Kapitel 99

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"Mensch Bürki, schaffe mal deinen Kadaver beiseite, sonst kann ich gar nichts sehen.", gröhlte Marco. Glücklicherweise stoppte jetzt der Delfin ab und das Boot hielt an der Insel, auf der der Moderator stand. Er half Leo dabei aus dem Boot zu klettern.
"Sag mal, magst du mal einen Delfin füttern?" Sofort nicke Leo wild. Der Zoomitarbeiter drückte ihr einen Hering oder was auch immer das war in die Hand. "So, jetzt streckst du die Hand aus und dann schnappt Dörte den Fisch ganz vorsichtig aus deiner Hand." Ich beobachtete Roman, der wie gebannt hinter der Glasscheibe seine Nase platt drückte und seine Tochter beobachete, die strahlend den Fisch über das Becken hielt. Nachdem der Delfin den Fisch aus Leos Hand gezogen hatte, kam Roman plötzlich die Stufen hochgesprintet "Mei Sunneschii, hast du gesehen, was diese Tiere für ein gefährliches Gebiss haben? Wenn Leo etwas passiert, verklage ich diesen Zoo, bis sie ihn schließen müssen."  Jasi schüttelte nur ihren Kopf "Entspann dich Brummbärli. Es passiert ihr nichts." Roman hatte sich gerade wieder hingesetzt als das Boot wieder mit Leo darin zu Wasser gelassen wurde. Sofort sprang Roman wieder auf und rannte zu der Glasscheibe und mit dem Delfin um die Wette. Trotz meines hervorragenden Konditrainings sah er da allerdings keinen Stich. Als seine Tochter strahlend mit dem Boot wieder an Land gezogen worden war, drängte er sofort die Tierpfleger beiseite, nahm sie auf den Arm und trug sie zu uns zurück. Leo zappelte wild mit den Armen und Beinen "Papa, jetzt lasse mich endlich runter. Du bist voll peinlich." Da konnte ich ihr nur recht geben. Glücklicherweise hatten die anderen Zuschauer langsam das Interesse an diesem Superpapi verloren und die Delfine waren wieder interessanter oder ihre Lachmuskeln schmerzten schon zu sehr. Leo setzte sich zu ihren Freundinnen "Die Delfine fassen sich voll schön an.", schwärmte sie. "Sag nicht, dass du dir wirklich die Hände an deiner Hose abgewischt hast." Jasi schaute mit bleichem Gesicht zu ihrer Tochter, die nur nickte "Doch, hat der Mann doch gesagt, dass ich das machen soll, damit ihr euch freut." Okay, Kinder verstanden diese Art von Humor nicht wirklich. Jasi sprang plötzlich auf und rannte los. "Achja, die Arme kann ja keinen Fisch ab im Moment." Franzi schaute hinterher "Menno, bei dem Fischgeruch habe ich jetzt voll Hunger auf ein Fischbrötchen." Ob es irgendetwas gab, wovon ihr in der Schwangerschaft schlecht wurde oder was sie nicht aß? Ich hatte so meine Zweifel.
"So, jetzt schießen unsere Delfine die Bälle aus dem Wasser. Wer nicht nass werden will, sollte sich weiter nach oben setzen, bis zur siebenten Reihe kann es sehr feucht werden. Die Brillenträger sollten auch aufpassen, unsere Delfine haben einen harten Schuss drauf.", warnte der Tierpfleger, während er lauter Bälle im Wasser verteilte
"Marco, komm hier hoch, sonst wirst du nass." Franzi rief ihren Mann, der aber nur mit dem Kopf schüttelte. "Quatsch, was sollen die schon groß spritzen. Der übertreibt doch voll." Ehe er den Satz beendet hatte, ergoss sich auch schon die erste Fontäne über ihn. Fluchend sprang er auf und kam tropfend zu uns. "Boah solche Mistviehcher." Marco schüttelte sich wie ein nasser Hund "Ay, hör auf. Wir wollen wegen deiner Blödheit nicht alle nass werden.", meckerte Franzi. "Aua." Marco packte sich an den Kopf, wo ihn gerade ein Ball gestreift hatte "Boah, diese Viehcher sind ja lebensgefährlich. Die haben ja einen härteren Schuss als Durmi."

"Na ein Glück, dass ich noch meine Trainingsklamotten im Auto hatte." Marco streckte sich gechillt in seinen BVB Klamotten. Wir saßen jetzt alle zusammen im Acqua und warteten auf unser Essen. "Hättest du gleich auf mich gehört, wärst du gar nicht nass geworden." Franzi schaute ihren Mann grinsend an. "Warum seid ihr heute überhaupt wieder so spät gekommen?", Erik schaute zu Marco. "Weil die Diva da ihre Haare nicht hinbekommen hat.", lachte Franzi, während Marco sein Gesicht verzog "Ich bin überhaupt keine Diva. Aber die Haare müssen schon ihre Ordnung haben."
"Was macht ihr dieses Jahr eigentlich zu Weihnachten?" Ein Themenwechsel konnte ja mal nicht schaden, bevor das noch in ein Reussches Scharmützel ausartete. Und wenn ich ehrlich war, hatte ich darüber noch gar nicht richtig nachgedacht, vielleicht klärte sich das ja hier und jetzt.
"Also wir fahren in die Schweiz." Jasi grinste wie ein Honigkuchenpferd. Klar, sie liebte Weihnachten im Schnee und außerdem wurde sie dort von ihrer Schwiegermutter verhätschelt und vertätschelt und musste nicht einen Finger krumm machen.
"Wir fahren nach Pirmasens." Kathi schaute mich entschuldigend an. Ich konnte ja verstehen, dass sie sich auch gerne von Christine verwöhnen ließ. Ob wohl diesmal Dogan auch mit Lisa nach Hause fuhr? Ich musste wieder an die Hochzeitsnachfeier denken. Bis heute hatte ich die Aussprache immer noch vor mir hergeschoben. Vor Weihnachten musste ich mir jetzt aber noch selber in den Hintern treten und mit ihm sprechen. Das konnte ja nicht ewig so weitergehen, dass wir nicht mehr miteinander redeten. Außerdem wusste ich, dass Alex nächste Woche Helins Eltern fragen wollte. Wenn das gut lief, wollte er über Weihnachten mit ihr auf die Malediven fliegen und ihr dort den Antrag machen. Er hatte seinen eigentlichen Plan nämlich noch einmal überarbeitet. Und spätestens wenn Helin ja gesagt hatte, wovon auszugehen war, würde ich öfter mit Dogan zu tun haben. Wir waren dann ja sozusagen Familie. Ich griff nach meinem Handy und schickte eine  Nachricht an ihn. Ich musste nicht lange auf eine Antwort warten. So, dann gab es jetzt wenigstens kein zurück mehr. Ich würde mich übermorgen mit ihm treffen.
"Und was machst du an Weihnachten?" Jasi, die neben mir saß, stupste mich an. Ich zuckte mit den Schultern.
"Na die schmückt mit ihrer Schnecke den Weihnachtsbaum in Regenbogenfarben." War ja klar, dass Marco wieder seinen Senf dazugeben musste. "Oder fliegt ihr nach Gran Canaria. Das soll doch so eine Hochburg sein." Manchmal nervte der Kerl echt. Obwohl irgendwie war ich ja auch selber schuld. Aber ich sollte mir wirklich Gedanken machen, denn alleine in Dortmund sitzen wollte ich auch nicht. Vielleicht hatte MP ja auch noch nichts vor und wir könnten etwas zusammen machen. Bestimmt fuhr er nach Berlin zu seiner Familie. Ich könnte ja auch nach Berlin fahren, aber da wäre ich ja dann auch alleine. Dann konnte ich auch in Dortmund bleiben. Das war doch egal, dann feierte ich halt alleine mit mir.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt