Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4

Kapitel 46

Ich legte den Kuli auf mein Bettdeck und hielt meinen Block MEINEM PRIVATSKLAVEN vor die Nase. Ja, das mit von den Augen ablesen hatte nicht wirklich so gut funktioniert. Damit ich ihm aber nicht ständig die Ohren abkrächzte, hatte MP mir einen Block und einen Stift in die Hand gedrückt.
Leicht genervt schaute er mich an "Ihr Weiber könnt nicht mal aufhören uns die Ohren abzuquatschen, wenn ihr keine Stimme habt. Es ist also nicht das geringste Wunder, dass der Block schon voll ist, wenn du mir ständig irgendwelchen Blödsinn aufschreibst. Der sollte nur für wichtige Sachen sein. Ich hole jetzt einen neuen.", genervt legte er sein Laptop beiseite, stand auf und verschwand kurz aus dem Zimmer. Was hieß hier eigentlich irgendwelchen Blödsinn? Es war durchaus wichtig zu wissen, wie der Name von Heidis bestem Freund war, wenn man schon in der schweizer Bergwelt dahin siechte. Und ganz ehrlich, das Fernsehn war für mich hier eine totale Katastrophe. Bei dieser eigenartigen Sprache verstand man überhaupt nichts. Da verstand ich ja in Spanien und Frankreich mehr. So viel zur deutschsprachigen Schweiz. Da war nichts deutschsprachig. Und ja, wenn mir langweilig war, dann kam ich manchmal auf die eigenartigsten Ideen, die ich ausdiskutieren musste und da es halt mit der Stimme nicht so klappte, musste ich halt schreiben. Mein Blick fiel auf das elektronische Gerät neben mir.  Ich grinste und griff mir den Laptop, um zu schauen, was er da eigentlich zockte. Okay, das kannte ich sogar und zockte es selber, wenn ich denn mal Zeit hatte. Ich liebte diese battleroyal Spiele. Mein nächster Blick fiel auf den Level. Boah, was war das denn für ein Noob. Dem musste unbedingt geholfen werden. Ich startete also die nächste Runde und war sofort in meinem Element.
"Ay, lass sofort mein Laptop in Ruhe." MISTER PLAYER kam angesprintet und wollte mir das Teil entreißen. Sein Blick fiel auf den Monitor. "Ist doch wohl nicht wahr. Meine Mitspieler denken jetzt garantiert ich habe null Plan.", meckerte er rum. Seine Mitspieler werden sich wohl das erste Mal gewundert haben, dass er plötzlich den Durchblick hatte und nicht abkackte. Ich hatte ihn auf Anhieb einen Level weiter gebracht.  Ich schnaubte nur abfällig. Dumme Idee, wenn man Schnupfen hat.
"Boah, das ist ja ekelig. Hier sind Taschentücher." Ich griff also eins und schneuzte mich. "Wehe, deine Rotze ist auf mein Macbook getropft." Der sollte sich mal mit seinem angebissenen Fallobst nicht so anstellen. Ich traute meinen Augen nicht als er jetzt ein Desinfektionstuch aus dem Nirgendwo zauberte und das Teil damit abpolierte. Es fehlte nur noch, dass er ihm gleich ein Küsschen gab. Na, warte, den würde ich gleich fertig machen. Ich hievte mich also aus meinem Bett und schlurfte zum Schrank. Gerade als ich mein Laptop herausgefischt hatte, hatte Schwester Maxi doch schon mitbekommen, dass ich nicht mehr im Bett lag. Aufgeregt kam er angehüpft und schob mich wieder zum Bett. "Man, kannst du nicht einmal Ruhe geben und einfach artig im Bett liegen bleiben, wie man es dir sagt. Da ist ja ein Flohzirkus von Fünfjährigen leichter zu hüten.", meckerte mich Blondie an. Der hatte mich jetzt nicht ernsthaft mit Kleinkindern verglichen. Im letzten Moment fiel mir wieder mein Schnupfen ein, bevor ich wieder vor Wut geschnaubt hatte. Wäre ja blöd, wenn mir die Rotze auf mein heiliges Laptop getropft wäre. Ich setzte mich also wieder ins Bett und startete mein Schnuckelchen. Ich kannte ja jetzt den Nickname von MISTER PLAPPERMAUL. Der war echt so selbstverliebt. Wer kommt sonst auf die Idee sich MisterPerfect zu nennen? Der würde so etwas von eingehen. 
Wir spielten jetzt schon die vierte Runde und ich konnte mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen als ich ihn gerade wieder eliminierte. Neben mir ertönte ein verzweifeltes Stöhnen. "Das kann doch nicht wahr sein. Dieser Mistkerl muss es echt auf mich abgesehen haben. Welcher Arsch nennt sich MissPossible? Der muss doch total degeneriert sein." Wütend klappte er sein Macbook zu. Och, war unser MisterPerfect leicht angepisst? Mein Grinsen wurde noch breiter.
"Was spielst du denn gerade? Die Candy Crush Saga?" Der beugte sich doch echt mit einem hämischen Grinsen zu mir und lunste auf meinen Bildschirm. Als sein Kiefer jetzt bis auf die Matratze fiel, breitete sich mein Grinsen einmal um meinen ganzen Kopf aus.
"Du zockst das auch?" MISTER PLANLOS schaute mich völlig fassungslos an als jetzt auch noch die magischen Worte "epischer Sieg" auftauchten, hatte ich echt Angst um seine Augen, die fast aus ihren Höhlen fielen. "Du bist MissPossible. Dein Level ist ja überirdisch.", stotterte er ungläubig. Hach, das tat so gut. Aber warum sprang er jetzt auf und rannte aus dem Zimmer? War er zu Tränen gerührt oder so verzweifelt? Ich startete also die nächste Runde.
"Hier schaue mal, jetzt isst du erst einmal ein schönes Eis für deinen Hals." MEINE PFLEGEKRAFT hielt mir einen riesigen schöndekorierten Eisbecher vor die Nase. "Und dann können wir ja vielleicht zusammen in einem Team weiterspielen. Vielleicht kannst du mir ja ein paar Tipps geben." Ach nee, auf einmal. Deshalb verwöhnte er mich auf einmal. War ja klar, dass der nicht grundlos so etwas machte. Aber warum nicht. Das war mit Sicherheit spaßiger als nur so hier abzulungern. Also nickte ich nur.

"So, jetzt sollten wir aber langsam Schluß machen. Du musst langsam mal schlafen, damit du bald wieder fit bist." MEIN PFLEGER schaute mich aus müden Augen an und schnaubte seine Nase, die ziemlich rot aussah. Ich griff in meinen Nachttisch und holte eine Tube mit Creme heraus, ehe ich mich zu ihm beugte und seine Nase vorsichtig damit einschmierte. Ein zartes Lächeln schlich sich in sein Gesicht und seine Wangen röteten sich leicht. Der bekam doch jetzt nicht auch noch Fieber. Das fehlte ja noch.
Irgendwie war ich aber noch überhaupt nicht müde. Ich tippte also schnell "Film gucken?" 
"Okay. Du kannst ja einen aussuchen. Aber nicht so einen Romantikkitsch." Der kannte mich ja mal gar nicht. Wenn musste schon Action her. Ich scrollte also durch Netflix und wurde fündig. Jason Stetham und Transporter ging immer. Ich schaute zu meinem Bettnachbarn, der grinsend nickte und stellte mein Laptop auf meinen Schoß. MP rutschte etwas näher und wir schauten völlig vertieft den Film.
Irgendwann merkte ich wie mein Nachbar immer tiefer im Bett rutschte und schon mehr oder weniger lag. Na der hatte ja ein Durchhaltevermögen. Ein leises Schnarchen neben mir ertönte als ich mich wieder dem Film zuwandte. Diese leisen Schnarchgeräusche fingen an mich einzulullen und meine Augenlider wurden immer schwerer. Schnell stellte ich noch mein Laptop auf den Nachtisch und muschelte mich auch in mein Bett. Das letzte, was ich noch wahrnahm, waren Arme, die sich plötzlich um meine Taille schlangen.