Kapitel 134

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Was war denn das? Ich sprang von der Matratze auf und rannte Richtung Bad. Schnell klappte ich den Klodeckel hoch. Warum war der eigentlich nur immer unten, wenn man es eilig hatte. Sonst stand das Ding immer hoch. Kaum hatte ich meinen Kopf über das Klobecken gehangen, entlud sich mein Magen auch schon.  Boah, war das ekelig. Ich würgte immer noch die letzten Rückstände heraus als die Badtür aufgerissen wurde. Toll, das hatte ich ja echt gebraucht. Wer war nicht scharf auf Zuschauer, wenn er sich gerade die Seele aus dem Leib kotzte.
"Weg da." Lisa brüllte mich panisch an und ich rutschte schnell zur Seite. Keinen Momemt später ging sie der gleichen Tätigkeit nach, wie ich vorher. Ich stand schnell auf und spülte mir den Mund aus und begann mir die Zähne zu putzen. Ich hasste dieses ekelige Gefühl im Mund. Ich schaute zu Lisa, die immer noch am würgen war und griff mir ihre Haare, um sie zurückzuhalten.
"Man, das kotzt mich so an mit dieser Kotzerei jeden Tag.", stöhnte sie völlig erschöpft, als nichts mehr kam und versuchte sich aufzurappeln. Mir hatte das heute schon gereicht, das musste ja der Horror sein, wenn du das jeden Tag hattest.
"Warum hast du nicht gesagt, dass du auch schwanger bist? Ich freue mich ja so, dass wir das jetzt gemeinsam erleben können. Und was sagt Milli dazu?  Freut er sich auch so wie Dogi?" Meine Freundin fiel mir überschwänglich um den Hals. Was hatte die eben gesagt? War der ein bißchen von ihrer Kotze in ihre Hirnwindungen geraten?
"Wie du bist auch schwanger?" Kathi stand auf einmal hinter uns und grinste mich freudig an. "Wann wolltest du uns das sagen?" Wo kam denn jetzt auch noch Jasi her?
"Man, was kreischt Lisa denn so rum? Hat Dogan die Hochzeit abgesagt?" Franzi massierte sich grummelnd ihre Schläfen "Ich wollte doch nur in Ruhe ausschlafen. Boah, hämmert das. Das war gestern eindeutig zuviel Sekt. Ein Glück, dass ich nicht stille, die Drillinge hätte ich ja sonst gleich bei den anonymen Alkoholikern anmelden können." So wie sie aussah, ging es Franzi ziemlich bescheiden.
"Das ist ja der Hammer, dass ich gleich zweimal Tante werde.", quietschte jetzt auch noch Helin ganz aufgeregt, was ihr einen finsteren Blick von Franzi einbrachte, die sich sofort wieder ihre Schläfen rieb. Hatten die alle einen Knall? Wie kamen die darauf, dass ich schwanger war?
"Da muss ich euch leider enttäuschen. Ich bin nicht schwanger." Alle grinsten mich mit Ausnahme von Franzi, die scheinbar genug mit sich selbst zu tun hatte, an. "Genau, und deshalb hast du auch Morgenübelkeit." Kathi zwinkerte mir zu. Nö, das war doch nicht wahr, dass die Weiber alle glaubten ich wäre schwanger, nur weil mir das Essen gestern Abend nicht bekommen war, denn Alkohol hatte ich ja keinen getrunken.
"Deshalb hast du auch den Sekt gemieden.", mischte sich Dilan ein. So ein Blödsinn. Wenn ich mitten im Training war, galt für mich das selbe Alkoholverbot wie für die Jungs, auch wenn ich es mir selbst auferlegt hatte.
"Nö, ich wollte nur genug für Franzi übrig lassen." Diese knurrte nur ein "Na vielen Dank auch" in meine Richtung. "Und noch einmal für das Protokoll, ich bin definitiv nicht schwanger. Ich hatte gerade meine Tage. Können wir uns dann jetzt für die Hochzeit fertig machen."
"Du meinst du bist genauso wenig schwanger wie du mit Milli zusammen bist?" Warum war ich eigentlich kein Einzelkind?
"Und es gibt Frauen, die haben am Anfang weiterhin ihre Regelblutung." Und warum hatte ich überhaupt Freundinnen? Ein Leben als Eremit schien mir gerade sehr verlockend, als ich Jasi am liebsten mit meinem Blick getötet hätte. Die sollten sich doch mal alle um ihre eigenen Probleme kümmern und mir nicht ein nichtvorhandenes Kind in den Bauch quatschen.
"Los jetzt, wir müssen uns fertig machen." Ich tippte genervt auf meine Uhr, aber scheinbar reichte der Fingerzeig aus, denn plötzlich setzte emsige Betriebsamkeit ein.
"Wow, du siehst absolut süß in dem Kleid aus. Unser Bruder wird bestimmt anfangen zu flennen." Dilan drehte Lisa hin und her, während Helin Fotos von der Braut machte, als ich wieder aus dem Bad kam, wo sich mein Magen schon wieder entleert hatte. Ich sollte mir merken, dass Mettbrötchen und Sushi keine so perfekte Esskombination für mich waren. Glücklicherweise, hatten die Weiber es diesmal nicht mitbekommen, weil sie mit dem Umziehen und Schminken total beschäftigt waren.
"Du solltest unbedingt einen Test machen oder gleich zum Arzt gehen.", meine Schwester stupste mich an meinen Ellenbogen. Wieso musste die dann doch immer alles mitkriegen. "Brauche ich nicht.", gab ich leicht bockig von mir. "Da reden wir nach der Hochzeit noch einmal drüber.", grinste sie mich an und verschwand wieder zu den anderen.
"So, Mädels jetzt wird es aber Zeit.", ermahnte ich wieder nach einem Blick auf die Uhr. Ich griff zu dem Brautstrauß, der vor kurzem geliefert worden war und ging zu Lisa, die mich überwältigt anschaute. "Der ist wunderschön. So einen habe ich mir immer gewünscht.", schniefte sie sofort los.
"Man, höre auf zu heulen. Du ruinierst das ganze Make up.", meckerte Franzi los, die immer noch auf grund ihrer Kopfschmerzen ziemlich übellaunig war. Scheinbar hatten die Kopfschmerztabletten noch nicht richtig gewirkt.
"Ich habe extra wasserfestes verwendet. Das mache ich immer bei Bräuten, denn es geht so gut wie nie ohne Tränen ab.", meldete sich die Visagistin beleidigt zu Wort "Ich bin schließlich Profi." Okay, dann wäre das jetzt auch geklärt. Ehe hier noch irgendetwas eskalierte oder wir auch so uns noch verspäteten, machte ich lieber etwas Druck. "Los, hopphopp jetzt. Nicht, dass Cookiemonster warten muss und es sich noch anders überlegt." Ich hatte vorhin kurz mit MP telefoniert, der sich ziemlich darüber ausgeschüttet hatte, wie dämlich der Bräutigam gestern ausgesehen hatte. Er hatte mir sogar ein Foto geschickt. Also Dogan tat mir Leid, aber ich hatte auch heftig lachen müssen. Die Jungs hatten ihn wirklich mit Strapsen ausgestattet und der Einhornschwimmreif ersetzte die Hose. Kein Wunder, dass er nur medium glücklich auf dem Bild aussah. Sonst war aber wohl alles ohne Streß abgelaufen und Cookiemonster machte bereits alle Kerle mit seiner Nervosität verrückt. MP hatte Angst, dass er mit seinem Hin- und Hergerenne unser Laminat schrottete. Nach Plan waren die Jungs bereits mit dem Nervenbündel unterwegs zum Standesamt. Gerade piepste mein Handy wieder und zeigte mir ein Foto von Cookiemonster, wie er sich den Schweiß von seiner Stirn tupfte und vor dem Standesamt wartete. Supi, dann hatte das ja schon einmal planmäßig geklappt.
"Was, wir fahren mit einer Stretchlimo.", quietschte Lisa neben mir und fing an zu hüpfem "Das wollte ich schon immer." Und schon hing sie wieder an meinem Hals. Vorsichtig schob ich sie Richtung Fahrzeug, ehe wir uns doch noch verspäteten.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt