Kapitel 54

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Ich fuhr mir mit meiner Hand über meine Stirn und wischte den Schweiß weg. Wieso war ich eigentlich auf die dämliche Idee gekommen auf einem Freitag Abend noch laufen zu gehen, vorallem bei diesen Temperaturen noch. Ach ja, richtig. Ich war auf die Idee gekommen, weil ich mich tierisch gelangweilt hatte nachdem mich meine beiden besten Freunde schnöde für das ganze Wochenende im Stich gelassen hatten. Und das ganze nur für irgendsoeine dämliche Fortbildung. Ich atmete tief durch und verlangsamte mein Tempo als ich kurz vor meiner Haustür angekommen war. Ein lautes Türenschlagen zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich schaute zum Parkplatz. Das war doch wieder diese Prollkarre. Okay, dann war das jetzt meine Chance erstens diesen Idioten von neuen Nachbarn kennenzulernen und zweitens ihm einmal ordentlich meine Meinung über sein unmögliches Parkverhalten zu geigen, ehe ich drittens damit unser weiteres wahrscheinlich nicht sehr positives Nachbarschaftsverhältnis manifestieren würde. Ich schwenkte also Richtung Parkplatz ab, wo diese Mistkarre schon wieder halb mein Auto zuparkte.
"Sagen Sie mal, Ihren Führerschein haben Sie wohl bei Amazon bestellt. Wenn Sie nicht richtig mit so einer Riesenspritschleuder parken können, sollten Sie es vielleicht einmal mit einem Smart versuchen, den gibt es auch für Fahranfänger wie Sie mit Parkassistent." Man, ich war ja mal wieder richtig gut in Form. Innerlich schlug ich mir selbst auf die Schulter und lief weiter Richtung Fahrertür aus der nur ein Hintern raushing, während der Kopf irgendwo im Autoinneren verschwunden war. Wobei eins musste ich dem Hintern lassen. Es war ein ziemlicher Knackarsch. Naja, Arsch passte ja zu Arsch. Gerade als Bewegung ins Spiel kam und ich erwartete in das angepisste Gesicht des Autohooligans zu schauen, spürte ich etwas, was sich um meinen Knöchel schlang. Was war das denn jetzt? Die Schwerkraft zog massiv an mir. Ich griff in Richtung des Autos und versuchte an der Heckklappe Halt zu finden. Zwischen meinen Fingern spürte ich irgendetwas Dünnes metallisches, was ziemlich mies knackte. Ein kurzer Aufschrei entwich mir als ich hart auf den Boden aufschlug und einen miesen Schmerz in meinem Arm spürte, ehe dann auch noch mein Kopf von einem üblen Schmerz durchzuckt wurde, als er sich etwas unsanft auf dem Asphalt abbremste. Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief durch. Langsam öffnete ich meine Augen wieder und schaute in ein paar blaue Augen, die mir irgendwie bekannt vorkamen.
"Ach du heilige Scheiße, was hast du denn gemacht? Wie kommst du überhaupt hierher? Verfolgst du mich jetzt auch noch nach Trainingsschluss?" Oha, mein Kopf musste ziemlich hart aufgeprallt sein, wenn ich schon MEINE PLAGE hierher halizunierte. Ich versuchte mich stöhnend aufzurappeln. Und schüttelte leicht meinen Kopf. Verdammt, brummte der.
"Bleib erst einmal sitzen, du blutest da am Hinterkopf." Ich hörte diese Stimme immer noch, also musste sie doch real sein. Was hatte ich da eigentlich in meiner Hand. Ich schaute auf das Metallding. Ups, da hatte ich wohl den Heckscheibenwischer abgerissen. Also diese Nobelkarrossen heutzutage hatten ja auch wirklich keine Qualität mehr. Ehe ich weiter überlegen konnte, fummelte MP an meinem Kopf herum.
"So, dann wäre das erst einmal verbunden. Komm ich helfe dir beim Aufstehen." Sofort wurde ich an meinem Arm gegriffen und quiekte auf als mir ein höllischer Schmerz durch eben diesen fuhr.
"Scheiße, sei doch mal vorsichtig.", blökte ich sofort los und rappelte mich auf. Meine Beine fühlten sich irgendwie wie Wackelpudding an und als ich beiseite treten wollte, riss wieder etwas an meinam Knöchel. Ich schaute also dorthin.
"Boah, wer lässt denn hier diese dämliche Einkaufstasche stehen?" Ich hatte diese Taschen mit ihren zwei kurzen und zwei langen Henkeln schon immer gehasst. Genaugenommen hatte ich mich schon immer über die Sinnhaftigkeit der vier Henkel, insbesondere der langen gefragt. Jetzt wusste ich, dass sie nur dafür gemacht waren ahnungslose Fussgänger zu umschlingen und zu Fall zu bringen.
"Tschuldigung, das sind vielleicht meine Einkäufe. Wenn du deine Klüsen mal richtig aufgemacht hättest, wie jeder normale Mensch, dann hättest du dich auch nicht auf die Fresse gepackt." Was sollte denn die dreiste Antwort?
"Hättest du nicht so scheiße geparkt, hätte ich mich nicht aufregen und dich beschimpfen müssen und hätte das nicht übersehen.", meckerte ich also ganz salopp zurück.
"Echt jetzt? Du willst mir die Schuld an deiner Bruchlandung geben, weil du dich nicht im Griff hast und agressiv auf arme Autofahrer losgehst?" MISTER PÖBEL baute sich sauer mir gegenüber auf "Und dann schrottest du auch noch mein Auto." Er zeigte auf den Heckscheibenwischer, den ich immer noch in der Hand hatte.
"Kann ich doch nichts dafür, wenn du so eine billige Karre fährst, die nichts aushält. Was machst du überhaupt hier, außer Mordanschläge auf harmlose Fussgänger auszuüben?" Das würde wenigstens erst einmal von der kleinen Beschädigung ablenken und zusätzlich meine Neugier befriedigen.
"Ich wohne hier. Und du?" Warum guckte der mich denn so eigenartig an?
"Ich auch." Boah, warum drehte sich denn auf einmal allles? Und, dann gingen plötzlich die Lichter bei mir aus.
"Hey, Vicki.", hörte ich eine Stimme und ein leichtes Klapsen spürte ich auf meinen Wangen. Ich schlug meine Augen auf und schaute wieder in blaue Augen. Déjà-vu. Ich rappelte mich wieder hoch und wurde sofort wieder zurückgedrückt.
"Nix da, du bleibst jetzt hier liegen und ich rufe einen Krankenwagen." Ich schüttelte den Kopf und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass das nur eine medium gute Idee war. Leichte Übelkeit stieg in mir auf.
"Nee, ist schon alles gut. Ich gehe jetzt hoch und packe mich ins Bett und dann bin ich morgen wieder fit." Das war mein fester Plan.
"Vergiss es, du musst ins Krankenhaus. Du hast eine Platzwunde am Kopf und mindestens eine leichte Gehirnerschütterung." Hatte der gerade behauptet, ich hatte was am Kopf? Ehe ich weiter protestieren konnte, wurde ich angehoben und zum Auto getragen.
"Musstest du eigentlich so unhandlich sein? Hätten es ein paar Zentimeter weniger nicht auch gemacht?", stöhnte mein Träger gequält "Also eins sage ich dir, wenn wir heiraten, trage ich dich nicht über die Schwelle." Was hatte der da gesagt?
"Pass' mal auf, mein Größe ist schon ganz okay, und wenn du zu schwach bist, kann ja keiner was dafür. Und ansonsten frage ich mich, wer von uns beiden eigentlich auf den Kopf gefallen ist. Ich heirate garantiert nie. Und dich schonmal sowieso niemals nie." So, das musste ja mal gesagt werden.
"Prima, ich wollte nur mal deine Reaktion testen. Könnte ja sein, dass ich mir wirklich Sorgen machen müsste. Aber so wie es aussieht, bist du ja schon wieder fast die alte Kampfzicke." Ein fettes Grinsen schlich sich in sein Gesicht als er sich neben mir anschnallte. "Außerdem solltest du es mit James Bond halten." Ich schaute ihn fragend an. Was solllte das denn? Wollte er jetzt meine Denkgeschwindigkeit testen? Mehr als ein Schulterzucken bekam er dafür nicht.
"Na ganz einfach never say never oder für dich vereinfacht sag niemals nie.", zwinkerte er mir frech zu. Der hatte doch wirklich eine Vollklatsche.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt