Kapitel 14

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Ich schlurfte in die Küche und wollte mir erst einmal einen Kaffee machen. Irgendwie war es gestern ziemlich spät geworden, denn nach dem Kleiderkauf war ich noch mit Dogans Schwestern in einer Cocktailbar beim Karaoke geendet. Für uns war das zwar ziemlich lustig, aber ich glaube, die anderen hatten eher weniger Spaß an unserem Gesang.
Mein Blick fiel auf den gedeckten Tisch und in meiner Nase breitete sich der Duft von frischen Brötchen aus. "Hier Muffin." Dogan hielt mir eine Tasse mit dem wohlduftenden schwarzen Gebräu hin, das meine Lebensgeister garantiert sofort wecken würde. Ich nahm meinen ersten Schluck und spürte sofort, wie sich mein Geist wieder regte. Warum hatte Dogan den Frühstückstisch gedeckt? Warum belebte er mich mit Kaffee wieder? Und warum war er noch nicht los zur Arbeit?
"Was hast du angestellt? Du hast es doch wohl nicht gewagt und gestern Abend meine heißgeliebte Schokoeiscreme aufgefuttert?" Ich musterte ihn grummelig und lief zum Tiefkühlschrank. Wenn man nicht aufpasste, futterte er die immer heimlich weg und vergaß dann neue zu kaufen. Und ich konnte dann sehen, wo ich blieb, wenn meine Erdbeerwoche einsetzte, was so ziemlich sicher heute im Laufe des Tages der Fall sein müsste.
"Nein, habe ich nicht, Muffin.", kam es sofort von ihm. Trotzdem schaute er mich definitiv unsicher an. Mein Kopf fing an meine grauen Zellen weiter zu aktivieren. Was konnte er dann angestellt haben, dass es so schlimm war, dass er mich mit einem Frühstück versuchte zu besänftigen. Ich versuchte ihn mit meinen Augen zu durchleuchten. War das da etwa Schweiß auf seiner Stirn? Und warum spielte er mit dem Saum seines Shirts? Hier war etwas megafaul. Ich starrte ihn also weiter abwartend an. Er fuhr sich mit seiner rechten Hand durch den Nacken. Okay ich witterte definitiv Angst. Da hatte ich ein Näschen wir ein Polizeihund.
"Ähm also.....ähm ich....ähmm also." Okay Stottern. Mein Verdacht bestätigte sich immer mehr. "Ich....ich wollte dich...dich fragen, ob du...du mich zur Hochzeit von meiner Cousine begleitest. Die ist im August." Ich atmete erleichtert auf. Und ich dachte schon es wäre etwas schlimmes. "Ach du meinst die von Esra in der Nähe von Köln.", unterbrach ich ihn. Dogan riss seine Augen auf. "Esme.", verbesserte er mich. Verflucht, ich sollte mir den Namen wirklich einmal aufschreiben, bevor das dann auf der Hochzeit noch peinlich endete. "Woher weißt du davon?" Irgendwie schien Dogan erleichtert, aber auch verwirrt. "Deine Schwestern haben mich da schon für dich gefragt und wir haben sogar gestern schon ein Kleid dafür gekauft." Dogan fing an einmal im Kreis zu grinsen "Dann begleitest du mich?" Ich nickte und wurde sofort umarmt und im Kreis gedreht. Man, der war ja vielleicht mal happy. Trotzdem fragte ich mich, warum er so herumgedruckst hatte. War doch nicht das erste Mal, dass wir uns gegenseitig irgendwohin begleiteten. Ich hatte ihn doch auch wegen Lucys Hochzeit gefragt. Also manchmal war er echt eigenartig.
Nach dem ausgiebigen Frühstück hatte ich mich auf den Weg in die Agentur von Jasi und Kathi gemacht. Bestimmt konnten sie da meine Hilfe gebrauchen, besonders wenn jetzt die Kinder krank waren.
Als ich die Tür öffnete, hörte ich schon die Stimmen von Jasi, Kathi und Franzi und Gelächter. Wieso waren die so lustig und hier und nicht bei ihren kranken Kindern?
"Haiho, ihr Supermuttis. Ich dachte, ihr braucht hier vielleicht Verstärkung um eure kranke Brut zu hüten.", begrüßte ich sie also.
"Du bist lustig.", gackerte Franzi und auch Jasi verschluckte sich fast an ihrer eigenen Spucke, weil sie so lachen musste. Wer sollte das jetzt verstehen? Ich jedenfalls nicht.
"Ich bin doch gestern ganz schnell nach Hause, weil Leo Ausschlag hatte.", gluckste Jasi "Die Kleine hat ihren Papa total verarscht. Du glaubst es nicht, als ich mir ihre angeblichen Windpocken angeschaut habe, habe ich mich gefragt warum die eigentlich die gleiche Farbe wie mein Lippenstift im Bad haben." Wieder verschluckte sie sich fast beim Lachen "Ihr hättet mal Romans dummes Gesicht sehen sollen, als ich das einfach mit einem Tuch abgewischt habe. Er hatte sogar schon panisch Karin angerufen, weil ich nicht schnell genug zu Hause war und wollte gerade als ich gekommen bin ins Krankenhaus fahren. Das wäre eine schöne Blamage geworden. Da hätten die Krankenschwestern noch jahrelang etwas zu lachen gehabt." Franzi die wie eine kreppierende Stockente lachte, versuchte jetzt auch zu sprechen "Marco.....Marco war auch am Durchdrehen, weil die beiden kleinen Weiber angeblich die Windpocken hätten. Er hat Manu schon angerufen, damit sie Tinktur aus der Apotheke holt. Aber meine beiden Teufelsbraten waren noch besser. Sie haben roten Eding genommen, damit er nicht so schnell verwischt. Sie haben Marco sogar noch versucht zu verkaufen, dass sie Fieber haben. Als ich nach Hause kam, hatte er sie gerade in ihrem Zimmer mit Fieberthermometern ausgestattet. Ihr glaubt es nicht, aber als ich abgelesen habe, hatten sie wirklich 45 Grad."
"Was hatten sie?" Kathi schaute Franzi lachend an.
"Joa, sie hatte 45 Grad Fieber und eine ziemlich warme Schreibtischlampe.", gackerte sie. Ich schüttelte den Kopf.
"Also kreativ sind sie ja. Das muss man ihenen lassen. Aber warum haben sie das gemacht?"   Man simulierte doch nicht mal nur aus Langerweile eine Krankheit in diesem Alter.
"Naja, ich tippe mal auf keine Lust zum Ballett.", grinste Franzi und auch Jasi "Aber du glaubst doch nicht, dass die Papis das auch so sehen. Die sind der festen Meinung, dass das nur war, weil die Jungs doch deshalb schulfrei hatten und sie in ihrem Wissensdrang gegoogelt haben, was Windpocken überhaupt sind."
"Ich bin mal gespannt, was sie sich nächstes Mal einfallen lassen, denn Marco und Roman haben sie sogar noch getröstet und ihnen erklärt, dass sie sich um einen neuen Termin bemühen."  Das verstand ich ja jetzt mal gar nicht "Warum erlöst ihr eure Töchter nicht einfach und klärt das mit euren Männern?" Ich schaute zu den beiden.
"Man, ich habe schon Fusseln am Mund." Jasi rollte mit den Augen "Da läufst du bei Roman gegen eine Wand. Seine Tochter geht in das Ballett, wie es sich für Mädchen gehört. Selbst Karin konnte ihn nicht davon abbringen. Also muss er es so mitbekommen. Irgendwann wird er es schon begreifen und aufgeben." Franzi nickte nur "Ist bei Marco genauso. Roman und er bestärken sich da nur noch drin. Und wenn ich ehrlich bin, werte ich es jetzt erst einmal als Steigerung der Kreativität im Bereich der weiblichen Raffinesse unserer Töchter. Also durchaus bildend. Manu hat auch schon ihr bestes versucht, aber ist auch nicht weitergekommen." Franzi zuckte mit den Schultern "Sie hat gewettet, dass sie das nächste Mal alle Autoschlüssel verstecken." Ich musste grinsen. Das wäre diesen kleinen Teufelsbraten wirklich zuzutrauen.
"Naja, vielleicht solltet ihr sie ja unterstützen mit sabotierenden Vorschlägen. Also sozusagen die weibliche Achse des Bösen bilden."
"Also du meinst wir sollten die dunkele Macht sein, die sie antreibt." Jasi rieb sich nachdenklich ihr Kinn und schüttelte dann entschlossen ihren Kopf "Nö, ich denke nicht. Die drei sind ja ziemlich helle Köpfchen und irgendwie finde ich es viel zu interessant zu sehen, was sie sich alleine einfallen lassen." Franzi nickte auch entschlossen "Außerdem fördert es ihre eigene Kreativität. Das ist also sozusagen ein Bildungsauftrag, den wir haben." Kein Wunder, das die drei solche Teufelsbraten waren. Sie kamen eindeutig nach ihren Müttern.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt