23 - Tupelo Dungeon Time

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Nach gut fünf Minuten des hinterher Laufens schienen sie ihr Ziel erreicht zu haben, denn der Captain erwartete sie in einem kleinen, mit Monitoren und anderen elektronischen Geräten
vollgestopften Raum, dessen Tür er offen gelassen hatte.
Erwartungsvoll stand er neben zwei Stühlen, die er direkt vor einen der größeren Monitore geschoben hatte.
Als beide Agents den Raum betraten, bedeutete er ihnen mit einer zackigen Handbewegung auf diesen Platz zunehmen.
Shaw und Perry folgten seiner Aufforderung.

Captain Collins war gerade im Begriff das besagte Band zu starten, als er noch ein vertrauliches Wort an die Agents richtete.
„Ich weiß, dass sie als Fe ... ähm FBI Agents schon einiges gesehen haben, aber das hier ist ... anders!"

Die beiden Agents wurde hellhörig.
„Was meinen sie denn damit?", fragte Perry.

„Was ich damit meine? Zum Beispiel, dass der Kollegen, der das Vergnügen hatte sich diese Videos als erster anzusehen, nun in psychologischer Behandlung ist!
DAS meine ich damit! Ich hab's mir auch nur ein einziges Mal angesehen. Danach musste ich fast kotzen!", gab Collins unumwunden zu.
„Und ... es ist in Farbe!"

Die zwei sahen sich vielsagend an.

„Also ich hab sie gewarnt. Was sie gleich sehen ist echt kranker Scheiß und ... nicht von dieser Welt!"
Mit diesen Worten startete er die Aufzeichnung.

„Wenn sie fertig sind kommen sie wieder in mein Büro, da erfahren sie alles weitere. Viel Spaß, Agents!", knurrte der Captain ironisch und verließ dann zügig den Raum.
Er hatte nicht vor auch nur eine Minute der Videos zu sehen. Sei es absichtlich oder zufällig.
Nie wieder!

Die beiden Männer saßen nun erwartungsvoll allein im Halbdunkeln des Raumes und sahen auf den gerade zum Leben erwachenden Bildschirm.
Die Einstellung zeigte das Innere des Theaters. Sie sahen den unteren Teil des Zuschauerraums mit einem kleinen Ausschnitt der Treppe und auch noch einen Teil der Bühne.
Außerdem auch noch einem Mann mittleren Alters in Jeans und weißem Bohemien-Hemd, der gedankenversunken auf dem Rand der Bühne saß.
Entspannt ließ er seine Beine baumeln und blickte dabei auf seine Schuhe.

„Die Kamera muss irgendwo unterhalb des Balkons befestigt sein", kommentierte Sam den Blickwinkel.

Dean nickte nur stumm.

Auf dem Bildschirm tat sich nun etwas.
Man sah, dass der Mann sich überrascht zum hinteren Teil der Bühne umdrehte.
Kurz darauf kamen auch noch einige Beine ins Bild und er sprach zu jemanden außerhalb des Sichtfeldes der Kamera.
Doch sein Fokus blieb nicht lange auf der Bühne.
Bald darauf glitt er von seinem erhöhten Sitzplatz herunter und richtete seine Worte augenscheinlich an Personen, die jetzt aus einer anderen Richtung kommend zur Bühne drängten.

„Na ja, bis jetzt is da ja wenig Aktion drin", ließ Dean von sich hören.

„Ich denke aber nicht, dass der Captain übertrieben hat oder besonders zart besaitet ist. Da kommt noch was. Da bin ich mir sicher, Dean!"
Der Blick des anderen sagte nur „Wenn du meinst".

* * *


Es war gerade mal eine halbe Stunde vergangen, als die beiden Agents wieder bei Captain Collins im Büro erschienen. Beide sahen überraschend wenig mitgenommen aus, als sie sich stumm auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch setzten.
Doch als er in seinen Frühstücksdonut biss, bemerkte er doch ein leichtes Zucken im Mundwinkel Agent Perry's.

„Und, Agents?"

Perry und Shaw sahen sich an, hielten anscheinend so etwas wie eine stumme Zwiesprache, bis sich Shaw räusperte und dann antwortete.
„Ähm, es war in der Tat ... ungewöhnlich, Captain. Und wir haben so etwas bisher auch noch nicht gesehen. Das kann ich ihnen versichern."

„Na, sie wissen gar nicht wie sehr mich DAS beruhigt, Agents", konterte Collins sarkastisch.

Wie die Nichte!, dachte Dean.

„Ich hatte schon befürchtet so etwas würden nur wir hier in Tupelo nicht kennen! Was genau war denn nun ihrer Meinung nach das UNGEWÖHNLICHSTE?
Die blauen Flammen, die den armen Roger bei lebendigem Leib verbrannt haben?
Oder die Art und Weise, wie die zwei – wir glauben jedenfalls es waren zwei – Beleuchter ums Leben gekommen sind?
Oder wie es passieren konnte, dass vier Männer von innen heraus einfach explodiert sind?
Oder – das ist mein ganz persönlicher Favorit – wer die beiden armen Frauen einfach an die Decke, in der Nähe des Notausgangs, genagelt hat und ihnen dann die Bäuche aufschlitzte, damit sie noch sehen können, wie ihre Gedärme auf den Boden unter ihnen klatschen, bevor sie qualvoll sterben?"
Collins Stimme troff vor so viel Sarkasmus und Verbitterung, dass die beiden es kaum noch aushielten.

Sam versuchte wieder etwas Ruhe und Professionalität in das Gespräch zu bringen, auch wenn er den Captain nur zu gut verstehen konnte.
Was er und Dean eben gesehen hatten, ging selbst ihnen als Jägern, die schon zu viel erlebt hatten, an die Nieren.
Sie waren noch nie Zeugen solcher Grausamkeiten geworden.

Nur Dean vielleicht. In der Hölle, aber nicht auf Erden.

Dies musste wirklich das Werk eines sehr übelgelaunten, übernatürlichen Wesens sein.
„Captain, wir können ihre ... Verwirrung gut nachvollziehen. Wir möchten ihnen auch unsere volle Unterstützung in dieser Sache anbieten, sobald sich uns die Möglichkeit dazu bietet.
Denn auch wir arbeiten gerade mit Hochdruck an einigen ähnlichen Fällen, die natürlich streng vertraulich sind.
Wir glauben aber es handelt sich um ein und den selben Täter und je mehr Informationen wir erhalten, desto eher können wir ihn Dingfest machen."
Diese kurze Ansprach schien die gewünschte Wirkung gehabt zu haben, denn der Captain entspannte sich wieder etwas.

Nachdenklich musterte er die beiden Agents vor sich.
„Also gut!"
Er öffnete die Schublade in seinem Schreibtisch und holte eine braune Kladde hervor, die er den beiden auf den Tisch warf. Ganz so, wie man einem Hund einen Knochen vorwarf.
„Hier sind die Kopien für sie!"

Agent Perry griff sich die Kladde und erhob sich kommentarlos.
Etwas überrascht folgte Agent Shaw seinem Beispiel.

„Ähm, also Captain... danke für die Unterlagen. Wir ... ähm sind leider etwas unter Zeitdruck."

Captain Collins nickte nur.
Er schien froh zu sein, die beiden Fed's endlich los zu werden.

Sollen die doch ermitteln, wie sie wollen. Ich werde es auf die gute alte Art und Weise machen. Und wenn ich diesen Mistkerl habe, mache ich kurzen Prozess mit ihm!

Beide Agents waren bereits fast aus der Tür raus, als Shaw doch noch etwas einfiel.
„Ach, Captain. Wir würden uns gern den Tatort ansehen."

„Tun sie, was sie nicht lassen können, solange sie den Schlüssel wieder hier abgeben!"
Er warf Shaw einen großen alten Schlüssel zu, den er ebenfalls aus seiner Schreibtischschublade zutage gefördert hatte.

„Die Adresse steht in den Unterlagen. Aber nehmen sie Gummistiefel mit, Junge!"

SeelenQual - Dark Heroes Rising || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt