Kapitel 121

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Ich schaute auf den Plan in der Küche. Da standen nur die Namen der zwanzig Kinder drauf, die da waren und die Telefonnummern ihrer Eltern. Ganz toll, was sollten wir denn damit anfangen? Hatte Jasi gemeint, wir sollten die anrufen, damit sie ihre Kinder abholten? Das konnte die einzige Möglichkeit sein. Ich griff also zum Handy, um die erste Nummer zu wählen. Das tat mir zwar für die Mädels leid, dass ihr Geburtstag so endete, aber was sollte es.
"Vicki, wo sind Papa und Mama? Wir wollen jetzt Spiele machen." Maja hüpfte zusammen mit Tessa vor mir herum. Na klasse.
"Die sind ins Krankenhaus, die Babys kommen. Deshalb rufe ich jetzt auch die Eltern an, damit sie eure Freunde abholen."  Die Mädels quietschten empört auf "Nein, du kannst doch nicht einfach unseren Geburtstag beenden."  Die kleinen Mistbiester ließen die ersten Tränen rollen. Klar, sollte kein siebter Geburtstsg so sein, aber was sollte ich machen. Leokardia, die scheinbar auch alles mitbekommen hatte, ließ sofort eine ganze Fontäne sprudeln und schluchzte auch noch herzzerreißend. Sofort war Maxi zur Stelle und nahm sie tröstend in den Arm.
"Die Mädels haben recht. Der Geburtstag geht weiter und wir machen jetzt Spiele." Wie bitteschön hatte Mister Plappermaul sich das vorgestellt?
"Spinnst du?" Wir können hier doch nicht eine Horde von zwanzig Kindern beaufsichtigen und auch noch beschäftigen. Außerdem was wollten sie für Spiele machen? Ich gab also meine Einwände zu bedenken.
"Man, Dornröschen. Du schaffst es den ganzen Kader vom BVB im Griff zu haben. Du behauptest doch immer wir seien wie Kleinkinder, also wo ist der Unterschied?" Da hatte er gewisserweise schon recht, aber die Jungs waren wenigstens vor dem Gesetz volljährig und selbstverantwortlich. "Und so ein paar Spiele sind ja wohl auch keine Herausforderung." Doch das waren sie, denn ich hatte keinen blassen Schimmer, was die damit meinten. Zu meinen Geburtstagen hatte meine Mutter immer ein Clown und einen Zauberer engagiert. Da gab es keine Spiele. Warum waren hier heute eigentlich weder Christine noch Karin da und auch Franzis und Marcos Mutter fehlten. Was waren das denn für Großmütter mich hier so jämmerlich im Stich zu lassen?
"Wo sind denn eure Spiele? Wollt ihr Mensch ärgere dich nicht oder Monopoly spielen?" Wieso fingen die denn alle, einschließlich MP, an zu lachen? Mein Teddy schlug sich sogar mit seiner Hand vor die Stirn "Doch nicht solche Spiele, Tante Vicki." Nicht? Was verflucht dann? Ich schaute verzweifelt zu MP, der uns den ganzen Mist mit seiner vorlauten Antwort eingebrockt hatte. "Sag bloß, ihr habt nie so was zu deinem Geburtstag gemacht?" Na toll, das half mir ja jetzt weiter. Ich schüttelte nur den Kopf.
"Na dann lass' mal Mega Papa machen.", zwinkerte er mir zu "Organisiere mal Süßigkeiten, einen Topf und ein Tuch zum Augenverbinden ." Na Anweisungen konnte er ja geben, aber was wollte er bitte mit dem Zeug? Ich war total gespannt und kramte wie befohlen alles zusammen.
Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, saßen alle Kinder artig im Schneidersitz im Kreis. Ein Pfiff aus der Trillerpfeife ertönte und sofort wuselten alle durcheinander. Dann ertönten zwei Pfiffe und alle setzten sich wieder hin
"So, jetzt machen wir Topfschlagen und Leo beginnt dann kommt Maja und dann Tessa." Empört stampfte Tessa auf. "Ich will aber erste sein." Na das würde jetzt Stress, endlose Diskussionen und noch mehr Stress bedeuten. Ich war gespannt, wie er das löste. MP grinste sie nur an "Dann beschwere dich bei deinen Eltern, dass dein Name im Alphabet nach den anderen kommt." Tessa grummelte nur und setzte sich wieder hin. So einfach war das? Das konnte ich gar nicht glauben.
Nachdem alle Topfschlagen gemacht hatten, gab es noch Eierlaufen und Sackhüpfen und zu guter letzt hatte MP wirklich darauf bestanden, dass ich sämtliche Klopapierrollen anschleppte, die ich finden konnte. Er hatte drei Geburtstagsteams gebildet, die die Geburtstagskinder in Mumien aus Toilettenpapier verwandelt hatten, dass jetzt zerfetzt im ganzen Reusschen Wohnzimmer herumlag.
"So, und jetzt tobt ihr noch ein bisschen auf der Hüpfburg und macht die anderen Sachen draußen." Die Meute strahlte MP an und rannte aus dem Haus. Nur Maxi und Phili blieben da "Wir sammeln die Schnipsel zusammen, sonst rastet Papa aus, wenn er das sieht." Das befürchtete ich auch und wollte gerade den beiden helfen, als MPs Stimme ertönte "Nix da, ihr geht jetzt auch zu den anderen raus und habt Spaß. Aufgeräumt wird später." Also diese bestimmende Seite gefiel mir ja schon irgendwie. Die Jungs schauten erst ihn, dann mich und dann sich gegenseitig an, ehe sie schulterzuckend davon staubten. Ich lief zu Mega Papa und umarmte ihn "Du hast das alles richtig super im Griff gehabt. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen gewesen."  MP zog mich an sich und küsste mich zärtlich "Wir sind halt ein unschlagbares Team." Da musste ich ihm wirklich recht geben. Ich kam auch immer mehr zu der Einsicht, dass wir uns perfekt ergänzten.
"Tante Vicki, wann gibt es denn Essen?" Mein Teddy kam ins Zimmer gerauscht und hinter ihm folgten seine drei Trabanten. Ach du lieber leerer Magen. Was hatten Franzi und Jasi da geplant? Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, kam Maxi angerannt "Linus ist voll hingeknallt an der Torwand und blutet jetzt. Kommt schnell" Na toll, das hatte mir ja gerade noch gefehlt, dass ich jetzt hier auch noch ein schwerverletztes Kind zu verantworten hatte. Ich rannte ins Bad und suchte nach dem Erste Hilfe Kasten. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam,  kam auch MP mit einem Jungen, den er trug herein. Der Kleine schniefte "Wo tut es denn weh?" Bei den geröteten Augen war ich auf einen offenen Bruch gefasst.
"Ach, der hat nur eine kleine Schramme am Knie." MP grinste mich an und setzte den Kerl auf das Sofa, während ich die Wunde, die wirklich nicht groß war desinfizierte und mit einem BVB Pflaster versorgte. "Tut es dir noch irgendwo weh?" Schließlich konnte das nicht alles sein, wenn ihm schon wieder die Tränen liefen." Er schüttelte aber nur den Kopf. "Warum weinst du dann?" Man musste ja mal fragen.
"Weil der Luca jetzt gewonnen hat, weil ich den letzten Schuß versägt habe." Okay, da hatte ich nun nicht mit gerechnet. Ich fragte mich, was in den männlichen Erbanlagen da eigentlich falsch gelaufen war, dass die sogar schon in diesem zarten Alter so davon besessen waren immer als Sieger hervorzugehen.
"Dann gehst du jetzt raus und forderst ihn an der Speedcontrol heraus." MP hatte ihn doch nicht wirklich zu dem nächsten Wettkampf angespornt. Der Kleine nickte nur und sprang grinsend auf.
"So, und jetzt zum Essen, bevor uns die Meute noch vertilgen will. Was ist denn da?" Wir liefen in die Küche und bekamen ziemlich traurige Augen als wir in den Kühlschrank schauten. Jedenfalls reichte der Inhalt nicht, um 20 hungrige Gören zu sättigen. "Und was machen wir jetzt?" Ich schaute MP ratlos an.
"Mc Doof. Was sonst." Klar, das war eigentlich die Lösung "Aber wie sollen wir alle Kinder da hinbekommen? Da brauchen wir ja einen Reisebus" MP grinste mich an "Lass mich mal machen. Ich habe da eine Idee. Und du rufe bei MC Doof an und reserviere Plätze für uns. Und benutze den Namen Reus, dann klappt das garantiert auch so kurzfristig." Ich nickte zweifelnd, aber ich hatte gelernt, dass MP keine leeren Versprechungen machte. Also zückte ich mein Handy und sah wie MP auch schon eindringlich auf die Person am anderen Ende einredete, ehe er sein Gespräch grinsend beendete. Ich hatte auch Glück, dass der Mitarbeiter bei Mc Doof übereifrig war und uns sogar den Geburtstagsraum in einer halben Stunde reservierte.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt