"Tante Vicki, Tante Vicki.", hüpfend kam mein kleiner Teddy zu mir angerannt. Was machte der denn hier auf dem Trainingsgelände?
"Ich habe heute mein Versuchstraining. Schaust du zu und drückst mir die Finger?" Der Kleine strahlte mich an und präsentierte dabei seine Zahnlücke.
Erik, der hinter ihm mit der Sporttasche angelaufen kam, grinste mich auch an und umarmte mich zur Begrüßung "Hallo Lieblingsschwägerin. Großer, das heißt aber Probetraining und Daumendrücken", verbesserte er Sascha "Außerdem bist du so gut, wenn die dich nicht nehmen, sind sie dumm. Dann gehen wir halt zu Schalke." Teddy verzog sofort sein Gesicht und schüttelte sich "Ich will aber ein Bienchen wie du werden, Papa und nicht ein Schlumpf." Erik strubbelte dem Kleinen durch die Haare "Das wirst du auch, mein Schatz. Du spielst einfach wie immer und machst, was der Trainer sagt und dann klappt das auch." Sascha nickte eifrig als noch mehr Kinderstimmen zu hören waren. Ich schaute hoch und sah den Rest der Reus-Bürki-Bande angerannt kommen. Naja eigentlich rannten nur die Mädels. Die Reus Jungs liefen oder besser gesagt schlichen hinterher, während Marco auf sie einredete.
"Leokardia, du sollst nicht immer einfach aus dem Auto springen. Auch auf dem Trainingsgelände fahren Autos." Roman kam angesprintet und zog seine Tochter an sich als hätte sie gerade eine gefährliche Wüstendurchquerung hinter sich gebracht.
"So, Mädels. Ihr setzt euch da drüben artig auf die Bank. Ich gehe jetzt mit den Jungs zum Umzeiehen. Ihr hört darauf, was Roman und", Marco schaute mich fragend an. Ich nickte ihm zu, denn ich hatte sowieso gerade Feierabend und Saschas erstes Training wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen "und Vicki euch sagen. Wir gehen dann auch hinterher noch reiten." Die Mädels nickten auch nur.
"Und drückt mir die Daumen." Sascha strahlte seine Freundinnen an.
"Klaro, wir feuern dich sogar an.", grinste Tessa. Mein Teddy hatte also schon seinen ersten eigenen Fanclub.
Wir hatten einen schönen Platz direkt am Spielfeldrand gefunden und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen als endlich die Jungs kamen. Mein kleiner Teddy lief nach einem aufmunternden Zwinkern von Erik sofort als erster auf den Platz. Maxi und Phili sahen da schon eher wie zur Schlachtbank getriebene Schafe aus, während Marco noch die ganze Zeit auf sie einredete.
"Was quaselt Marco denn da die ganze Zeit?", fragte ich Erik neugierig als er sich neben uns setzte.
"Ach, der gibt den Jungs nur die letzten Taktikanweisungen.", grinste Erik. Kein Wunder, das die beiden so freudig aussahen.
"Das ist voll gemein, dass wir da nicht auch mitmachen dürfen.", kam es dreistimmig maulend.
"Leokardia, du weißt ganz genau, dass Fussball viel zu gefährlich für euch Mädels ist. Das ist nur etwas für Jungs. Du gehst nachher reiten. Das ist weniger gefährlich und ein Mädchensport." Roman schaute seine Tochter ernst an, ehe er ihr dann einen Kuss auf ihren Scheitel drückte.
Nachdem die Jungs sich warm gelaufen hatten, wurden sie in Teams eingeteilt und mussten sich die Bälle zuspielen. Ich beobachtete Sascha, wie er das mit Eifer tat.
"Boah, Phili du Flasche.", blökte Tessa neben mir als ihr Bruder wieder einmal den Ball nicht annehmen konnte.
"Roman und Marco. Das ist ja prima, dass ihr gerade da seid. Ich müsste unbedingt kurz etwas mit euch besprechen." Zorci tauchte hinter uns auf. "Kommt ihr jetzt gleich mit in mein Büro, ist wirklich dringend."
"Passt ihr auf?" Roman schaute Erik und mich fragend an. "Klaro, geht nur."
"Ja, aber ich muss meine Jungs im Auge behalten.", begehrte Marco auf als Zorci ihn mit sich zog. "Quatsch, die haben dein Talent. Die schaffen das auch alleine." Also wenn Zorc da Talent sah, hoffte ich, dass er bei den Spielereinkäufen mehr Durchblick hatte, denn Maxi musste gerade wieder einem Ball quer über das Feld hinterherrennen.
"Manno, Maxi du Flasche.", brüllte Maja ihrem größeren Bruder zu.
"Super Saschi.", erklang es dagegen dreistimmig.
"So, jetzt spielen wir richtig in Mannschaften." Der Trainer teilte wieder Teams ein. Nachdenklich kam er auf einmal zu uns "Sagt mal Jungs, ihr habt hier ja kräftig Stimmung gemacht. Mir fehlen noch drei Spieler, habt ihr Lust mitzuspielen?" Die Mädels sprangen sofort auf und rannten auf den Platz. Dank ihrer neuen Frisuren wurden sie wohl für Jungen gehalten. Gerade als ich sah, wie Erik zum Sprechen ansetzte, gab ich ihm ein Zeichen und schüttelte den Kopf. Erst schaute er mich verwundert an und grinste dann "Du hast recht. Gönnen wir ihnen den Spaß." Wir lehnten uns also zurück und schauten dem Spiel zu.
"Ja, Tor.", brüllte Tessa und riss die Arme hoch, ehe sie Teddy umarmte, der ihr den Ball zugespielt hatte.
"Man Phili, du Idiot. Ich stehe hier und nicht drei Meter weiter.", meckerte Maja ihren Bruder an, der den Ball ins Aus geschossen hatte anstatt zu ihr.
Als jetzt ein Ball auf Leos Tor zuflog, schmiss sie sich danach und boxte ihn weg.
"Supi, Leo." Diesmal feuerte Sascha seine Freundin an.
"Oh mein Gott.", ertönte plötzlich Romans Stimme und das nächste war ein Blitz, den ich an mir vorbei fliegen sah. Leo hatte sich gerade wieder hingestellt und hatte den Ball zurecht gelegt zum Abstoss.
"Nicht Leo" Bei diesem Aufschrei, war sie vor Schreck im Anlauf weggerutscht und auf ihrem Hintern gelandet. "Hast du dir wehgetan? Ich habe dir das doch verboten, weil es viel zu gefährlich ist." Roman hatte seine Tochter auf den Arm genommen und trug sie vom Feld. Er schien nicht einmal das Strampeln zu bemerken.
"Warum habt ihr das nicht verhindert und aufgepasst.", meckerte er uns sofort an, noch bevor er die Kleine auf dem Boden abgestellt hatte, um sie sofort auf mögliche Verletzungen zu untersuchen.
"Papa. Das war voll peinlich.", meckerte Leo und lief wieder Richtung Feld, als Roman sie sofort wieder festhielt "Ich will aber Fussball spielen." Leo stampfte mit ihrem kleinen Fuss auf und versuchte sich loszureißen. "Nichts da, mein Schatz." Roman blieb ganz ruhig "Du gehst nachher reiten. Das ist viel schöner." Er wischte mit seinem Daumen die Tränen von Leos Wange. "Ich will aber Fussballspiele und nicht blöd reiten." Wieder stampfte die Kleine mit ihrem Fuss auf.
"Du warst ja noch nie reiten. Du wirst sehen, wie schön das ist." Manchmal bewunderte ich Romans Ruhe ja wirklich, aber ich fragte mich wie ein einziger Mensch gleichzeitig so blind, taub und vernagelt sein konnte. Warum ließ er das Mädel nicht einfach an den Ball?
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Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4
FanfictionEndlich das Studium fertig und den perfekten Job gefunden. Vicki ist rundum zufrieden mit ihrem Leben. Wären da nur nicht immer die ständigen Turbulenzen und Herausforderungen mit ihrem besten Freund Dogan und ihrem Hassfreund Mister Protz. Alle die...