Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4

Kapitel 47

"Hast du alles? Können wir los, Muffin?" Dogan steckte seinen Kopf zu meiner Tür rein. Ich warf noch schnell einen Blick in meinen Spiegel. Und strich mein smaragdgrünes T-Shirt glatt. Ich liebte diese Farbe einfach.
"Das T-Shirt passt genau zu deinen hübschen Katzenaugen.", grinste mich Dogan an. Ich lief an ihm vorbei und stupste ihn gegen die Schulter "Spinner." Seit ich zurück aus der Schweiz war, ließ er fast täglich so einen blöden Spruch ab. Ich griff nach meiner Handtasche im Flur und lief die Treppen hinunter.
"Da seid ihr ja endlich" wurden wir zwei Etagen tiefer von Lisa begrüßt, die schon mit ihren Fingern auf dem Geländer herumtipste. "Seid ihr auch schon so aufgeregt?", schnatterte sie sofort weiter. Und ob ich aufgeregt war. Heute wurde mein Teddy eingeschult. Dann war mein Teddy jetzt ein großer Schuljunge. Ich hatte lange überlegt, was ich ihm schenkte. Liebevoll strich über meine Tasche, in der der Umschlag mit dem Gutschein war. Ich hatte mich für einen Ausflug mit ihm entschieden. Ich wusste, dass er den Tag beim Fussballgolf mit mir lieben würde. Ein Strahlen schlich sich in mein Gesicht als wir vor der Schule ankamen und ich ihn dort zappelig mit seiner Schultüte neben Kathi und Erik stehen sah. Kaum hatte er uns gesehen, drückte er Erik seine BVB Schultüte in die Hand und kam zu uns angestürmt.
"Tante Vicki." Er sprang mir um den Hals und ich wirbelte ihn im Kreis, ehe ich ihm durch seine Haare wuschelte.
"Mann Tante Vicki, du ruinierst meine Frisur. Papa hat die extra so schön gegelt." Wir liefen zu Kathi und Erik, die nur grinsten.
"Guckt mal, da kommen auch Leo und Maya und Tessa." Der kleine Wirbelwind rannte zu den Mädels, die auch angerannt kamen. Leo war natürlich vorne weg, gefolgt von den Reusmädels, die auch jeder stolz eine BVB Schultüte in ihrer Hand hielten.  Ich fragte mich gerade, warum Leo keine hatte, als Roman auch schon angerannt kam "Hier Prinzessin, deine Schultüte." Er hielt eine pinke mit Regenbögen und Einhörnern strahlend in seiner Hand.
"Die will ich nicht. Die ist voll doof. Ich will auch so eine vom BVB.", meckerte Leo los und stampfte mit ihrem Fuß auf.
"Aber Prinzessin, schaue doch die hübschen Einhörner. Die habe ich extra für dich ausgesucht." Roman kniete sich vor seiner Tochter hin.
"Ich bin aber die einzige, die keine vom BVB hat." Leo ließ die ersten Tränen laufen. Ihr Vater schaute sie verzweifelt an. "Alle anderen haben auch eine BVB Schulmappe.", schniefte sie.
"Ja, aber schau doch, Prinzessin. Deine ist so hübsch pink und hat Pferdchen drauf." Roman schaute seine Tochter hoffnungsvoll an und wischte zärtlich mit seinem Daumen ein paar Tränen weg.
"Ich hasse Pferde. Die schmeißen einen nur runter und dann ist der Arm kaputt." Oh ja, das Mädel konnte schon perfekt dem Papa das Schuldbewusstsein einjagen. Wieder rollten die Tränen "Außerdem wird mich keiner mögen, weil ich keine BVB Mappe habe. Und das ist nur deine Schuld." Die Kleine war ja besser drauf als so manche Frau. Roman schaute seine Tochter verzweifelt an. Mein Blick fiel zu Jasi, die grinsend das ganze beobachtete.
"Na gut, Prinzessin. Am Montag gehen wir dir auch eine BVB Mappe kaufen. Aber jetzt höre bitte auf zu weinen." Leo riss ihre Augen auf und fiel ihrem Papa um den Hals, ehe sie zu den anderen dreien lief.
"Brummbärli, ich liebe dich und dein Durchsetzungsvermögen und deine Standfestigkeit." Jasi zog ihren Mann in ihre Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
"Na, hat ihm seine Tochter doch noch die Meinung geändert?" Franzi kam lachend auf uns zu und begrüßte uns.
"Bürki, das war doch klar, dass die Mädels auch BVB Mappen haben wollen.", grinste Marco, der sich sofort einen Klaps auf die Schulter von seiner Frau einfing "Gib mal nicht so an. Oder warum haben wir jetzt zwei so Prachtexemplare in pink mit Einhörnern im Keller stehen?" Marrco schaute seine Frau mit großen Augen an "Ja, aber ich war sehr schnell einsichtig und habe meinen Töchtern ihre Wünsche erfüllt." Ein siegessicheres Grinsen schlich sich wieder in sein Gesicht.
"Ja, aber auch nur, weil sie schon früher den Aufstand geprobt haben und du dich im Fanshop nicht vor allen blamieren wolltest, weil sie sich an den Mappen schreiend festgekrallt haben." Franzi hatte schon von dem Besuch erzählt, der wohl zu ziemlichen Schweißausbrüchen bei dem lieben Herrn Reus geführt hatte. Ich fürchtete mal, dass er nicht allzu bald mit den Mädels dort wieder hinging.
"So, jetzt kommt aber, wir sollten mal langsam in die Aula, sonst bekommen wir nachher keine Plätze mehr." Kathi zog mich an meinem Arm mit.
"Wusstest du, dass Alex hier eine Freundin hat?" Meine Schwester schaute mich  musternd an. Ich nickte nur "Als ich in Berlin war, hat er so etwas anklingen lassen." Als nächstes spürte ich ihren Ellenbogen in meiner Seite "Und das erzählst du mir nicht.", kam es vorwurfsvoll "Das ist ja wie das achte Weltwunder."
"Wo ist er eigentlich?" Ich schaute mich suchend um.
"Er kümmert sich um das Catering, damit da alles glatt läuft." Die Einschulung sollte nämlich vom Kleeblatt zusammen bei einem gemütlichen Grillbuffet im Gemeinschaftsgarten der Bürkis und Reus gefeiert werden. Das war ja auch ziemlich sinnvoll, so wie ja alle irgendwie miteinander verbandelt waren. Ich freute mich schon richtig darauf ein paar Leute wiederzutreffen. So viel ich wusste kamen sogar Franzis Brüder. Die Zwillinge waren immer lustig.
"Da seid ihr ja.", wurde ich von Karin begrüßt, die zusammen mit Martin für uns Plätze freigehalten hatte. Ich ließ meinen Blick schweifen und sah auch Christine und Thomas, denen ich kurz zuwinkte.Mein Teddy hatte wirklich Glück mit seinen Großeltern. Naja, wie zu erwarten waren meine Eltern natürlich nicht da. Wahrscheinlich trieben sie sich wieder sonstwo in der Weltgeschichte herum.
Mein Blick fiel auf die Bühne, wo gerade eine Klasse ein Lied vortrug. In der ersten Reihe standen Maxi und Phili. Die zwei hatten wirklich eine Klasse übersprungen und waren jetzt schon in der dritten Klasse. Ich schaute in die erste Reihe, wo die ganzen ABC Schützen artig saßen und alles begeistert verfolgten. Mein kleiner Teddy rutschte auf seinem Hintern hin und her. Als endlich sein Name aufgerufen wurde, glücklicherweise kam ja Durm ziemlich früh im Alphabet, rannte er stolpernd zu seiner Lehrerin und strahlte sie an, ehe er sich neben Leo stellte. Mit Bürki warst du halt einfach noch früher dran. Ganz kurz fiel mir wieder ein, dass er eigentlich ja auch ein Bürki wäre. Ich schaute zu Kathi, die stolz zu ihrem Sohn sah. Erik hielt ihre Hand und schaute mindestens genauso stolz. Es war eindeutig gut, dass Sascha ein Durm war. Die drei waren einfach eine perfekte kleine Familie.