"So , jetzt hast du alles zusammen. Dann lasse uns zur Kasse." Ich schaute zu Lisa, die noch einmal ihren Zettel überflog. "Joa, alles bis auf einen gutaussehenden, absolut attraktiven, extrem hilfsbereiten, super sympathischen und total ehrlichen Mann, der mich vergöttert und den ganzen Scheiß in meine Wohnung schleppt und aufbaut." Grinsend schaute sie sich um und schüttelte den Kopf "Bei IKEA bekommt man auch nicht wirklich alles."
" Kein Wunder bei den Anforderungen ist das auch etwas, was erst noch erfunden werden muss. Oder hast du davon schon jemals ein Exemplar gesehen?" Lisas Gesicht bekam Denkfalten und sie rieb sich das Kinn "Also nicht komplett. Erik und Dogan sind aber als Prototypen schon ziemlich nahe dran. Da fehlt nur das Vergöttern und das Aufbauen. Das Schleppen würden sie wahrscheinlich noch hinbekommen, aber handwerklich sehe ich da eher wenig Potential."
"Na dann auf geht's. Selbst ist die Frau. Und du hast ja noch mich." Ich griff also einen der Wagen und schob los.
"Genau, ich sage es doch immer, die wahre Liebe gibt es sowieso nur unter Frauen." Lisa folgte mir schnaufend mit ihrem vollgeladenen Wagen.
An den Kassen steppt natürlich mal wieder der Bär oder auch anders gesagt die halbe schwangere Weltbevölkerung. Warum gingen eigentlich alle Schwangeren dort mit solch einer Inbrunst einkaufen, wenn es dort nicht einmal Strampler und den ganzen anderen Kram gab? Ehrlich gesagt hatte ich das Gefühl, dass man nur in einer Geburtsklinik noch mehr Schwangere auf einem Fleck traf als bei Ikea an der Kasse. Und das schlimmste war, dass sie ja auch noch jede Menge Zeit bis zur Entbindung hatten und sich dementsprechend im Zeitlupentempo bewegten. Ich schaute auf meine Uhr. Wow, wir standen erst sein einer guten halben Stunde an. Das war Rekord. Die Schwangere vor mir nahm gerade die wahrscheinlich zehnte Duftkerze aus ihrem Wagen. Erstens was machte die mit soviel Duftkerzen, zweitens warum behandelte sie sie wie rohe Eier oder radioaktives Spaltmaterial? Und drittens, und das war der wichtigste Punkt. Warum gab es die Hot Dogs erst hinter der Kasse? Die sollten echt mal einen fliegenden Händler einführen. Es war schließlich ein Wunder, dass hier beim Warten noch nie einer des Hungertodes verstorben war. Obwohl, vielleicht war das ja auch schon vorgekommen und die verheimlichten das nur. Sozusagen die Ikea-Verschwörung. Lisa stupste mir zartfühlend wie immer ihren Wagen in die Hacken und riss mich aus meinen weltverändernden Gedanken. Tatsache wir waren endlich dran und hatten narürlich darauf geachtet die Barcodes so zu legen, dass sie sofort gescannt werden konnten. Vielleicht sollten sie das mal auf die Wagen schreiben, wer dachte denn an so etwas, wenn er im Kaufrausch war, grummelte ich mit mir selber, während ich den nächsten Karton anhob und wendete.Drei Hot Dogs später standen wir vor dem Mietwagen, den Lisa intelligenterweise schnell noch gemietet hatte und spielten Tetris mit den ganzen Kartons.
"So, endlich alles drin. Wir treffen uns dann zu Hause.", grinste sie mich an und sprang in das Auto und fuhr los, während ich noch mit den Wagen da stand und ihr hinterher schaute.
Als ich nach so einigen Autocorsos, bei denen ich mich gefragt hatte, warum wir unbedingt auf einem Freitag Nachmittag unterwegs sein mussten, in unsere Straße einbog, sah ich dort mehrere Handwerkerfahrzeuge stehen. Na super, die parkten ja die halbe Straße zu. Aber warum regte ich mich auf? Ich hatte ja den Luxus eines festen Parkplatzes, der nur mir gehörte und so wie es wussah, hatte Lisa auch den letzten Parkplatz gefunden. Bis Dogan nach Hause kam waren die Handwerker garantiert weg. Frohgemut bog ich also in die Einfahrt und trat sofort in die Klötzer. Was war das? Und was sollte das bitteschön? Genau vor meinem Parkplatz stand so eine dämlichr Prunkschleuder von Mercedes, die es mir unmöglich machte einzuparken. Ich schaute auf das Kennzeichen. Stuttgarter Nummer. Na klasse. Das war doch wohl nicht wahr, dass jetzt so ein blöder Schwabe hier einzog. Als Berliner hatte ich mindestens seitdem sie uns in Prenzl Berg und Friedrichshain überschwemmt hatten ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen, das dann als sie unsere Schrippe in Wecken umgetauft hatten, eher schon in Richtung Verachtung umgeschlagen war. Oder kurzum ich konnte Schwaben einfach nicht leiden und bei ihrem Dialekt schlug es mir die Zehennägel hoch. Nur Sächsisch war noch schlimmer.
Für mich gab es jetzt drei Möglichkeiten, wobei ich die erste freundlich den Fahrer dieses Autos suchen zu gehen und ihn zu bitten es doch zu entfernen kategorisch ausschloss. Die zweite nervenschonenste Möglichkeit mir auf der Straße einen Parkplatz zu suchen, schloss ich wegen der ganzen Handwerkerfahrzeuge als erfolglos aus. Und eigentlich sah ich es auch nicht im geringsten ein auf meinen Parkplatz zu verzichten also setzte ich Möglichkeit drei um und malträtierte dauerhaft meine Hupe.
Ich schaute also erwartungsvoll, was passierte. Mein Blick fiel zum Nachbarhaus. Okay die ältere Dame dort im ersten Stock hatte auch schon ihren Beobachtungshochsitz eingenommen. Ich schaute genervt auf meine Uhr und setzte zum nächsten Hupmarathon an.
Wow, diesmal schien es Wirkung zu haben, denn ich sah das Aufblinken der Blinker, was gleichbedeutend mit der Entriegelung der Türen war. Innerlich fing ich an zu jubeln, als so ein blonder Typ um die Ecke geschlendert kam. Ja wohl, geschlendert und nicht gerannt, was ich ja mindestens erwartet hatte. Er schaute die ganze Zeit in irgendwelche Unterlagen und machte nicht die geringsten Anstalten sich zu beeilen. Jetzt reichte es mir aber wirklich. Ich riss die Tür auf und sprang aus meinem Auto " Ay, Sie da. Können Sie jetzt vielleicht einmal ein bisschen flott machen. Sie parken meinen Parkplatz zu.", brüllte ich also wütend los.
Der Typ schaute nicht einmal in meine Richtung als er gemächlich die Tür seiner Protzkarre öffnete. Was war das denn für ein eingebildeter Idiot?
Ich spürte wie meine Ader an der Stirn anfing zu pochen. "Das nächste Mal wird es teuer, da hole ich die Polizei und lasse deine Scheiß Prollkarre abschleppen.", brüllte ich ihn noch lauter an, während er sich in seinen wahrscheinlich temperierten Ledersitz gleiten ließ.
"Das ist Privatgrund. Da machen die nichts.", kam jetzt doch lautlachend eine Antwort ehe er die Tür zuknallte und losfuhr. Was war das denn für ein dreistes, idiotisches, saudämliches Arschloch? Ich schaute ihm hinterher.
"Mach den Mund zu, sonst kommen Fliegen rein." Lisa stieß mir ihren Ellbogen in die Seite.
"Hast du so etwas schon mal erlebt?" Ich schüttelte immer noch ungläubig den Kopf.
"Dich sprachlos? Nö.", grinste sie kopfschüttelnd und klopfte mir auf die Schulter. "Unser neuer Nachbar scheint dich ja mächtig beeindruckt zu haben. Ihr seid ja schon richtig gute Freunde geworden." Na dann auf gute Nachbarschaft, aber nicht mit mir.
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Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4
FanfictionEndlich das Studium fertig und den perfekten Job gefunden. Vicki ist rundum zufrieden mit ihrem Leben. Wären da nur nicht immer die ständigen Turbulenzen und Herausforderungen mit ihrem besten Freund Dogan und ihrem Hassfreund Mister Protz. Alle die...