Kapitel 41

595 59 20
                                    


Ich war gerade damit fertig geworden meinen Koffer auszupacken als mein Handy Geräusch machte. Stöhnend griff ich also nach dem Teil. Eigentlich wollte ich gerade einfach nur meine Ruhe haben und mich etwas auf dem Bett ausruhen bevor das Training anfing. Das hatte ich mir nämlich verdient, denn MEINE PLAGE war noch vor der Stadtgrenze Dortmund auf meiner Schulter eingeschlafen. Der Typ war echt schlimmer als Sascha als Baby, der sofort eingeschlafen war, wenn das Motorgeräusch ertönte. Damals hatte mir das aber genutzt als ich auf ihn aufpassen sollte und er gerade gezahnt hatte. Ich war mit ihm die ganze Nacht durch das Ruhrgebiet gefahren und konnte meiner Schwester ein ausgeschlafenes Kind wieder übergeben. Ich musste grinsen. Vielleicht sollte ich das auch mit MP ausprobieren, wenn er mal wieder endnervte.
Ich nahm das Gespräch an, ohne auf das Display zu schauen.
"Muffin, ist etwas passiert? Du hast dich noch gar nicht gemeldet." Dogans aufgeregte Stimme ertönte. Scheiße, ich hatte ganz vergessen ihn anzurufen. Trotzdem war es ja kein Grund gleich Panik zu schieben. Wäre dem BVB etwas passiert, hätte er es garantiert schon aus den Medien erfahren.
"Nein, alles gut. Ich war nur so k.o. von der langen Fahrt." Mein schlechtes Gewissen schlich mir gerade hinterher. Ich hörte förmlich wie Dogan aufatmete als es plötzlich raschelte
"Man, jetzt klammer dich doch nicht so an dem Teil fest.", ertönte plötzlich Lisas Stimme an meinem Ohr. Die Irre hatte scheinbar gerade Dogans Handy gekapert.
"Du glaubst ja gar nicht wie der Kerl am Rad gedreht hat. Der hat mich im Kino völlig kirre gemacht, weil er ständig auf sein Handy gestarrt hat. Einmal hat er fast das ganze Popcorn umgekippt. Also da hört dann wirklich der Spaß auf." Ich musste schmunzeln. Das war wirklich so ziemlich das schlimmste, was passieren konnte. Für Lisa war Popcorn heilig.
"War der Film wenigstens gut?" Ich fragte mich, was sie geschaut hatten, denn eigentlich lief gerade nichts was mich vom Hocker reißen würde.
"Keine Ahnung, war mit meinen kleinen Freunden, den Popkörnern beschäftigt. Dogan, war der Film gut? Er nickt ganz laut. Irgendwie musste ich den Trauerkloß ja raus locken. Aber wieso gähnst du? Wieso, hast du denn nicht einfach im Bus geschlafen?" Lisa war mein Gähnen sofort aufgefallen.
"Weil mein lieber Sitznachbar mich als Kopfkissen benutzt hat und ich ihn lieber habe schlafen lassen als mich mit ihm unterhalten zu müssen.", grummelte ich. Dieser Mistkerl hatte zum Schluss sogar mit seinem Kopf auf meinem Schoß gelegen.
"Wer war denn der Schnarchgummi? Das kann doch nur einer von den älteren Herren gewesen sein." Ich sah bildlich vor mir, wie Lisa die ganze Mannschaft durchging.
"Es war MISTER PROTZ."
"Oha", Lisas spitzer Aufschrei hatte wohl wieder Dogan auf den Plan gerufen "Was ist passiert.", hörte ich schon wieder seine aufgeregte Stimme.
"Nichts, chill mal wieder und koche uns lieber was zum Essen." Lisa machte eine kurze Pause "Das muss Cookie nicht wissen, der hat sich schon genug aufgeregt nach der Ansprache von dem. Da hatte ich ganz schön zu tun ihn wieder ruhig zu bekommen. Ich kenne ja deine vorgeschobene Abneigung für den Kerl." Wie meinte sie denn das? "Was heißt hier vorgeschobene Abneigung. Ich hasse diesen arroganten, eingebildeten, völlig überheblichen Fatzke." Lisa fing an zu lachen "Genau, du hasst ihn. Und Hass ist eine andere Form der Liebe, im Gegensatz zu Gleichgültigkeit, die ich bei euch beiden nicht sehe, so wie es zwischen euch immer funkt."
"Du hast doch einen Vollknall." Wer so eine bekloppte Freundin hatte, musste doch verrückt sein. Bei MP und mir handelte es sich um einen offenen Krieg. Auch wenn wir auf und nach der Hochzeit halbwegs klargekommen waren, hatte sich das spätestens ab dem Moment geändert, wo ich seine Trainerin war. Der Typ hatte ein absolutes Autoritätsproblem. Es war fast so als wollte er mich ständig provozieren. Dummerweise hatte er da in mir seinen Meister gefunden und wenn ich noch unendliche Sonderschichten schieben würde. Dem würde ich schon noch Disziplin beibringen.
Ich schaute auf meine Uhr. Na klasse, das war es dann ja mit der Entspannung. Ich schlüpfte in meine Trainingsklamotten und machte mich auf den Weg in das Zelt, in dem alle Cardiogeräte aufgebaut waren. Dann würde ich heute erst einmal so gut gelaunt wie ich war alle Jungs schwitzen lassen.
"Hallo Vicki.", wurde ich schon von meinem Lieblingsschwager in spe begrüßt. Ich schaute zu Erik, der mich anstrahlte. Mit dem hatte meine Schwester wirklich einen Glücksgriff gemacht. Auch die anderen Spieler trudelten alle langsam ein.
"Also Jungs, alle erst einmal auf die Räder und eine Runde Spinning." Die Truppe setzte sich in Bewegung und verteilte sich. Bei meinem Rundblick stellte ich fest, dass ein Rad nicht besetzt war. Ich ließ meinen Blick erneut schweifen, um festzustellen, wer fehlte. Meine innere Stimme hatte da schon eine Vermutung, die sich auch bestätigte als jetzt MEGA PROVOKANT gemütlich mit seinem iPhone am Ohr ins Zelt geschlichen kam. Das war ja wohl nicht sein Ernst. Ich lief auf ihn zu und riss ihm das Handy aus der Hand und beendete das Gespräch.
"Ay, das war wichtig. Das war .....", meckerte er sofort los und wollte sein Handy wieder aus meiner Hand zerren.
"Das ist mir ehrlich gesagt scheißegel, wer das war. Von mir aus auch der Papst. Jetzt ist hier Training und das Handy gibt es erst hinterher zurück." Ich funkelte ihn an "Und wenn du frech wirst, kann es deine Mutter wie bei kleinen Kindern üblich abholen." Aus allen Ecken ertönten unterdrückte Lacher. "Ach ja, und dein Training dauert übrigens mal wieder etwas länger als das der anderen." Ich zwinkerte ihm zu und lief in das andere Zelt, um schon ein paar statische Übungen vorzubereiten.
"Sag mal, Bro. Machst du das eigentlich mit Absicht, um etwas mehr ungestörte Zeit mit unserer hübschen Trainerin zu verbringen?" Ertönte Marcos Stimme.
"Boah, die hat aber auch einen geilen Arsch.", hörte ich die Stimme von Marius. War ja typisch für den Idioten. Kein Wunder, dass der keine Freundin hatte.
"Die Mopszucht ist aber auch nicht ohne.", klinkte sich jetzt auch Marvin ein.
"Sagt, mal geht es noch? Wie redet ihr denn von meiner Schwägerin." Erik schien weniger begeistert von der Unterhaltung.
"Genau.", kam es auch von Roman "So redet man nicht von einer Frau."
Ja, ich hatte meine eigenen Bodyguards, aber das bekam ich auch alleine geklärt.
"Jungs, ich kann euch übrigens hören. Und jetzt tretet lieber in die Pedale. Oder möchte noch jemand längeres Sondertraining?", rief ich aus dem Verbindungszelt.
"Sorry", war alles was ich hörte, bevor endgültig Ruhe einkehrte.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt