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[Jungkook]

Die Kinnlade bereits gefallen, die Augen weit aufgerissen, schaute ich die Narben an dem Oberkörper meines Gegenübers an, die wohl von wirklich schmerzhaften und tiefen Wunden gekommen sein mussten. Ein Blick zu Taehyung, er nickte leicht, seufzte aber schien in keiner Weise zu bereuen, dass er der Grund dafür war oder sich schlecht zu fühlen kam wohl ebenso wenig in Frage.

„Das sind die tiefen Narben, die nicht verblassen, denn ich hatte noch so viel mehr, die mit der Zeit aber nicht mehr zu sehen waren", erklärte Bo Gum. Weil ich nicht nur die Narben sah, sondern genau vor Augen hatte, wie mein Freund sie diesem Mann zugefügt hatte, auch wenn ich nicht da war, zeigte ich anhand einer Handbewegung, dass mir das alles zu viel wurde, war geladen und bereit jeden Moment zu weinen, aber noch konnte ich die Tränen inne halten.

„Ich habe genug gehört", murmelte ich leise vor mich hin, aber anstatt Verständnis für meine Reaktion zu zeigen, lachten die Beiden nur.

„Es waren acht Monate, die ich hier war, in denen ich nur zweimal am Tag etwas zu trinken bekam, an fünf von sieben Tagen etwas zu essen, angekettet, gefesselt und geknebelt mit verbundenen Augen im Keller, auf dem kalten Boden, wenn er keine Lust auf mich hatte, manchmal noch ein dünnes Laken unter mir, weil ich den Boden nicht dreckig machen sollte. Tagelang hatte ich das Tageslicht nicht gesehen, keine frische Luft geatmet und auch wenn es sehr kalt war, war ich immer nackt, hatte nicht einmal Unterwäsche an."

Länger konnte ich es dann nicht mehr zurückhalten, also fing ich an zu weinen.

„Oftmals ließ er mich dort unten auch noch mit offenen und stark blutenden Wunden liegen, die sich dann entzündeten. Die Knochen, die er mir brach, heilten nicht durch einen Gips, sondern höchstens durch einen einfachen Verband um meinen Arm oder mein Bein, ins Krankenhaus brachte er mich nicht. Anfangs wehrte ich mich noch, bekam dann aber Beruhigungstabletten oder mir wurde etwas gespritzt, dass dafür sorgte, dass ich mich nicht rege", erzählte der Braunhaarige weiter.

Ohne es kontrollieren zu können, fiel ich in die Hocke, schlang meine Beine eng an meinen Körper und weinte einfach. Mein Freund sich dabei schnell zu mir nach unten beugend, seine Hand auf meinen Rücken legend, aber es die Berührung war nicht mehr das, was sie einst einmal gewesen war.

„Alle die vor mir und die nach mir hier gewesen waren, nahmen sich das Leben oder waren langsam und schmerzvoll an den Folgen der Wunden, die sich entzündeten, gestorben. Ich war der Einzige, nun neben dir, der lebendig aus der ganzen Sache entkam."

„A-Aber Taehyung...", krächzte ich fast schon, Tränen überlaufen. „Du hast mir gesagt, dass nur Hoseok seine Jungs tötet!"

Taehyung lachte leise auf, stellte sich wieder auf beide Beine und wie er so stand, legte er seine Hand auf meinen Kopf, um seine Finger durch meine Haare gleiten zu lassen, wobei ich aufzuckte, da seine Berührung sich mittlerweile schon wie ein Feuer auf meiner Hand anfühlte.

„Ich töte sie ja auch nicht, sie tun es selbst oder es passiert einfach, weil das der Wille der Natur ist", entgegnete er, mein eigener Freund, der Mann den ich liebte, welcher genauso über mich sprechen würde, da war ich mir sicher, würde er mich eines Tages nicht mehr lieben, was ich gerade sogar anzweifelte, wenn ich ehrlich war.

In meinen Augen nur noch ein Monster.

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slut ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt