Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4

Kapitel 44

"Oh, mein Gott. Da seid ihr ja." Roman kam uns zusammen mit Erik entgegen gerannt als wir in die Hotellobby liefen.
"Wie seht ihr denn aus? Was ist passiert?" Mein Schwager in spe schaute mich an. Neben ihm tauchte jetzt auch der liebe Herr Reus auf. Er schaute uns von oben bis unten an und fing an zu grinsen "Habt ihr Schlammcatchen  gemacht oder euch anderweitig vergnügt." Ach wie lustig. Ich schaute mich an und musste feststellen, dass ich wirklich wie ein Wildschwein, das aus der Suhle kam, aussah. Okay, das war ja auch kein Wunder.
"Wir haben nur eure Fahrräder gefunden und von euch war weit und breit nichts zu sehen." Erik hatte immer noch rote Wangen vor Aufregung. Wahrscheinlich hatte er schon die Hosen voll, meiner Schwester zu erzählen, dass er  mich in der Schweiz versimst hatte. Kathi wäre garantiert ausgeflippt.
"Die Kackdinger waren in Arsch.", knurrte MEGA PEDALO.
"Ja, weil du Vollhonk dagegen getreten hast. Und dann warst du auch noch zu blöd den Weg zu finden. Wegen dir und deiner Dämlichkeit sind wir zehn Kilometer durch die Gegend geirrt." Ich war immer noch sauer. Bei dem Wetter hätte ich mir echt etwas besseres vorstellen können als mit dem total durchnässt durch verschlammte, rutschige Waldweg zu traben und dann auch noch mit dem Boden Bekanntschaft zu machen, weil er im Schlamm ausrutscht und mich mitreißt.
"Hättest du nicht die ganze Zeit mit mir gestritten, hätten wir auch den Abzweig nicht verpasst. Aber Missi musste ja zicken." Der hatte mich jetzt nicht echt Missi genannt. Noch ein  Wort und ich würde ihm an die Gurgel springen.
"Wir hatten schon Angst, euch hätte jemand entführt.", grummelte Erik.
"Keine Angst, die." MP zeigte auf mich "hätten sie ganz schnell freiwillig zurückgebracht." Jetzt reichte es ja wohl. Ich lief auf ihn zu und piekste mit meinem Finger in seine Brust "Du aufgeblasener, selbstverliebter Gockel. Du MEGA PRIMAT." Ich konnte gar nicht so schnell sprechen wie weitere Beschimpfungen aus meinem Mund wollten. Plötzlich wurde ich zurückgezogen und ein Arm legte sich um meine Schulter "Vicki, komm mal wieder runter." Erik strich mir beruhigend über meinen Arm.
"Ich hatte schon Angst, dass ihr in eine Felsspalte gefallen seid. Hier in der Schweiz passiert so etwas öfter." Roman fuhr sich mit seiner Hand durch den Nacken.
"Jede Felsspalte, die etwas auf sich hält, hätte diesen selbstherrlichen, egoistischen MISTER PROTZ" Diesmal zeigte ich auf ihn" sofort wieder ausgespuckt." Eine kleine Retourkutsche musste schon sein.
"Wie hast du mich genannt?" Diesmal kam dieser Psycho auf mich zugestürmt. Wir standen uns gegenüber und starrten uns in die Augen. Mist, war mir das jetzt echt rausgerutscht.
"MISTER PROTZ für Maximilian Philipp. Das ist ja mal so geil. Da musst du erst einmal drauf kommen", gackerte Marco. Also was sowas anging war der liebe Herr Reus ein echter Blitzmerker. Er bekam sich gar nicht mehr ein. Aber der Humor fehlte meinem Gegenüber wohl total, denn der starrte mich immer noch sauer an. Ich dachte an den alten Leitspruch Angriff ist die beste Verteidigung.
"Na, ist doch wahr. Wer benimmt sich denn immer als gehört ihm die ganze Welt und protzt durch die Gegend." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und starrte zurück.
"Wow, ihr beide erinnert mich gerade an meine Kinder. Die stehen auch immer so da, wenn sie ihre fünf Minuten haben." Marco gackerte schon wieder. Hatte der heute ein Clown zum Frühstück oder war er auf Lachgas? Der hatte mich doch eben nicht allen ernstes mit seinen Kindern verglichen. Ich drehte mich um und funkelte den Lachsack an "Ich bin nicht kindisch." Naja gut, so richtig erwachsen war das jetzt auch nicht und bei dem Anblick wie er sich vor lachen fast verschluckte, musste ich doch auch grinsen. Scheiße, er hatte echt recht. Ich konnte mich jetzt auch nicht mehr zurückhalten und fing an zu lachen. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass auch MP anfing zu grinsen. Ehrlich gesagt, fielen mir zum ersten Mal diese niedlichen Lachfältchen auf, die sich um seinen Mund bildeten und dieses spitzbübische Funkeln in seinen Augen. Irgendwie sah das richtig süß aus. Boah, was dachte ich denn jetzt schon wieder für einen Blödsinn? Irgendwie musste sich scheinbar ein leicht verwirrender Regenbogen von dem ganzen Regen in meinem Gehirn gebildet haben. Ich sollte jetzt wirklich sehen, dass ich endlich unter eine warme Dusche kam, bevor sich noch mehr Blödsinn in meinem Gehirn ausbreitete und ich noch rosa Ponys auf Zuckerwattewolken sah, die mit Einhörnern Samba tanzten.
Gerade als ich mich umdrehen wollte, begann ein Handy zu klingeln.
"Philipp, hallo." Ich traute meinen Ohren nicht. Das konnte doch nicht sein, dass der jetzt an sein Handy ging?
"Ja, Mom. Ich melde mich nachher noch einmal."  Ach wie niedlich, also auch noch ein kleines Muttersöhnchen. Aber stop, warum telefonierte er gerade? Handys waren beim Training verboten und weder Erik, noch Roman, noch Marco hatten es ihm gegeben. Also wo hatte der jezt das Handy her?
"Du hattest nicht die ganze Zeit dein Handy dabei und hast nichts gesagt, oder?" Ich versuchte meine Stimme beherrscht klingen zu lassen, auch wenn es gerade in mir kochte.
"Ähm, naja.", druckste MP herum.
"Du Idiot, wir hätten jemand anrufen können, der uns abholt oder wenigstens im Wald als wir uns verlaufen hatten das Navi benutzen können." Ich war echt kurz vorm Platzen. Schließlich war ich wegen dem Volltrottel zehn Kilometer durch Schlammwüsten im strömemden Regen gelaufen und das alles völlig unnötig.
"Wenn ich das rausgeholt hätte, hättest du es mir doch sofort  abgenommen. Und hast du mal gesehen, was du für Schmiere an den Fingern hast? Das hätte ich ja nie wieder von meinem Schätzchen abbekommen. Außerdem hätten wir sowieso keinen Empfang gehabt." Das hatte der jetzt nicht wirklich alles gesagt. In diesem Moment wusste ich, warum es Lustmörder gab. Gerade als ich mich auf ihn stürzen wollte, schob mich Erik zum Fahrstuhl und redete wie auf ein Kleinkind auf mich ein. Roman schob gerade MP in die andere Richtung und redete auch auf ihn ein.
"Hach, spürt ihr auch diese sexuelle Spannung zwischen den beiden?", lachte Marco. Der hatte doch auch schon zu viele Kopfbälle gefangen. Vielleicht hatte er gerade einen überdimensionalen Samenüberschuss, weil Franzi nicht in seiner Nähe war. Aber MP und ich das war tiefste Abneigung gepaart mit totaler Verachtung, jedenfalls ab heute von meiner Seite aus.