Ich schloss hinter mir die Tür zur Reus-Durm-Bürki Privarkita. Vielleicht konnten sie ja hier meine Unterstützung gebrauchen. Ich war nämlich von zu Hause geflüchtet. Es war dort nicht mehr auszuhalten, der neue Eigentümer der Wohnung in unserem Haus, parkte nicht nur Parkplätze zu und blockierte die halbe Straße, sondern fabrizierte mit seinen ganzen Handwerkern solchen Lärm, dass ich mich ehrlich gesagt fragte, was er dort alles umbaute. Der Geräuschkulisse nach zu urteilen, könnte man denken, er ließ das ganze Haus abreißen und neu bauen. Obwohl ich ihn noch nicht einmal wirklikch richtig gesehen hatte, bis auf diese eine kurze Begegnung, geschweige denn ihn kennengelernt hatte, liebte ich ihn schon abgöttisch. Wir würden garantiert beste Freunde werden. Das war mit Sicherheit ein total arroganter Geldsack, der meinte die ganze Welt gehörte ihm und tanzte nach seiner Pfeife. Kaum dass ich im Flur war, hörte ich fröhliches Kindergeschnatter. Das war die reinste Wohltat gegen den Baulärm.
"Uih, hallo Tante Vicki." Mein kleiner Neffe hatte mich als erster entdeckt und kam zu mir angerannt und sprang mir in die Arme. "Spielst du mit uns?"
Ich nickte grinsend. Wie hätte ich seinen braunen Kulleraugen widerstehen können.
"Ja, hallo Vicki.", begrüßte mich jetzt auch Roman und auch Marco grinste mich an.
"Was denn, habt ihr heute Dienst? Wo ist denn Erik?" Weil wenn trainingsfrei war, dann übernahmen alle drei Väter immer zusammen die Betreuung.
"Der musste zu Nobby zum Feiertagsmagazin, müsste aber auch bald hier sein. Nachher kommt dann auch noch Chris.", klärte Roman mich auf. Na, das versprach dann doch noch ein lustiger Tag zu werden. Jasis Vater sorgte immer für Spaß und war der geborene Opa von dem man sämtliche Dämlichkeiten lernte und bei dem man alles das machen konnte, was die Eltern sonst niemals erlaubten.
"So Mädels, ihr geht jetzt noch an den Tisch und macht eure Schwungübungen, die wir euch da schon hingelegt haben.", scheuchte Roman die Mädels unter murren an den großen Tisch, der in der einen Ecke des Raumes stand.
"Und ihr Jungs kommt mit raus ein paar Bälle in den Toren versenken.", forderte Marco seine Söhne auf, die an genau diesem Tisch vertieft über ihren Schulheften saßen.
"Aber Papa, wir müssen erst noch unsere Hausaufgaben fertig machen." Phili schaute seinen Vater vorwurfsvoll an.
"Nix da, die könnt ihr nachher machen, wenn wir mit den Mädels beim Ballett sind." Marco wedelte mit seiner Hand. "Hopphopp, zieht euch eure Fussballschuhe an."
"Papa, dürfen wir auch mitspielen." Tessa hüpfte vor ihrem Vater herum, während die Jungs sich maulend trollten.
"Nix da, ihr macht wie Roman es gesagt hat die Schwungübungen und dann geht es ja auch bald zum Ballett. " Enttäuscht lief Tessa zum Tisch zurück.
"Wo sind denn Franzi und die anderen beiden?" Ich hatte ja gehofft meine Frendinnen und meine Schwester zu treffen. "Die beiden haben Termine und Franzi musste in die Schule zum Rektor.", grinste Marco "Das sind halt echte Reus Bengel. Meine Mutter hatte auch monatlich ein Treffen bei der Rektorin. Die haben sich schon immer abgesprochen, wer den Kuchen mitbringt." War ja klar, dass der als Junge nur Mist gebaut hatte. Manu war mit ihm sicher hart gestraft gewesen und so richtig aufgehört Mist zu bauen, hatte er eigentlich erst als er Franzi kennengelernt hatte. Ich musste an den Führerschein und Fakefreundin-Skandal denken und grinsen. Aber eigentlich hätte ich von den beiden Jungs gar nicht erwartet, dass es da Probleme gab, so ruhig wie sie immer waren. Aber manchmal täuschte man sich ja auch.
"Haben euch eure Mamas die Zöpfe so schön geflochten?" Ich schaute zu Leokardia, Tessa und Maja. Sie hatten alle einen total akkurat geflochtenen französischen Zopf. Ich bewunderte ja immer alle, die das hinbekamen ohne sich die Finger dabei zu brechen. Es hatte mit Sicherheit einen Grund, warum ich einen Kurzhaarschnitt trug.
Die Mädels schüttelten einheitlich den Kopf "Das war ich.", erklang hinter mir stolz Romans Stimme. Ich drehte mich um und starrte ihn schockiert an, während er einmal im Kreis strahlte. Holy shit, da wäre ich ja im Traum nicht einmal darauf gekommen.
"Spielst du auch mit Fussball?", mein kleiner Teddy zog mich an meiner Hand mit in den Garten. Plötzlich schüttelte er traurig den Kopf "Mit den Fensterschuhen kannst du ja gar nicht spielen." Was waren bitte Fensterschuhe? Ich schaute auf meine Füße. Ich hatte Sandaletten an. Wieso also Fensterschuhe?
"Was meinst du damit?" Ich schaute meinen Neffen neugierig an, der sich mit seiner kleinen Hand vor die Stirn schlug "Na, deine Schuhe haben doch Fenster, wo die Zehen rausgucken. Also Fensterschuhe. Ist doch ganz einfach.", erklärte er mir als wäre das völlig logisch und ich schwer von Begriff. Ich musste lachen. Irgendwie hatte er ja recht "Sascha, die nennt man aber eigentlich Sandaletten oder Sandale.", versuchte ich ihn aufzuklären, nachdem ich mich vor ihn gehockt hatte. Er nickte mir zu und kaute auf seiner Unterlippe "Das ist doch aber Blödsinn. Die sind doch überhaupt nicht aus Sand." Glücklicherweise hatte genau in diesem Moment Roman sich im Tor platziert und Marco die Bälle bereit gelegt, so dass ich nicht weiter in Erklärungsnot kam und Saschas Aufmerksamkeit sich sofort auf die Bälle richtete. Maxi und Phili kamen auch angeschlichen.
"So Jungs, jetzt üben wir erst einmal Torschüsse bevor wir zwei gegen zwei spielen."
"Darf ich als erster?" Sascha hüpfte wie ein kleiner Flummi vor Marco.
"Na los, dann versuche dein Glück." Marco strubbelte Sascha durch die Haare, während dieser das Tor mit seinen Augen fixierte und Anlauf nahm. Ich musste sagen für so einen kleinen Stöpsel hatte er schon einen ganz guten Schuss drauf. Als der Ball an Roman vorbei flutschte, riss Sascha seine Arme hoch und hüpfte im Kreis "Tor, Tor. Hast du das gesehen, Tante Vicki." Mein Teddy kam stolz zu mir gerannt.
"Supi, Sascha.", quietschte es hinter mir dreistimmig. Ich drehte mich um und sah die drei Mädels, die jubelten.
"Papa, dürfen wir jetzt auch mitspielen, wir haben die Kringel fertig gemalt." Leo schaute ihren Vater mit ihren dunkelen Kulleraugen an. Diesen Bettelblick sollte man echt patentieren. Da konnte Roman auf keinen Fall widerstehen.
"Ja, bitte Papa.", bettelten auch Tessa und Maja.
"Nix da. Wie oft habe ich euch schon gesagt, dass Fussball nur etwas für Jungs ist. Ihr könnt noch mit euren Puppen spielen oder malen und dann gehen wir auch zum Ballett. Also gebt jetzt Ruhe. Die Zeit bis dahin ist jetzt für Maxi und Phili." Mannometer konnte der Herr Reus aber streng sein und auch Roman schüttelte mit dem Kopf.
"Bitte, Papa.", versuchte es Leo noch einmal. Ich konnte die Mädels ja verstehen. Ich hatte als Kind auch lieber mit einem Ball gespielt als mit Puppen.
"Nix da, Prinzessin. Das ist nichts für Mädchen. Das ist viel zu gefährlich.", lehnte Roman liebevoll aber bestimmt ab. Leo schnaufte empört auf und drehte sich zu den anderen Mädels um. Die drei tuschelten miteinander.
"Dürfen wir dann basteln, Papa?", fragte sie auf einmal zuckersüss ihren Vater.
"Aber natürlich, Prinzessin. Seid aber vorsichtig mit den Scheren.", lächelte Roman seine Tochter liebevoll an.
"Immer doch, Papa.", grinste sie zurück umd schon marschierten die drei ab in Richtung Haus.
DU LIEST GERADE
Ein Schuss, ein Volltreffer ✔Teil 4
ФанфикEndlich das Studium fertig und den perfekten Job gefunden. Vicki ist rundum zufrieden mit ihrem Leben. Wären da nur nicht immer die ständigen Turbulenzen und Herausforderungen mit ihrem besten Freund Dogan und ihrem Hassfreund Mister Protz. Alle die...