achtzehn

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Samu war ungewohnt nervös. Er war viel zu früh in seinem schwarzen BMW in Richtung Lenas Wohnung gefahren. Die beiden wohnten nur zehn Minuten Autofahrt auseinander und trotzdem hatte er Lena noch nie gesehen. Und bei einer Sache war sich Samu sicher: diese Frau wäre ihm aufgefallen. Er drehte noch ein paar Runden um den Block und parkte dann in der Nähe von Lenas Wohnung. Jetzt stellte sich natürlich die Frage, ob er klingeln gehen oder einfach im Auto warten sollte. Er entschied sich für ersteres und ging Richtung der Hausnummer, die Lena ihm gesagt hatte. Auch er hatte sich für ein entspanntes Outfit entschieden und zum Glück hatte er seinen IFK-Mütze im Auto liegen gehabt, denn es schneite mittlerweile wirklich starm. Ihm kam das aber mehr als gelegen, denn Helsinki bei Nacht und schneebedeckt, romantischer geht es ja wohl nicht. Als er vor der Haustür stand, fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wie Lena mit Nachnamen heißt. Klingeln fiel demnach aus, er wartete einfach im Hauseingang. Es war mittlerweile kurz vor acht, lange dürfte Lena sich nicht mehr Zeit lassen. Jedenfalls dachte Samu dies, doch oben in der Wohnung sah es alles andere als nach Aufbruch auf. Lena saß auf ihrem Bett und starrte auf die Nachricht, die Riku ihr geschickt hatte. Das hatte sie jetzt komplett aus dem Konzept gebracht. Was wollte Riku ihr damit sagen? Hatten die beiden miteinander gesprochen? Woher sollte er sonst wissen, dass sie sich gerade auf den Weg nach unten habe machen wollen? Für ein paar Augenblicke war Lena drauf und dran Samu abzusagen und vorher noch einmal mit Riku zu sprechen, aber dann entschied sie sich, dass es besser ist sich selber ein Bild von Samu machen zu wollen.

Natürlich war ihre Stimmung jetzt ein wenig getrübt, doch das wollte sie sich nicht anmerken lassen. Sie schnappte sich ihre Jacke, einen dicken Schal und eine Mütze und zog die Haustüre hinter sich zu. Auf dem Weg nach unten aus dem vierten Stock schossen ihr noch einige negative Gedanken durch den Kopf, doch irgendwie schaffte sie es diese dann beiseite zu schieben. Unten angekommen schlug sie den Schal um ihren Hals und zog die Tür nach innen auf. Samu lehnte an der Tür und stolperte in den Hauseingang rein. Lena fing sofort an zu lachen: „Hey". Auch Samu musste lachen „Naa, alles gut?". „Jetzt schon", sanft lächelte sie den großen Blonden an. „Dann wollen wir mal". Die beiden gingen zu Samus Auto, Samu hielt Lena die Tür auf und huschte dann um den Wagen. „Wie schön, dass es schneit. Endlich kommt ein wenig Weihnachtsstimmung auf", sagte er und startete den Motor. „Wie war Dein Tag?", versuchte er ein Gespräch einzuleiten. Lena seufzte und schaute zu Samu rüber: „Wenn ich könnte, würde ich die letzten zehn Minuten am liebsten vergessen, aber jetzt sind wir zwei hier und egal, was heute passiert ist, das ist mir gerade das Wichtigste." „Die letzten zehn Minuten?", hakte Samu nach. „Hast Du etwa überlegt mir noch abzusagen. Das will ich aber doch wohl nicht hoffen." Ihren Blick auf die Straße gerichtet, murmelte Lena nur: „Nein, ich nicht, aber wenn Riku....". Dann stockte sie und schaute wieder zu Samu rüber, der innerlich schon wieder anfing sich über seinen besten Freund aufzuregen. „Weißt Du was, vergiss einfach was ich gesagt habe. Ab jetzt kümmern wir uns mal um uns. Ich hoffe, Du bringst mich irgendwo hin, wo es etwas zu essen gibt. Ich habe einen Bärenhunger." Ein Lächeln huschte über Samus Gesicht: „Ich glaube, dass Dir das gefallen wird. Also ich hoffe es...".

Samu war wirklich angespannt, er dachte über jedes Wort nach, was er sagte. Er war nervös, so nervös wie noch nie bei einem Date. Die letzten Treffen mit Frauen, die ihm gefielen, waren anders. Da ging es nie darum jemanden kennenzulernen. Da ging es immer nur um das Eine. Es wurde nie viel geredet, ein bisschen Smalltalk klar, aber danach ging es meist direkt zur Sache. Und bis vor ein paar Wochen konnte Samu auch gut damit leben, aber irgendwas hatte sich bei ihm etwas geändert. Er wollte viel lieber wieder sein Leben mit jemandem teilen, statt jedes Wochenende mit irgendeiner Frau zu verbringen. Er wollte sich endlich wieder jemandem öffnen, mit jemandem über seine Sorgen und Nöte, seine Wünsche und Träume sprechen. Nach einigen Minuten Fahrt und ein wenig Smalltalk, der die Stimmung allgemein etwas aufgelockert hatte, parkte Samu seinen Wagen in einer Tiefgarage. Lena hatte absolut keine Ahnung, wo er sie hingebracht hatte, aber das Lächeln wich nicht mehr aus ihrem Gesicht. Samu hielt ihr die Hand hin beim Aussteigen und zum ersten Mal berührten sich ihre Hände. Sie berührten sich lange und die beide hielten dem Blick des jeweils anderen Stand. Samu lächelte: „Wir können natürlich gerne hier stehen bleiben und ich halte auch gerne Deine Hand, aber drinnen spielt eigentlich die Musik." Lena lächelte ihn an: „Dann sollten wir wohl besser reingehen, oder?"

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