natürlich besteht für mich jetzt die Gefahr, dass Du mich nicht wiedersehen willst und ich glaube, das war ein Grund, weshalb ich abgehauen bin. Und natürlich habe ich davor Angst, weil Du mir wichtig bist. Doch wenn es so ist, dann war ich zumindest ehrlich, und Du hast auf diese Weise erfahren, dass es Menschen gibt, die sich von Deinem liebenswerten Wesen einfach verzaubern lassen (falls Du das noch nicht wusstest). Ich wünsche mir, dass wir uns noch viel näher kennen lernen, denn Du hast Deinen Namen auf mein Herz geschrieben. Eigentlich wollte ich Dir mit meinem Brief nur sagen, wie glücklich ich darüber bin, Dich kennengelernt zu haben Deine ganze Art und Dein Wesen sind einfach toll. Die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, war wunderschön und ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wann ich wieder nach Helsinki zurückkomme, aber wenn es sich für mich lohnt, dann lass es mich bitte wissen. Pass auf Dich auf! Lena" Samu legte den Brief auf sein Bett. So etwas hatte noch nie eine Person zu ihm gesagt. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass ihm Tränen über die Wangen gekullert waren. Er war gerade so unfassbar glücklich und ließ seinen Emotionen freien Lauf. So saß er nun da, in seinem Bett und weinte. Am liebsten wäre er aufgesprungen, hätte sich angezogen und wäre sofort zu Lena gefahren, aber dafür brummte sein Schädel noch viel zu sehr und vermutlich wäre er vor seinem Bett sofort zusammengeklappt, weil sein Kreislauf noch lange nicht bei einhundert Prozent Leistung angekommen war. In diesem Moment kam eine Schwester ins Zimmer, schaute Samu an und stürmte fast schon an sein Bett. „Herr Haber? Haben Sie Schmerzen?". Samu schaute die Schwester an und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, mir geht es gut!"



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