Kapitel 2

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"Die Feier war wirklich so schön und stilvoll und die Reden der Professoren." Kathi strahlte mich mit glänzenden Augen an. Plötzlich umarmte sie mich "Und dann hast du auch noch mit Auszeichnung bestanden. Ich bin ja so stolz auf dich." Wieso schluchzte sie denn auf einmal. Ich schaute meine Schwester an. Diese ganze Gefühlsduselei von ihr machte mir so langsam Angst.
"So, los kommt. Jetzt wird gefeiert." Kathi griff nach meiner Hand und zog mich zum Eingang des Acqua, während sie sich noch einmal eine Träne von der Wange wischte. Das machte mir jetzt wirklich Angst. Sonst war sie doch nicht so. Sie wird doch wohl nicht etwa Stress mit Erik haben. Wenn, dann sollte er sich warm anziehen. Dem würde ich sowas von den Marsch blasen. Aber das konnte ich mir fast nicht vorstellen. Dann blieb nur noch Sascha übrig. Mein Herz fing an zu rasen. Hoffentlich hatte mein kleiner Liebling nichts.
"Hallo, Tante Vicki.", erscholl genau in diesem Moment die Kinderstimme, die mir sofort ein warmes Gefühl durch den Körper schickte, hinter mir. Ich drehte mich um und da stand mein kleiner Neffe mit einem kleinen Blumenstrauß in der Hand und strahlte mich an. Sofort ging ich in die Knie, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Seine dunkelbraunen Teddyaugen schauten kurz zu seiner Mama und dann wieder zu mir "Die sind für dich, weil du so schlau bist.", grinste er und streckte mir die Blumen entgegen, ehe er mich mit seinen kurzen Armen umarmte und mir einen Kuss aufdrückte. Ich knutschte ihn zurück und drückte ihn mit meinem freien Arm fest an mich. Sofort ertönte ein Kichern. Der Kleine war mit seinen fünf Jahren wirklich der Hammer. Kaum, dass ich wieder aufgestanden war, umarmte mich auch Erik "Glückwunsch, Schwägerin. Und bald wirst du mich dann offiziell knechten?" Ich musste lachen "Genau, aber das mit der Schwägerin wird wirklich langsam mal Zeit." Es war unglaublich, dass Erik und meine Schwester jetzt schon seit fünf Jahren verlobt waren und es immer noch nicht geschafft hatten zu heiraten. Und das obwohl meine Schwester schon von klein auf von einer Märchenhochzeit geträumt hatte.
"Können wir jetzt endlich was essen?" Sascha schaute zwischen seinen Eltern hin und her. "Na klar, Großer." Ich griff mir seine Hand und ging jetzt wirklich in das Restaurant, denn ehrlich gesagt hatte ich auch massiv Kohldampf. Kaum dass wir durch die Tür waren, kamen schon zwei Mädels auf uns zugestürzt. "Da bist du ja endlich Saschi." Ehe ich mich versah, wurde mein Neffe von meiner Hand gerissen und von den Mädels mitgezogen. Was zum Geier machten die Reus Mädels hier? Mein Blick folgte den Kindern und blieb an einem riesigen gedeckten Tisch hängen.  Ich drehte mich kopfschüttelnd zu meiner Schwester um, die händchenhaltend mit ihrem Verlobten hinter mir her stöckelte und grinste wie ein Einhorn auf Seifenblasen.
"Wie war das? Wir gehen nur im kleinen Kreis essen zur Feier des Tages.", grummelte ich. Obwohl irgendwie gefiel mir die Idee, dass wir ein paar mehr waren als wir fünf.
"Na, hast du es jetzt auch endlich gepackt.", Franzi klopfte mir plötzlich auf die Schulter und auch Marco hielt mir seine Hand und einen riesigen Blumenstrauß hin, um mir zu gratulieren.
"Mein Mann versucht sich schon einmal bei dir einzuschleimen, damit du ihn nicht noch in seinem letzten Jahr zu sehr fertig machst.", grinste Franzi während Marco sie grummelnd anstupste "Man, du machst meinen ganzen Plan zunichte, wenn du mich jetzt schon auffliegen lässt." Ich musste lachen "Ich bin nicht bestechlich, alter Mann." Marco zog empört die Luft ein "Hast du gehört, wie sie mich genannt hat. Ich bin nicht alt. Ich bin gerade einmal 36. Das ist quasi noch blutjung."
Hinter uns wurde die Tür aufgerissen und ein kleiner Wirbelwind mit schwarzen Locken kam herein gesprintet. "Wo sind Maja, Tessa und Saschi?" Ihre großen braunen Augen schauten mich fragend an. Ich deutete nur mit meinem Kopf Richtung Tisch und schon rannte das Mädel weiter.  "Dir auch einen schönen guten Tag.", rief ich ihr noch hinterher, während die anderen Erwachsenen nur lachten, als schon wieder die Tür aufgerissen wurde und Roman mit rotem Kopf hereingestürmt kam.
"Wo ist Leokardia?" hechelte er völlig außer Puste und sah sich panisch um. Ich deutete wieder mit dem Kopf Richtung Tisch und er startete sofort zu seiner Tochter durch, die schon die anderen Kinder volltextete. "Prinzessin."Roman klang ziemlich erleichtert. Als sie ihren Vater sah, setzte Leo sofort eine schuldbewusste Miene auf und ließ sich von ihrem Papa in den Arm nehmen. Das kleine Biest wusste genau, wie sie ihren Vater um den Finger wickeln konnte. Ich war schon gespannt, was sie diesmal angestellt hatte.
"Dein Mann muss aber mal ein bisschen an der Kondition arbeiten, wenn er schon nicht mehr an einer Sechsjährigen dranbleiben kann.", lachte Franzi als Jasi jetzt auch durch die Tür kam.
"Ach hör mir doch auf." Jasi winkte mit der Hand ab "Missi hat sich mal wieder während der Fahrt abgeschnallt und ist aus dem fast noch fahrenden Auto gesprungen als sie eure Autos draußen parken gesehen hat. Sie musste sofort zu ihren Freunden. Roman hatte noch nicht einmal fertig eingeparkt. Also ist Papa hinterhergehechtet und ich konnte fertig einparken " Sie schaute zu ihrem Mann, der seine Tochter auf seinem Knie hocken hatte und ihr scheinbar gerade einen Vortrag hielt wie gefährlich das war.
"So, jetzt lasse dir aber erst einmal gratulieren." Jasi zog mich in ihre Arme "Du weißt schon, dass wir dich nur sehr ungern als Mitarbeiterin verlieren."
"Ja, das wird nicht leicht einen guten Ersatz für dich zu finden.", mischte sich jetzt auch meine Schwester mit ein.
"Naja, ein paar Wochen stehe ich euch ja noch zur Verfügung.", grinste ich
"Gott sei dank. Wir werden noch ein bisschen verschont.", lachte Erik und wedelte erleichtert mit seinen Händen.
"Das hast du nicht umsonst gesagt." Ich erhob drohend meinen Finger.
"Mensch Durm, bist du denn völlig bekloppt? Das gibt garantiert eine extra Schicht.", gackerte Marco "Da nützt dir auch der Familybonus nichts."
"So, jetzt hört auf zu labern und lasst uns endlich essen. Ich habe tierischen Hunger." Da konnte ich Franzi nur zustimmen.
"Wo sind eigentlich deine Jungs?" Ich hatte ja Maja und Tessa schon gesehen, aber Maxi und Philli waren mir noch nicht begegnet. Franzi schaute zum Tisch. Ich folgte ihrem Blick und sah die beiden, die ganz ruhig dort saßen und jeder mit einem Tablett beschäftigt waren. Irgendwie waren sie das komplette Gegenteil ihrer Schwestern, die gerade wie wild zusammen mit Leokardia vor meinem kleinen Neffen herumhampelten. Mein kleiner Teddy schaute den Mädels zu, hielt sich selber aber lieber zurück. Kein Wunder bei der Girlspower.
"Na Muffin, bist du jetzt glücklich?", Dogan riss mich aus meinen Gedanken als er auf einmal vor mir stand. Ich nickte grinsend "Und ob Cookiemonster. Jetzt kann ich bald zeigen, was ich drauf habe."
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und drückte ihm einen Kuss auf die Wange "Und danke, dass du mir immer zur Seite gestanden hast."  Dogan schaute mich mit großen Augen an "Das war doch selbstverständlich."
Hinter uns erscholl auf einmal ein Kanon "Küssen, Küssen." Ich drehte mich kopfschüttelnd um "Ihr seid total bekloppt. Wie oft sollen wir euch noch sagen, dass wir nur beste Freunde sind?"  Ich schaute zu Dogan, dem das ganze auch ziemlich peinlich war, so rote Wangen wie er hatte.
"Klar doch, Muffin und Cookiemonster.", gackerte Marco zusammen mit Jasi, Franzi und Kathi. Erik und Roman grinsten nur und zwinkerten uns zu. Man, waren die alle was dämlich.

Ein Schuss, ein Volltreffer    ✔Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt