1 - PROLOG

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Hallo liebe Supernatural Fans, Sam-Freunde, Dean-Freaks, Castiel-Verehrer und Crowley-Sympathisanten.
Mit diesem Kapitel startet nun die Fortsetzung zur Story "Seelenfeuer", die vorher gelesen werden sollte.

Aber für alle Ungeduldigen gibt's hier eine Micro-Zusammenfassung der Geschichte, die in Staffel 7 beginnt:
Die Winchester Brüder treffen in einer abgelegenen Bar auf eine junge Frau, die beide gleichermaßen fasziniert.
Doch der anfänglich nette Abend entwickelt sich sehr bald in einen Kampf auf Leben und Tod, als eine Dämonen-Elitetruppe beginnt alle Gäste auf bestialische Weise umzubringen.
Allerdings nicht, weil sie hinter Sam und Dean her sind, sondern um der jungen Frau habhaft zu werden.
„Warum interessieren sich diese Dämonen für ein harmloses Mädchen?" Und „Wer hat sie geschickt?"
Dies sind nur wenige der Fragen, die die Winchesters und Bobby sich während des – oftmals – gemeinsamen Weges mit der jungen Frau stellen.
Ein Weg, der sie alle durch Höhen und Tiefen, durch Freundschaft und Misstrauen, durch Kampf und Aufopferung führt, bis am Ende beide Brüder mit gebrochenem Herzen wieder am Anfang stehen.

Auch in SEELENQUAL wird es wieder was "auf die Ohren" geben, sprich Links für Musik.
Ich werde das zu Beginn eines Kapitels immer vermerken, denn die Stücke sind so zusagen als "Soundtrack" zum Kopfkino gedacht.
Also einfach laufen lassen während ihr lest.

So und nun wünsche ich euch viel Spaß!

Und natürlich bin ich wie üblich sehr an eurer Meinung interessiert.
Also schon mal vielen Dank vorab für die Mühe beim Kommentieren. ;-)

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ACHTUNG: MUSIK-LINK

Prolog

Like one, that on a lonesome road
doth walk in fear and dread,
And having once turned round walks on
And turns no more his head;
Because he knows, a frightful fiend
Doth close behind him tread. 

Samuel Taylor Coleridge


Eigentlich war es noch viel zu früh für dieses Wetter. Es war erst Oktober.
Trotzdem begann ein weißes Laken aus Schnee die karge Ebene unterhalb der Höhle zu bedecken.

Die Nacht würde eisige Kälte bringen.
Tödliche Kälte.

Mir kann es egal sein, dachte die Gestalt, die am Höhleneingang hockte.
Ich werde die Nacht nicht mehr erleben!

Nur eine alte, fadenscheinige Decke lag um ihre Schultern.
Sie hatte schon längst den Kampf gegen die Kälte verloren.
Wie gebannt starrte sie auf die tanzenden Flocken, die immer größer wurden.
Sie beobachtete wie der Wind hier Schnee auftürmte und wo anders verwehte.
Alle schien in Bewegung zu sein.
Der Himmel, der nun ungeahnte Mengen der weißen Pracht entließ.
Die Erde, auf die sich das alles verschlingende Weiß niederlegte, wie ein Leichentuch.
Lebendig und tödlich.
Und die eisige Luft dazwischen.

Mit zittrigen Fingern hielt sie das Engelsschwert fest umklammert.
Als könnte es sie in ihrer Verzweiflung trösten, sie vor ihrer Zukunft beschützen oder die Kälte vertreiben.
Doch das Einzige, wozu es nutze war, was es wirklich konnte, würde sie bald erfahren.
Sie atmete tief ein, betrachte die Szenerie unter sich und versuchte dieses Bild des Friedens und der Ruhe in sich zu bewahren, als sie das Heft der Waffe mit beiden Händen umschloss.
Sie streckte die Arme aus, so dass die Spitze der Klinge nun direkt auf ihr Herz zeigte.
Ein starker Windstoß drängte sich in den Höhleneingang und fuhr unter die dünne Decke. Er wehte sie von ihren Schultern und spielte mit ihren hellroten Locken.
Wie ein Liebhaber liebkoste er mit seinem eisigen Hauch ihr Gesicht und erweckte damit schmerzhafte Erinnerungen wieder zu neuem Leben.
Erinnerungen an Eric und an den Mann mit den grünen Augen, die sie manchmal immer noch vor sich sah.
Erinnerungen, die sie versucht hatte zu begraben.
Zu Anfang mit dem von Constantin verordneten harten Training, welches sie zu Beginn manchmal bis zur vollkommenen Erschöpfung getrieben hatte.
Später dann unter Unmengen von Ablenkung. Aber erst vor Kurzem hatte sie begriffen, dass nichts diese Erinnerungen und den Schmerz tilgen würde.
Nichts, außer der Tod.
Sie faste das Heft fester, spannte die Muskeln und holte aus, um die Klinge tief in ihr Herz zu stoßen.
Kurz bevor diese ihr Ziel erreichte, spürte sie etwas auf ihren Händen.
Etwas, das die Klinge von der Erfüllung ihrer Aufgabe abhielt.
Eine fremde Hand.
Eine warme Hand.
Durch diese Hand strömte eine tiefe Ruhe und unendliche Vergebung.
Es war die Hand eines Engels.
Sie wusste es vom ersten Moment an.
Überrascht sah sie auf und direkt in ein gütiges Gesicht mit bereits leicht grauem Dreitagebart, eingerahmt von wirren Haaren.
„Tu es nicht, meine Tochter!"

Sie fragte nicht nach seinem Namen, denn das war nicht wichtig.
Wichtig war nur: „Warum nicht?"

„Oh, es gibt so viele Gründe am Leben zu bleiben, meine Liebe ..."

„Nicht für mich! Nicht mehr!", antwortete sie resigniert.
Noch immer verharrte die Spitze der Klinge auf ihrer Brust.
Sie hatte die Haut verletzt und ein Tropfen Blut rann langsam daran entlang.
Die Klinge auf ihrer Haut brannte wie Feuer.

„Nein, gerade für dich! Denk an die Menschen, denen du so viel bedeutet hast, dass sie für dich gekämpft haben und ihr Leben für dich gaben, um dich zu schützen."

Tante Marie, Eric, Constantin, alle im Kloster!

„Sie haben dich vor den Mächten der Finsternis beschützt, damit du lebst! Damit du eines Tages gegen die wildeste Kreatur der Hölle kämpfen kannst.
Wenn du deinem Leben jetzt ein Ende setzt, dann trittst du ihr Andenken mit Füßen; stellst alles in Frage, an was sie geglaubt haben."
Der Engel sah ihr tief in die Augen. „Ja, du tötest sie noch einmal!"
Er machte eine Pause bevor er leiser weiter sprach. „Und du lieferst mich einem einsamen, verzweifelten Kampf aus, den ich wahrscheinlich verlieren werde. Und mit mir ... die gesamte Menschheit!"
Der Engel, der da vor ihr kniete sah sie wahrlich verzweifelt an.

„Wieso?"

„So wie du deinen Kampf für die Menschheit hier auf Erden kämpfen musst, muss ich den meinen ... im Himmel ausfechten."

Die Frau vor ihm sah in nur fragend an.

„In aller Kürze: ein anderer Engel hat die Macht an sich gerissen und alle aus dem Himmel verbannt," erklärte er.
„Ein Krieg ist entbrannt und wenn ich ihm nicht Einhalt gebieten kann, wird dieser Krieg auf die Erde übergreifen, die Menschheit ausrotten und alles zerstören.
Aber ich bin allein und nur dir kann ich vertrauen; keinem anderem Engel. Einem Menschen?", schnaubte er abfällig, denn er erriet ihren Einwand, bevor sie ihn aussprechen konnte.
„Die sind zu schwach. Zu zerbrechlich. Ich brauche DEINE Hilfe. Deshalb habe ich dich ... gesucht."
Hilfesuchend streckte er ihr die freie Hand entgegen.
„Wir brauchen einander. Bitte, lass nicht das Böse gewinnen. Entscheide dich für das Leben, die Menschheit, das Gute, das ... Richtige!"

Hat er recht?
Würde ich damit wirklich alles, an das sie geglaubt haben, für das sie gestorben sind, verraten?
...
JA!
Es stimmt!
Er hat recht!
Ich kann mich ihnen nur würdig erweisen, wenn ich meine Macht nutze und für das Gute eintrete.
Wenn wir einander wirklich helfen können, kann ich vielleicht die Mission erfüllen, für die die SHARUR ins Leben gerufen wurden. Denn ich bin nicht mehr allein.
Zusammen können wir den großen Feind besiegen!

Langsam entfernte sich die Klinge von ihrem Körper.
Hinterließ nur kurz eine kleine Wunde, die sich Sekunden später bereits wieder geschlossen hatte.
Erschöpft ließ sie die Waffe zu Boden sinken.
Der Engel nahm sie ihr vorsichtig aus den Händen, strich dabei fast zärtlich über ihre eiskalten Finger.
Zuversicht und Mut durchströmte sie plötzlich.
Fürsorglich legte er ihr die dünne Decke wieder über die Schultern und half ihr aufzustehen.
Ein Bild, wie vom guten Samariter, wie es falscher nicht hätte sein können.

„Wie ... wie kann ich dir überhaupt helfen? Du bist ein ... Engel!", fragte sie.

„Ich weiß, du zweifelst. Aber du kannst mir mehr helfen, als du denkst!", antwortete er mit einem beruhigenden Lächeln. „Und dafür helfe ich dir."

Was wird er von mir verlangen?, fragte sie sich ängstlich.

Der Engel nahm sehr wohl ihre Befürchtung wahr und legte ihr eine Hand auf die vor Kälte zitternde Schulter.

Warum ist mir plötzlich so unendlich kalt?

„Wir beide haben viel Arbeit vor uns. Und manches, was ich dir leider werde abverlangen müssen, wird dir schwer fallen. Sehr schwer sogar! Aber sei versichert, es muss sein."

Ein ungutes Gefühl beschlich sie.
Von was in alles in der Welt spricht er da nur?

„Aber es gibt einen Weg, dir all das zu erleichtern. Damit du tun kannst, was getan werden muss!"

„Was meinst du?", fragte sie interessiert.

„Ich kann ... " Der Engel hielt plötzlich inne.
Drehte den Kopf, als hätte er etwas gehört.

„Ich kann es dir jetzt nicht erklären. Wir müssen schnellstens von hier weg, meine Liebe!"

„Warum? Was ist los?"

Panik stand plötzlich in seinen Augen.
„Sie kommen! Sie sind gleich hier!"

„WER?"

„Dämonen! Hunderte!"
Er packte sie am Arm und einen Wimpernschlag später waren beide verschwunden.

Nur die alte, fadenscheinige Decke, die ihr von den Schultern gerutscht war und nun langsam zu Boden fiel, zeugte noch von ihrer Anwesenheit.
Eine starke Windböe, die in die Höhle fuhr, erfasste die dünne Decke während sie noch in der Luft war.
Spielte mit ihr; trug sie fast mit hinaus in den Schneesturm, hätte nicht eine Hand sie aus der Luft gefischt.
Die Gestalt, der die Hand gehörte, drückte dieses unscheinbare Stück Stoff fest an sich, wie einen Schatz.
Seine blauen Augen leuchteten kurz auf.

Schon wollte er wieder von diesem ungastlichen Ort entfernen, als ein Stück angesengtes Papier seine Aufmerksamkeit erregte.
Es wurde wie die Decke durch den eisigen Wind in der Höhle umhergewirbelt, tanzte direkt vor seinen Füßen auf dem kalten Felsen auf und ab.
Neugierig bückte er sich und nahm das zusammengefaltete Papier auf.
Es war zwar kein altes Pergament, aber es war oft angefasst worden.
Sehr oft sogar. Die Abnutzungserscheinungen bezeugten dies eindeutig.
Vorsichtig faltete er das beschädigte Papier auseinander und begann die wenigen noch lesbaren Zeilen zu studieren:

... das alljährliche Treffen aller Sharur des Ordens steht kurz bevor. Ich habe versucht Bruder Ignatius davon abzubringen, aber er hört nicht mehr auf mich. Seitdem ich ...
... leider nicht mehr sein uneingeschränktes Vertrauen.

Du weißt sie fürchten dich und lassen dich nur noch hier im Kloster, weil sie denken, dich dann besser unter Kontrolle ...

... ich in letzter Zeit einige beängstigende Visionen hatte.
Meine Liebe, ich befürchte einen Überfall der Dämonen während dieser Zusammenkunft, denn ich glaube zu wissen, worum es bei diesem Treffen

.... Dämonen ebenfalls .....

... alle Sharur auf die Fährte unseres großen Feindes ....
... letzte Hoffnung ...

... mein Tod Nahe...

... Brief in der Kiste mit ... Geschenk
... versteckt


Danach waren die Worte nicht mehr zu entziffern.
Auch dieses Papier war von ihrer Aura durchtränkt, so oft hatte sie es berührt und mit ihren Tränen benetzt.

Sie war tatsächlich hier gewesen!
Ich habe sie verpasst.
Hoffentlich finde ich ihre Spur wieder.

Enttäuscht und traurig sah der Mann mit dem dunklen Haar, den stahlblauen Augen und dem Trenchcoat noch eine Weile den Schneeflocken bei ihrem wilden Tanz zu, bevor
auch er mit dem Geräusch eines einzelnen Flügelschlages verschwand.


SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt