Kapitel 66

601 56 14
                                    


Ich hörte von weitem irgendwelche Stimmen. Vorsichtig streckte ich mich und blinzelte mit den Augen. Ich riss die Augen auf und schaute mich um. Wo war ich hier? Warum hingen da an den Wänden Poster von irgendwelchen Fussballmannschaften? Mein Gehirn fing an auf Hochtouren zu arbeiten, als mir der gestrige Tag nach und nach wieder aufploppte. Ich war im Zimmer von MEINEM PRIVATHOTELIER wieder aufgewacht. Gerade als ich mich in Ruhe umschauen wollte, wurde die Tür vorsichtig geöffnet und ein blonder Schopf schob sich durch den Spalt. Als nächstes flog die Tür ganz weit auf und ein kleiner Goldie kam stürmisch zu meinem Bett gerannt. Ich hob meinen Nino hoch und schon bekam ich jede Menge nasser Hundeküsse.
"Heh Kleiner, du solltest doch Dornröschen nicht aufwecken.", erklang MPs vorwurfsvolle Stimme.
"Kein Problem, ich bin sowieso gerade wach geworden.", gähnte ich und streckte mich ausgiebig, bevor ich aus dem Bett sprang.
"Zweite Tür links ist das Bad. Und wenn du fertig bist, gibt es Frühstück." Das hörte sich doch gut an. Ich schaute auf die Uhr. Ach, du Schande. Es war ja schon nach 11. Ich musste schnell mit Nino raus, bevor er sich hier gleich unbeliebt machte, weil er inkontinent wurde. Zu fressen für ihn hatten wir ja glücklicherweise gestern noch im Späti bekommen. Diese Läden waren echt ein Segen. Manchmal fragte ich mich, warum die sich fast nur in Berlin etabliert hatten und sozusagen zum Kulturgut gehörten wie die Trinkhallen im Ruhrpott. Scheinbar waren die Berliner die einzigen, die rund um die Uhr einkaufen gingen.
"Ich muss aber erst noch schnell mit Nino raus." MP grinste mich an "Der war schon mit mir draußen und hat für Dornröschen Schrippen geholt." Hatte der gerade dieses Sch-Wort benutzt? Mein Tag konnte heute nur wundervoll werden, wenn ich richtige Schrippen zum Frühstück bekam. Ich rannte also ins Bad und machte mich in Schallgeschwindigkeit fertig. Dank der blöden Schminke von gestern, die ich abends nicht mehr abgemacht hatte, sah ich zwar einem Panda ziemlich ähnlich, aber das war mir reichlich egal als ich wieder ins Zimmer stürzte, um mich schnell umzuziehen. Gerade als ich zum Frühstück wollte, blinkte mein Handy auf. Warum rief mich denn Lisa jetzt an? Die wusste doch, dass ich eigentlich erst mittags von der Hochzeit zurückkam. Bestimmt wollte sie sich verabreden oder wissen, wie es war. Das hatte definitiv Zeit. Meine Schrippen hatten erst einmal Vorrang. Ich legte das Handy wieder zurück auf den Nachttisch. Ich würde sie einfach nachher zurückrufen, wenn ich mich dem Genuss von frischen Berliner Schrippen hingegeben hatte.
"Hallo, du bist also Vicki. Freut mich dich endlich mal kennenzulernen. Milli hat ja schon so viel von dir erzählt.", wurde ich sofort herzlich von einer älteren Blondine in der Küche begrüßt. Das musste dann wohl die Mutter von MP sein. Irgendwie hatte ich sie mir genau so vorgestellt. Moment mal hatte sie eben gesagt, er hatte schon viel von mir erzählt? Oh, oh. Das konnte nichts Gutes gewesen sein. Ich schaute also zum MiesePeter, der sich mit seiner Hand durch die Haare fuhr "Ich habe halt erzählt, dass du so einen süßen Goldie hast. Also von Nino.", schoss er sofort raus als er meinen Blick sah.
"Genau, er hat natürlich nur von deinem Hund erzählt.", lachte seine Mutter  und zwinkerte mir zu."Ich bin übrigens Silvia, du kannst mich aber auch gerne Silvi nennen. Das hört sich nicht so alt an. So, jetzt aber genug gelabert. Setz' dich erst einmal und frühstücke ordentlich."  Der Küchentisch war mit allem möglichen eingedeckt. Ich fragte mich gerade, wer das alles essen sollte, als es an der Tür klingelte.
"Ich mache schon auf." MEIN PROBLEMFALL sprang auf und kam kurze Zeit später mit einem etwa gleichaltrigen Typen in Begleitung einer hübschen Brünetten zurück.
"Hey, ich bin Robert und das ist meine Verlobte Jacki. Du musst dann wohl die absolut heiße und manchmal etwas strenge Vicki sein." Kaum, dass er das ausgesprochen hatte, bekam er schon einen Ellenbogencheck von MP, der eine ziemlich gesunde Gesichtsfarbe hatte.
"Boah, ich wittere Rührei." Ehe man das Wort hätte buchstabieren können, saß dieser Robert auch schon am Tisch und schaufelte sich von der Eimasse und dem Speck auf den Teller und begann zu futtern.
"Ach übrigens ich bin der Cousin von der Mega Plage.", schmatzte er grinsend, während ich mich endlich meiner Schrippe zuwenden konnte. Ich biss ab und genoss das knusprige Knacken, während der Honig Fluchtversuche startete und über meine Finger lief. Schnell fing ich an die Honigspuren abzulecken.
"Du, die ist aber flott mit der Zunge, das sieht ja mal so aus als könntest du dich da schon auf eine Menge freuen, Alter." Na, der war ja lustig. Seine Verlobte gab ihm sofort einen Klaps an den Hinterkopf.
"Na, jedenfalls bin ich damit schneller als du mit der Benutzung deiner Gehirnzellen.", schoss es mir aus dem Mund, ehe ich meine Gehirnzellen benutzte. Schließlich war ich hier nur zu Besuch, da sollte ich mich vielleicht etwas zurückhalten.
"Okay, du hast auch noch eine spitze und schnelle Zunge. Das gefällt mir. Du könntest dem da echt mal gewachsen sein und Humor scheinst du ja auch zu haben. Meinen Segen habt ihr." Der Kerl war echt irgendwie durchgebimst, aber nett und lustig, genau wie seine Verlobte und auch Silvi. Das stellte ich jedenfalls für mich fest, als wir nach geschlagenen drei Stunden das Frühstück beendeten.
"Kommt ihr heute Abend noch mit um die Häuser ziehen?" Robert schaute uns erwartungsvoll an "Im Pearl ist ein voll angesagter DJ. Der hat sich weltweit schon einen Namen gemacht."
"Wie heißt er denn?" Vielleicht kannte ich ihn ja und es würde sich wirklich lohnen da hinzugehen.
"Keine Ahnung. Ich habe den Namen schon wieder vergessen." Aha, so namhaft also. Als ich ein Stupsen an meinem Bein spürte, schaute ich runter und sah Nino. MEIN PUPPIEVERSTEHER schien es auch bemerkt zu haben. Scheinbar hatten wir auch den gleichen Gedanken in dem Moment
"Nee, Nino muss ja öfter Gassi.", kam es also gleichzeitig aus unserem Mund. Wir mussten beide lachen.
"Boah, ihr seid ja sogar schon synchron." Robert schüttelte ungläubig den Kopf.
"Ich kann mich doch um den Kleinen kümmern.", mischte sich plötzlich Silvi ein "Und ihr macht euch einen schönen Abend in eurer alten Heimat." Ich schaute zu ihr. Wenn ich hier schon übernachten konnte mit meinen Welpen, konnte ich ja wohl nicht auch noch Hundesitterdienste in Anspruch nehmen. "Jetzt guck' nicht so zweifelnd, ich bin mit den beiden Rabauken klar gekomme, dann werde ich ja wohl noch mit so einem zuckersüßen Welpen klar kommen. Außerdem komme ich mir dann wenigsten schon mal ein bißchen wie eine Oma vor, die babysittet. Wer weiß, wann und ob überhaupt mal die beiden Rabauken was Kleines zustande bringen." Silvi schaute zwischen Robert und MP hin und her.
"Mama.", kam es von dem einen empört und von dem anderen kam ein nicht weniger empörtes "Silvi, wir üben halt noch."
"Dann übt mal nicht zu lange. Alles hat ein Verfallsdatum." Ich musste lachen, besonders über die dummen Gesichter der beiden Kerle, während Silvi mit Jacki und mir einschlug, wie es sonst nur immer die Kerle machten. MPs Mutter war echt der Hammer. Diese Frau war mir absolut sympahisch. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir ziemlich ähnlich tickten. Ich fühlte mich hier total zu Hause. Und ich freute mich auch heute Abend mit den anderen beiden das Nachtleben zu rocken. Und MEINE PARTYBOMBE würde garantiert auch für so einigen Funfaktor sorgen.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt