Kapitel 120

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Ich schaute zum Himmel, wo die Sonne strahlte. Es war Februar und wir hatten sage und schreibe schon 22 Grad. Scheinbar hatten die ganzen Wissenschaftler mit ihren Warnungen vonwegen Klimawandel wirklich recht. In den letzten paar Jahren hatte der Frühling immer früher angefangen. Das war schon irgendwie verrückt. Aber in diesem Fall war es wirklich von Vorteil, denn heute hatten Maja, Tessa und Leo Geburtstag. Und da ihre Väter dazu neigten einen total übertriebenen Aufriss darum zu machen, gab es meist einen halben Rummelplatz im Garten. Ich zog Meinen Plüschtiger an der Hand mit mir.
"Ach, du Schande! Was haben die denn hier alles aufgebaut?" MP schaute sich kopfschüttelnd um. Ja, die Herren Reus und Bürki hatten es sich wirklich wieder etwas kosten lassen. Mitten im Garten prangte so ein Hüpfburg-Rutschenteil im Riesenformat. Mein Blick sagte mir, dass sich schon mindestens zehn Kinder dort tummelten. Ah, mein Teddy war auch dabei und flutschte gerade eine dieser Rutschen herunter.
MP schaute immer noch total reizüberflutet durch die Gegend, während er die drei Geschenkeballons in der Hand hielt. "Das ist doch total übertrieben. Sollte das nicht eigentlich ein Kindergeburtstag sein?" Wir liefen gerade an einem Fussballdart und einer aufblasbaren Torwand vorbei.
"Man, Herr Reus.", hörte ich eine genervte Jungenstimme "Sie blockieren hier die ganze Zeit die Torwand." Ich schaute und sah, wie Marco sich gerade wieder den Ball zurecht legte, abzog und dann die Hände in die Luft riss. Manchmal fragte ich mich, wann der Kerl erwachsen wude. Wahrscheinlich nie.
"Hallo, Marco. Zeigst du uns wo die Geschenke hinkommen?" Der Junge schaute mich dankbar an, als der liebe Herr Reus jetzt zur Seite trat und mich umarmte und mit Milli einschlug.
"Habt ihr meinen Schuss gesehen. Ay, Alter nachher müssen wir uns mal an der Speedcontrol duellieren.", wandte er sich an Meinen Partybegleiter.
Auch im Casa Reus war jede Menge los. Überall waren irgendwelche Buffets mit Kuchen und Süßigkeiten aufgebaut. Mein Blick fiel zu Jasi, Kathi und Franzi, die alle drei zusammen mit einem Teller in der Hand standen.
"Schau mal, da ist ja unser Traumpaar.", schmatzte Franzi uns grinsend entgegen.
"Quatsch, dass ist unser wir sind nur das beste-Freunde-mit-bestimmten- Vorzügen-verbringen-aber-unsere-ganze-Zeit-miteinander-und-wohnen-auch-fast-zusammen-Paar mit Beziehungsphobie ", grinste Jasi bevor sie sich einen Löffel mit Mousse au chocolat in den Mund schob. Natürlich hatten die beiden sich nicht davon überzeugen lassen, dass wir nur Freunde plus waren. Was hatte ich auch erwartet? Ich umarmte alle zur Begrüßung, als Franzi auf einmal zusammenzuckte und sich den Bauch rieb "Man, die Quälgeister spielen heute wieder Fussball." Sie hatte aber auch schon einen galaktischen Umfang. Ich schaute zu meiner Schwester, die mit ihrer Murmel dagegen fast zierlich aussah. Ich war schon gespannt, meine Nichte müsste in den nächsten Wochen eigentlich auch kommen. Bei Jasi würde es auf alle Fälle noch drei Wochen länger als bei meiner Schwester dauern, wenn sich die Babys denn an den Termin hielten. Ich war schon gespannt, wie meine kleine Nichte wohl aussehen würde. Ob sie wohl auch solche Teddy Augen bekam oder eher die hellen von Erik. Um den Namen machten die beiden auch ein riesen Geheimnis. Während ich diesem Gedanken noch weiter nachhing, stöhnte Franzi schon wieder.
"Scheiße, das ist doch nicht wahr." Was hatte sie denn? War ihr der Kuchen ausgegangen? "Reus.", brüllte sie auch schon wieder los. Marco, der sich gerade mit Roman, Erik und MP unterhalten hatte, kam sofort mit einem Teller Kuchen in der Hand angewieselt.
"Was ist den, Prinzessin?" Franzi schaute ihn grummelig an "Deine Brut will auf die Welt oder was meinst du, wo die Pfütze da herkommt?" Sie zeigte auf den Fussboden, wo sich wirklich eine Pfütze mit Flüssigkeit gebildet hatte. Ach du heilige Scheiße. Marco griff sofort den Arm seiner Frau und stellte den Teller ab. "Dann lass' uns ins Krankenhaus fahren. Bürki kannst du die Tasche aus dem Schlafzimmer holen und ins Auto bringen.", bellte er Anweisungen und wollte mit Franzi losziehen, die sich aber dagegenstemmte "Das ist alles aber kein Grund, den Kuchen hier vergammeln zu lassen." Sie schnappte sich also erst noch den vollbeladenen Kuchenteller, ehe sie sich von ihrem Mann wegbewegen ließ. Die Nerven musste man erst einmal haben, aber gut sie hatte ja auch schon einige Erfahrung.
"Viel Glück", rief ich noch schnell hinterher, während Jasi ihrem Mann mit den Worten "Der nimmt garantiert die falsche Tasche und dann steht Franzi mit Marcos Trainingsklamotten da." folgte.
"Dann lasse uns mal nach den Kids schauen." Kathi zog Erik mit sich und MP und ich standen immer noch mit unseren Geschenken in der Hand da, wie bestellt und nicht abgeholt.
"Na dann lasse uns mal den Geburtstagstisch suchen."
"Aber danach schauen wir gleich mal nach der Speedcontrol.", grinste mich Mein Plumperquatsch an "Ich muss dir doch zeigen, was ich für einen Bums drauf habe."  Das war ja wieder typisch Kerl, aber irgendwie hatte ich auch Lust das mal auszutesten.
Als wir auf dem Weg waren, sah ich Jasi aufgeregt auf mich zukommen. Bei der hatten doch hoffentlich nicht auch noch die Wehen eingesetzt.
"Marco ist so durch den Wind, dass er seinen Wagen gegen das Garagentor gesetzt hat. Roman und ich fahren die beiden jetzt ins Krankenhaus. Franzi will aber noch Kuchen für unterwegs haben." , hechelte sie.
"Geh' du schon zum Auto, ich bringe den Kuchen." Man musste ja auf Schwangere Rücksicht nehmen und sie schonen.  Als ich mit dem Teller den Vorplatz erreichte, hörte ich Marco rumbrüllen "Mensch Alter, das ist doch wohl nicht dein Ernst. Wie kann man so blöd sein und das Licht brennen lasen?" Marco und Roman standen vor Romans Geländewagen und klemmten die Kabel an, um Starthilfe zu geben. Bei genauem Hinschauen wunderte ich mich dass bei Marcos Wagen überhaupt noch die Motorhaube aufgegangen war, denn der musste ja ordentlich detoniert sein, so verformt wie das Teil war. War der mit Vollgas unterwegs gewesen?
"Gib den Kuchen her." Franzi riss mir den Teller aus der Hand während Jasi nur kopfschüttelnd den Männern zuschaute, die erst einmal darüber diskutierten, welches Kabel wo und in welcher Reihenfolge angeschlossen werden musste.
" Was macht ihr denn noch hier?" Erik und Kathi schauten erstaunt in die Runde. "Die Kerle schaffen es nicht ein Auto an den Start zu bringen.", schmatzte Franzi. Ich fragte mich echt, wie sie so entspannt sein konnte, wenn sie gleich drei Kinder bekommen würde.
"Willst du hier deine Kinder kriegen?" Meine Schwester schaute sie kopfschüttelnd an. "Nö" war die prompte Antwort.
"Dann Abmarsch alle in unser Auto. Gut das wir mit dem großen da sind, da passen wir alle rein." Eeik lächelte wie immer sein Kinderschokilächeln und war total entspannt, während Roman mittlerweile genauso nervös wie Marco war. Die beiden waren momentan eindeutig nicht mehr verkehrstüchtig. Alle sechs setzten sich also in Bewegung und stiegen in Eriks Auto. Gerade als er angefahren war, riss Jasi noch einmal die Tür auf.
"Ihr beide kümmert euch um den Geburtstag. In der Küche ist eine Liste."
Neben mir vernahm ich ein "Geht klar." Und dann waren sie auch schon weg. Wie stellte sich Jasi das vor? Wir konnten doch nicht ganz alleine den Geburtstag stemmen. Und wie konnte MP einfach zustimmen?
"Spinnst du, wir wissen doch gar nicht, was alles zu machen ist.", blaffte ich deshalb auch sofort los.
"Mensch Dornröschen, sie hat doch gesagt, dass es einen Plan gibt, also was soll schon schief gehen. Wir sind doch das perfekte Team." Sofort fiel mir Lucys Hochzeit ein und ich bekam Schweißausbrüche.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt