Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4

Kapitel 140

Ich schaute auf die Wellen, die meine Füße umspülten. MP und ich liefen Hand in Hand am Strand entlang. Wir machten uns heute noch einmal einen schönen, ruhigen Tag, denn morgen war die große Hochzeit von Alex und Helin. Ich war schon mächtig gespannt, was mein Bruder geplant hatte, denn er hatte sich bis jetzt nicht in die Karten gucken lassen. Ich wusste nur, dass die Kiddies alle zum Blumensträuen verpflichtet worden waren. Ich war zwar Trauzeugin, genau wie Dogan, aber mehr hatte ich trotzdem nicht erfahren. Das nervte mich ganz schön, schließlich war ich mächtig neugierig. Obwohl, ich wusste noch, dass wir alle in weiß erscheinen sollten und dass die Trauung direkt in einer Bucht am Meer stattfinden würde.
Mein Blick fiel auf einen kleinen Stein, der vor mir im Sand lag. Ich bückte mich und hob ihn auf. Als ich ihn in meiner Hand hin und her drehte, schaute auch MP darauf "Der sieht ja wie ein kleines Herz aus." Da hatte Mein Poet recht. Dieser Stein hatte wirklich die Form eines Herz. Ehe ich mich versah, wurde er mir aus der Hand genommen und verschwand in der Tasche von MPs Shorts. "Ay, das war mein Herz, du Dieb. Suche dir ein eigenes", protestierte ich sofort lautstark.
"Ups, dann habe ich dir jetzt wohl dein Herz gestohlen.", wurde ich frech angegrinst. Ehe ich noch weiter protestieren konnte, wurde ich auch schon ganz sanft geküsst. Ein nasses Stupsen am Bein riss mich aus dem Kuss  und ich schaute nach unten, genau wie MP. Vor uns stand ein junger Goldie und schleckte gerade an meinem Bein. Im nächsten Moment kam noch ein zweiter angesaust und hüpfte schwanzwedelnd vor uns. Ich beugte mich runter und streichelte beide. "Gucke mal, die sind genauso süß wie unser Nino und Emma. Bestimmt sind das auch Geschwister." Mein Blick glitt über den Strand. In ziemlicher Entfernung sah ich eine Frau mit Cap stehen. Wahrscheinlich war das die Besitzerin der beiden kleinen Verbrecher, die ihr ausgebüchst waren.
"Gucke mal, da oben ist ein Eisladen. Ich brauche jetzt dringend ein Eis." MP zog mich an meiner Hand hoch und lief auf einmal Richtung Promenade mit mir. Was war denn mit dem jetzt auf einmal los? Ich schaute zu den beiden Hunden, die uns weiter folgten. "Schau mal, die kommen uns hinterher. Wir müssen warten bis ihr Besitzer da ist." Ich stellte mir vor, wie ich mich fühlen würde, wenn mein Nino auf einmal weg wäre. Sofort hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Mein kleiner Verbrecher fehlte mir total. Das nächste mal würde ich ihn auf alle Fälle mit in den Urlaub nehmen und wenn ich nur ins Sauerland zum Wandern oder nach Holland ans Meer fahren würde.
"Ist doch egal. Komm jetzt, die werden schon stehen bleiben, wenn wir sie ignorieren." Seit wann konnte MP einen Goldie ignorieren? Und warum war er aufeinmal so verspannt? Im nächsten Moment ertönte ein lauter Pfiff und die beiden fegten den Strand entlang zu der Frau. Ich schaute ihnen hinterher "Schau mal, der eine hat auch so einen schwarzen Fleck an der Pfote wie Nino." Ich hätte echt gedacht, dass meiner so ein Einzelexemplar war. "Solche Pigmentstörungen kommen sicher oft vor." MP lief wie fixiert weiter. "Was hälst du davon, wenn wir in die Cala Bassa fahren und da schön Essen und den Sonnenuntergang gucken. Na, los komm."
"Ich denke du willst unbedingt ein Eis essen?"
"Nö, hab's mir überlegt." Seit wann war der denn so stimmungsschwankend? Aber okay, gegen ein ordentliches Abendessen hatte ich jetzt auch nichts einzuwänden. Warum wir dafür über die halbe Insel fahren mussten, verstand ich zwar nicht wirklich, schließlich waren hier an der Promenade ja mehr als genug Restaurants. Aber egal, wenn es dem Herren da besser gefiel, dann war das auch okay. Trotzdem verrstand ich die pötzliche Eile überhaupt nicht.

"Das Essen war wirklich total lecker. Hoffentlich passe ich morgen überhaupt noch in mein Kleid." Ich hatte mir für die Hochzeit ein kurzes weißes Spitzenkleid gekauft, das eine Hommage an den Hippistyle war.
"Da würdest du sogar reinpassen, wenn du im zwölften Monat schwanger wärst .", grinste mich dieser Mistkerl frech an. Ja, Komplimente konnte MegaPoet wirklich. Aber recht hatte er, denn es war ein weitgeschnittener Hänger. "Magst du noch einen Nachtisch?" Ich ging kurz in mich. Also, dass ich einen wollte, stand außer Frage. Aber für was sollte ich mich entscheiden? Flan oder Greixoneira. Ich grübelte immer noch als der Kellner schon wieder vor mir stand. Man, warum musste der denn so schnell sein? Wenn du Hunger hattest und dich selbst verdaust, dann brauchen sie immer ewig, um deine Bestellung aufzunehmen. Aber kaum hast du dich noch nicht entschieden, da sind sie wie Speedy da. "Welche Postre ich darf bringen?" Der Typ schaute mich mit einem Lächeln an, das sagt haben wir es nun bald, die anderen Leute wollen auch noch bedient werden.
"Wir nehmen zwei Cafe und einmal Flan und einmal Greixoneira.", hörte ich MPs Stimme, bevor der Kerl wieder flottest abdampfte.
"Du darfst doch gar kein Süßzeug futtern." Meine Plattnase braucht sich gar nicht einbilden, dass ich bei ihm eine Ausnahme von seinem Ernährngsplan duldete. So weit kam es noch. Ich regte mich schon innerlich auf. Wie dreist war das bitte, auch noch vor meinen Augen sich nicht an meinen Plan zu halten. Gut, bei dem ein oder anderen Eis hatte ich schon ein Auge zugedrückt, aber bei Flan und Greixoneira hörte die Freundschaft auf. Außerdem war ja auch noch die Frage, was er davon für mich vorgesehen hatte.
"Hatte ich auch gar nicht vor. Aber ich weiß genau, dass du dich zwischen beidem nicht entscheiden kannst. Also bekommst du beides, meine kleine Naschkatze." Ich bekam beides. Okay, damit konnte ich leben. Obwohl, dass waren schon eine Menge Kalorien. Da müsste ich heute Abend garantiert noch eine große Runde laufen gehen. Das wäre es dann mit Sonnenuntergang gucken.
"Und wenn du aufgegessen hast, schauen wir schön den Sonnenuntergang.", grinste mich mein gegenüber an.
"Aber..." Sofort wurde ich unterbrochen. "Und um die Kalorien abzutrainieren, habe ich auch schon so eine Idee für heute Nacht." Bei diesem frechen Zwinkern, fing sofort alles in mir an zu kribbeln. Ja, okay. Das war eine durchaus adäquate und angenehme Möglichkeit Kalorien zu verbrennen. Auf die Idee hätte ich ja auch mal selbst kommen können.