Nach dem Essen hatte sich das Kleeblatt ins Haus verzogen, während die beiden Hunde total erschossen halb aufeinander liegend auf der Wiese schliefen. Ich folgte den Gesprächen nur mit halbem Ohr, da ich gerade mit MP schrieb. Er hatte mir noch ein paar Bilder von den beiden Hunden geschickt, die er vorhin aufgenommen hatte.
"Guck' mal, wie die schon wieder grinst." Franzi stupste Jasi neben ihr an "Die ist so was von verschossen." Na klasse. Nicht schon wieder das Thema. Das fehlte mir ja gerade noch.
"Ich gehe mal nach den Kindern gucken." Ich musste hier erst einmal weg, bevor die wieder anfingen zu bohren.
"Du kannst so viel flüchten wie du willst, wir kommen dir darauf.", rief mir meine Schweater hinterher. Als ich mich an der Terrassentür noch einmal umdreht, sah ich wie sie schon wieder ihre Köpfe zusammensteckten. Ich lief also weiter zu Saschas Zimmer, das wie eine kleine BVB Höhle aussah. Alles war in schwarz gelb gehalten. Natürlich schlief er auch in BVB Bettwäsche. Was denn sonst?
Die vier, ups, nein die fünf Kinder saßen auf der Erde und steckten ihre Köpfe zusammen. Was machte denn Maxi hier? Seit wann verstärkte er das Kleeblatt?
"Also, ich habe da was gegoggelt.", ertönte hinter mir Philis Stimme. Jetzt wurde es aber wirklich interessant."Wir könnten ihnen ein 3D Bild in Kristall von uns vieren schenken."
"Supi, Vicki, dass du da bist. Vielleicht kannst du uns ja helfen?" Tessa schaute mich auffordernd an.
"Wem wollt ihr was schenken?" Vielleicht konnte ich ja wirklich helfen.
"Na Papa und Mama zum Hochzeitstag." Maja schlug sich mit ihrer kleinen Hand vor die Stirn als wäre ich total begriffsstutzig.
"Vielleicht hast du ja auch so noch eine Idee, was wir machen können.", versuchte mich Maxi wieder mit ins Boot zu holen.
Ach du heiliger Standesbeamter. Ich und Hochzeitstag. Da hatte ich ja so gar keine Empathie zu.
"Bei meinen Eltern ist immer ein Feuerwerk am Hochzeitstag", warf Sascha freudestrahlend in die Runde. Ich schaute meinen Neffen an. Wie kam er denn jetzt darauf? Erik und meine Schwester waren doch nur verlobt. Die mussten höchstens endlich mal heiraten. Manchmal fragte ich mich wirklich, wann sie das mal machten.
"Papa und Mama sind doch noch gar nicht verheiratet.", korrigierte ich meinen Neffen. Der schüttelte sofort wild mit seinem Kopf "Sind sie wohl. Schon ganz lange. Und am Hochzeitstag ist immer Feuerwerk." Ich fragte mich, ob sie ihm das nur erzählt hatten, damit er nicht traurig war, weil alle anderen Eltern verheiratet waren.
"Das ist doch ganz einfach, wenn sie verheiratet sind, haben sie beide einen Ring." Leokardia schaute zwischen Sascha und mir hin und her "Meine Mama und Papa haben nämlich auch einen."
"Unsere auch.", krähte Tessa. Teddy tat mir schon fast leid, weil er jetzt ziemlich dumm vor seinen Freunden da stand.
"Mama hat ja auch einen Ring.", grinste er mich an. Klar, Kathi hatte ihren Verlobungsring "Aber der Papa nicht.", antwortete ich ihm sofort, obwohl es mir echt leid tat ihn da verbessern zu müssen.
"Doch, der Papa hat auch einen, aber tätowiert." Okay, er ließ sich nicht davon abbringen. Obwohl er recht hatte, dass Erik Kathis Namen an seinem Ringfinger seit ihrem Mallorca Urlaub nach der Verlobung dort verewigt hatte. "Ich kann dir sogar Bilder von der Hochzeit zeigen." Mein Neffe sprang auf und flitzte los. Ich lief ihm hinterher ins Wohnzimmer, genau wie der Rest der Rasselbande. Sascha kniete vor dem hintersten untersten Schrankfach und holte verschiedene Fotoalben heraus. Ich sollte jetzt echt eingreifen. Wenn Kathi sah, dass wir hier Unordnung machten, wäre sie bestimmt stinksauer.
"Da, da ist es." Sascha hielt ein weißes Satinfotoalbum stolz hoch und schaute mich mit funkelnden Augen an als er es mir reichte. Auf dem Teil stand wirklich Unsere Hochzeit in goldener Schrift. Bestimmt war es nur ein Album, wo Jasis und Romans Bilder drin waren. Anders konnte ich mir das gar nicht erklären.
Ich schlug das Fotoalbum auf und traute meinen Augen nicht. Sofort lächelten mich Erik und Kathi an. Sie trug ein Brautkleid und hatte anstelle eines Schleiers einen Rosenkranz im Haar, während Erik einen Smoking trug. Schnell blätterte ich weiter und sah Fotos von einem festlich geschmückten alten Segelboot und mehreren Leuten, die ich nicht kannte. Auf einem Bild waren dann Kathi und Erik zu sehen und hatten Sascha in einem Matrosenanzug auf dem Arm. Das war eindeutig Sascha als Baby. Ich blätterte immer weiter. Das war doch echt nicht wahr. Das ganze musste auf Mallorca gewesen sein als Erik Kathi die Reise zu Weihnachten geschenkt hatte. Dann machte das auch mit dem Feuerwerk Sinn. Wahrscheinlich hatten sie an Silvester geheiratet. Das erklärte auch, warum sie jedes Jahr mindestens einmal im Sommer eine Woche auf einer Segelyacht dort verbrachten. Das war das Schiff auf dem sie geheiratet hatten. Oft genug hatte mir meine Schwester von ihren Freunden auf Malle vorgeschwärmt. In mir fuhren gerade alle möglichen Gefühle zwischen Wut, Enttäuschung und Freude Karussell. Wie sollte ich jetzt mit meinem Wissen umgehen? Ich hatte keine Ahnung. Erst einmal schickte ich die Kinder zurück ins Kinderzimmer zum Brainstorming. Ehe ich dann weiter überlegte, lief ich auch schon mit dem Fotoalbum in der Hand auf die Terrasse und knallte es vor meiner Schwester auf den Tisch.
"Wann wolltet ihr uns das mal sagen?", funkelte ich sie an. Das Mistbiest verzog nicht einmal das Gesicht als sie nach dem Album griff "Wenn ihr uns danach fragt." Das war jetzt nicht wirklich ihre Antwort. Erik, der neben ihr saß, legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
"Was ist denn das, dass du so sauer bist? Ein Album mit fiesen Schnappschüssen von uns?" Franzi schaute mich halb belustigt an.
"Nö, ihr Hochzeitsalbum.", grummelte ich.
"Wie Hochzeitsalbum? Die beiden sind doch gar nicht verheiratet.", mischte sich auch Jasi ein, während alle anderen Gespräche auf einmal verstummt waren. "Doch sind sie. Und zwar schon seit fast sechs Jahren." Jetzt schauten doch so ziemlich alle schockiert.
"Wie jetzt? Du heißt doch aber noch Dorn, jedenfalls hast du immer damit unterschrieben."Jasi schaute meine Schwester mit aufgerissenen Augen an.
"Nö, ich heiße schon seit dem 31.12.2019 Durm. Ich habe mich schon immer gefragt, wann dir das mal auffällt. Selbst im Gesellschaftsvertrag steht Durm." Gerade hatte ich wirklich Angst, dass Jasi die Augen rausfielen.
"Das ist dir echt nicht aufgefallen." Franzi schüttelte ungläubig den Kopf.
"Dorn und Durm sieht doch fast gleich aus.", brummelte sie. Jetzt fiel mir wieder der Besuch beim Gynäkologen ein. Kein Wunder, dass Kathi ihn nicht korrigiert hatte. Er hatte ja Recht, sie hieß Durm.
"Ay, Alter, du hast nicht echt heimlich geheiratet.", Marco gackerte los "Du frisst dich bei unseren Hochzeiten durch und drückst dich um eine eigene Feier." Also, so lustig wie der liebe Herr Reus fand ich das jetzt nicht. Im Moment wusste ich echt nicht weiter. Ich wollte ja nicht mit meiner Schwester streiten oder so, aber ich war ziemlich enttäuscht. Auch wenn ich nie selber heiraten wollte, hatte ich mich doch schon immer auf die Hochzeit meiner großen Schwester gefreut. Andererseits freute ich mich ja auch für sie. Erik war der beste Mann, den man sich für sie und Sascha wünschen konnte. Trotzdem wurde mir das alles gerade zu viel. Ich schnappte mir Nino und stürmte raus zu meinem Auto.
Ich hörte noch Kathi hinter mir herrufen und sah sie aus dem Haus kommen als ich losfuhr. Ich musste erst einmal alles sacken lassen und dann mit meiner Schwester darüber reden. Jetzt wäre ich viel zu aufgewühlt und würde vielleicht Sachen sagen, die mir nachher leid taten. Ich brauchte einfach erst einmal Zeit für mich.
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Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4
FanfictionEndlich das Studium fertig und den perfekten Job gefunden. Vicki ist rundum zufrieden mit ihrem Leben. Wären da nur nicht immer die ständigen Turbulenzen und Herausforderungen mit ihrem besten Freund Dogan und ihrem Hassfreund Mister Protz. Alle die...