Kapitel 65

643 51 18
                                    


"Du weißt schon, dass du einen absoluten Knall hast, oder?" Ich schaute auf die ganzen Lichter, die alles beleuchteten. Selbst weit nach Mitternacht pulsierte hier noch das Leben.
"Dornröschen, hier bekommst du nun mal die beste Currywurst auf der Welt." Da musste ich ihm Recht geben. Und auch das Glück war auf unserer Seite, denn wann bekam man schon einen Parkplatz auf dem Mehringdamm und das auch noch so dicht an dieser Kult-Currywurstbude? Wir mussten nur einmal über die Straße fallen und schon waren wir da. Glücklicherweise war es auch nicht sehr voll, obwohl noch einige Nachtschwärmer herumstanden. Wir waren also nicht die einzigen mit Currywurstfressflash.
Ich musste wieder im Auto bei Nino warten, der immer noch schlief. Als sich dann die Tür öffnete und MP mir die Schale mit der Currywurst und den Pommes entgegenstreckte, erfüllte sofort dieser einzigartige Duft das ganze Auto. Sofort schob ich mir das erste Stück Wurst in den Mund und ein Geschmacksorgasmus suchte mich heim.
"Boah, das ist besser als Sex.", stöhnte ich auf "Ich habe das so vermisst."
"Was? Den Sex oder die Currywirst?" Dieser Typ hatte echt den Schalk im Nacken, so wie er grinste.
"Natürlich die Currywurst.", stöhnte ich schon wieder auf, während ich sie weiter zelebrierte. Im Ruhrpott konnten sie ja vieles, aber nicht da mithalten.
"Schade, ich hätte dir sonst gerne auch dabei geholfen, wo doch schon die Obrigkeit mein Auto dafür als tauglich angesehen hat." Ich schaute ihn sprachlos an. Das hatte er doch jetzt nicht wirklich ernst gemeint. Sofort bekam ich ein Zwinkern und ein fettes Grinsen zu sehen. Okay, er wollte mich nur verarschen. Na, das konnte ich doch auch.
"Ach, du das funktioniert auch in viel kleineren Autos." Jetzt riss er die Augen etwas schockiert auf. "Soll das heißen, dass du das schon einmal ausprobiert hast?" Seine Wangen färbten sich leicht rötlich, während er an einem Pommes herummümmelte. Das Thema schien ja ziemlich aufregend für ihn zu sein.
"Du etwa nicht?" MEIN PUBERTIERENDER mümmelte an seinem nächsten Pommes herum und schüttelte den Kopf.
Ich fing an zu lachen "Siehste, dann sind wir schon zwei." MP fing auch an zu lachen. Nachdem ich alles aufgegessen hatte, zog ich mein Handy aus der Tasche.
"Was machst du denn da?", wurde ich sofort gelöchert.
"Na nach einem Hotelzimmer googeln. Ich hatte nicht vor auf der Straße zu schlafen." Und ehrlich gesagt hatte ich noch weniger vor in der Villa meiner Eltern Unterschlupf zu suchen. Da Alex auf der Hochzeit war, fiel er also auch aus und meine Freundinnen wollte ich um diese Zeit auch garantiert nicht wecken, also blieb nur Hotel.
"Das kannst du mit Nino aber vergessen." Da hatte er Recht. Die wenigsten Hotels waren wild darauf einen nichtstubenreinen Hundewelpen mit aufzunehmen. "Ich habe dich nach Berlin verschleppt, also sorge ich auch für deine Unterkunft. Du schläfst einfach bei mir zu Hause." MEIN PATRIARCH gab sich da ganz bestimmt als duldete er keinen Widerspruch. Ehrlich gesagt würde er um diese Zeit auch keinen bekommen, denn ich sehnte mich nach einem bequemen Bett und einer Mütze voll Schlaf.
"Gerne nehme ich dein überaus freundliches Angebot an und folge dir in deine Wohnung.", antwortete ich also ganz devot.
"Ähm naja, die Wohnung gehört meiner Mutter und nicht mir.", kam es jetzt doch etwas zurückhaltender und ein leichter rötlicher Schimmer legte sich auf seine Wangen.
"Na dann auf zu Muttern.", grinste ich. Hoffentlich war das nicht so ein Drachen wie meine. Aber so wie mir MP das im Trainings- oder besser Krankenlager erzählt hatte, war es wohl eher eine ziemlich patente Frau, die nach dem frühen Krebstod seines Vaaters ihren Sohn auf dem Fussballplatz mächtig unterstützt hatte. Sie war wohl schon fast ein Mannschaftsmitglied gewesen. Bestimmt war sie jetzt mächtig stolz auf den Erfolg ihres Sohnes, besonders da sie ja einen großen Anteil daran hatte. MP sprach immer mit einem liebevollen Blicck von ihr. Da konnte man ihre enge Bindung fast spüren. Ich war echt gespannt, diese Powerfrau einmal kennenzulernen. Trotzdem war ich etwas nervös, was sie wohl zu unserem überfallartigen Besuch sagen würde. Während wir durch den Großstadtdschungel von Berlin fuhren, hing ich meinen Gedanken nach, die durch ein Fiepen unterbrochen wurden. Ich drehte mich nach hinten und schaute zu Nino, der etwas nervös hin und herzappelte.
"Ich glaube der Kleine muss mal." MEIN PRIVATCHAUFFEUR wechselte sofort auf die rechte Spur und hielt nach einem Parkplatz Ausschau. Das war aber nicht gerade ein leichtes Unterfangen, denn wir fuhren gerade über den Tauentzien. Und die Chance hier einen Parkplatz um diese Zeit zu bekommen, war in etwa so groß wie zwei Mal sechs Richtige im Lotto bei einer Ziehung zu haben.
Ich beugte mich nach hinten und versuchte Nino durch streicheln zu beruhigen. Das funktionierte sogar und er entspannte sich. Dummerweise führte die Entspannung auch dazu, dass sich einige seiner Organe entspannten.
Ich schaute zu MEINEM PARKPILOTEN, der gerade konzentriert einparkte. Keine Ahnung, wie er den Parkplatz gefunden hatte.
"Ähm, du sorry, aber Nino muss nicht mehr, er hat schon." Ein nicht ganz so toller Geruch unterstrich  meine Aussage. Ich war mir ziemlich sicher, das MEIN PEDANT gleich einen totalen Ausraster wie jeder normale Autobesitzer, insbesondere der Besitzer einer so hochklassigen Prollschleuder, bekommen würde, wenn ein Hundewelpe seine Exkremente auf seinen weißen Ledersitzen hinterließ. Wahrscheinlich konnte ich dann doch noch schauen, wo ich ein Hotelzimmer für meinen Hund und mich bekam.
Nachdem er den Motor ausgemacht hatte, drehte er sich um. Okay, er machte sich erst einmal ein Bild von den Ausmaßen des Schadens. Dann war das Donnerwetter noch einen Moment aufgeschoben.
"Ach Kleiner, hat das zu lange für dich gedauert? Das ist ja auch blöd von mir, dass ich nicht schneller einen Parkplatz gefunden habe." Wie jetzt? Anstatt hier Terz zu machen, kraulte er den kleinen inkontinenten Verbrecher auch noch.
"Was guckst du so schockiert?" Warum ich schockiert guckte, war doch wohl klar. Was war das denn jetzt für eine Reaktion?
"Bist du nicht sauer, dass er auf deine teuren Sitze gepieselt und gekackert hat?" MP fing an zu lachen "Für was hälst du mich denn? Der Kleine muss das mit dem rechtzeitig Bescheid geben doch erst noch lernen . Wenn war es unsere Schuld, dass wir ihn haben schlafen lassen anstatt ihn noch einmal Gassi zu führen beziehungsweise ihm dann nicht sofort die Möglichkeit gegeben haben als er Bescheid gegeben hat. Außerdem sind das wie du schon gesagt hast teure Ledersitze. Die sollten das doch wohl aushalten. Und nächsten Monat bekomme ich sowieso einen neuen Leasingwagen. Wenn muss ich halt etwas für die Beschädigung zahlen. Das ist dann nur Geld. Es ist doch niemand wichtiges zu Schaden gekommen. Oder war hier ein Menschen- oder Hundeleben in Gefahr? Das wäre viel schlimmer als so ein blöder Autositz. Also entspanne dich wieder. Ich mache das jetzt sauber und dann gehen wir noch eine kleine Runde mit ihm." Jetzt war ich wirklich sprachlos. Ich machte Nino an die Leine und setzte ihn auf den Bürgersteig während MEINE PUTZFRAU mit einer Haushaltsrolle das Auto reinigte. Nino saß da und beobachtete alles, auch wie MP alles im Papierkorb an der Laterne entsorgte .
Mir wurde die Hundeleine aus der Hand genommen, was mein Hund sofort mit einem freudigen Hüpfer quitierte.
"Na los, jetzt komm oder willst du da festwachsen?" MP griff nach meiner Hand und zog mich mit.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt